Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu
Autoren: Sean Olin
Vom Netzwerk:
Steinen. Alle zwei, drei Meter ragten spitze Pfeiler auf. Durch das gusseiserne Gitter vor der Einfahrt konnte ich das Grundstück einsehen. Es war riesig und zog sich bis runter zum Meer, wo eine Art Privatstrand zu liegen schien. Das Haus sah unserem verblüffend ähnlich. Dieselben abgerundeten Wände, dieselbe Einteilung in diverse Ebenen, sodass die Fenster alle auf unterschiedlichen Höhen lagen. Dad war seinem Stil also treu geblieben. Nur dass unser Haus aus dunkelbraunem Holz war und dieses aus rosa, gelblich und bläulich schillernden Muschelschalen. Jedenfalls sah es aus der Ferne und im Dunkeln so aus. Nirgendwo im Haus brannte Licht. Dad und wer sonst noch da drinnen war, schlief anscheinend.
    Also setzte ich mich neben das Tor, lehnte mich an die Mauer und wartete. Irgendwann würde Asheley schon kommen. Dann konnte sie sich persönlich davon überzeugen, wie viel Liebe Dad für sie übrig hatte. Und dann? Wer war dann noch für sie da?
    Ich. Ich und nur ich.
    Es war die letzte Gelegenheit, ihr diese Enttäuschung zu ersparen. Sie zu retten. Aber was, wenn mir das nicht gelang? Ich wusste genau, was dann wäre. Game over! Dann würden wir genau da landen, wo wir jetzt sind, in den Händen der Polizei. Und das hatte Ash nicht verdient. Ich hab Ihnen ja schon tausendmal gesagt, dass sie an allem, was passiert ist, keine Schuld hat.

Asheley
    Ich rannte und rannte, bis ich nicht mehr konnte, dann ging ich langsam weiter, stundenlang. Am Strand entlang und durch dunkle Wohnstraßen mit kleinen Häusern im spanischen Stil, mit Dachziegeln, die wie zusammengesteckte Keramikscherben aussahen, vorbei an herrlich duftenden Gärten und durch alle möglichen düsteren Ecken, in denen Gott weiß wer oder was lauern konnte. Zum Beispiel Will oder irgendein anderer gefährlicher Typ. Jeder Windstoß, jedes Laubrascheln jagte mir einen Schrecken ein. Dann wurden die Häuser größer, es folgten Villen und herrschaftliche Wohnsitze und dann … o Gott! … das Schild Ensenada Road .
    Sofort kamen mir wieder Tränen, aber dieses Mal vor Erleichterung, und ich versuchte nicht, sie zurückzuhalten. Ich sah mich schon an Dads Haustür klingeln. Er würde aus dem Fenster schauen, um zu sehen, wer da gekommen war, und wenn er mich dann erkannte, würde sein ganzes Gesicht ein einziges Lächeln sein. Er würde die Tür aufreißen, mich in die Arme nehmen und mich festhalten. Ich wäre in Sicherheit. Gleich würde es so weit sein. Nur noch ein paar Meter!
    Ich ging die Straße runter und achtete auf die Hausnummern. Es war stockdunkel. Der Mond war schon vor Stunden untergegangen.
    Ich war schrecklich nervös. Und hatte so große Hoffnungen, dass mir fast schwindelig wurde.
    Dann sah ich den Eagle am Straßenrand stehen. Die Fahrertür stand offen, die Innenbeleuchtung war eingeschaltet.
    Aber von Will war nichts zu sehen.
    Das war das Ende. Er musste sich irgendwo versteckt haben und mich beobachten. Gleich würde er sich auf mich stürzen. Ich hatte ihn ausgetrickst, ihn verlassen. Das musste ihm inzwischen klar sein. Und er ist keiner, der einem jemals verzeiht, wenn man ihn verlässt.
    Ich machte mich ganz klein, drückte mich in den Schatten der hohen Steinmauer, die die Grundstücke von der Straße abgrenzte, und huschte von Hauseinfahrt zu Hauseinfahrt, wie ein Soldat, der sich im gegnerischen Sperrfeuer vorkämpft.
    Alle paar Sekunden blieb ich stehen und horchte auf Schritte oder Atmen oder sonst was, das mir verriet, wo Will sich befand. Aber außer den Wellen, die in der Ferne an den Strand rollten, war nichts zu hören.
    Langsam, ganz langsam näherte ich mich dem Eagle.
    Dann nahm ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr und erschrak so sehr, dass ich leise aufschrie. Eine Eidechse. Es war bloß eine Eidechse. Trotzdem verschlug es mir für einen Augenblick den Atem.
    Ich schlich weiter. Der Eagle stand jetzt genau vor mir. Noch zwei Hauseingänge und ich wäre am Ziel. Ich bückte mich und sah unter den Wagen. Vielleicht stand Will ja auf der anderen Seite. Aber da war nichts. Jedenfalls konnte ich nichts erkennen.
    Vielleicht irrte ich mich. Vielleicht lag Will hinten im Wagen, wo ich ihn nicht sehen konnte, und schlief. Es gab keine Büsche, hinter denen er sich hätte verstecken können, nur die Mauervorsprünge neben den Hauseinfahrten.
    Ich richtete mich auf und versuchte, mich zu beruhigen. Ich dachte, bestimmt würde ich es merken, wenn er in der Nähe war. Dads Haus musste kurz vor mir liegen, und das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher