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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu
Autoren: Sean Olin
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sagte er.
    Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben sollte. Ich wollte es nicht. Er hatte zu viele Gründe, mich zu belügen. Aber auf seine verkorkste Art liebte er mich, und vielleicht versuchte er ja tatsächlich nur, mich vor was Schrecklichem zu bewahren.
    »Komm her«, sagte er und zog mich an den Händen zu sich, als wollte er mich trösten, als ob seine einzige Absicht wäre, mich zu beruhigen.
    Ich hatte keine Wahl. Ich ließ zu, dass er mich umdrehte und an sich zog, bis mein Rücken seinen Bauch berührte. Dann legte er die Arme um mich.
    »Es tut mir so leid«, sagte er. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr.«
    Aber ich hörte schon nicht mehr zu. Stattdessen verfolgte ich ganz entsetzt, was er mit den Händen machte. Er griff mir unters Sweatshirt und fuhr mir über die nackte Haut. Viel zu fest und zielstrebig für eine zufällige Bewegung.
    »Schon okay«, murmelte ich.
    »Aber, hey«, sagte er. »Wir sind in Mexiko. Weit weg von Morro Bay. Das ist doch super. Und wir haben uns. Was brauchen wir mehr?«
    Seine Hand kam langsam höher und war schon fast an meinem BH. Ich stoppte sie und hielt sie fest. Langsam drehte er mich zu sich um und legte die Hände an meine Hüften.
    Sie hätten sein Gesicht sehen müssen! Das sagte alles. Mir wurde fast übel. Er benahm sich, als wären wir in den Flitterwochen und als würden wir jetzt ineinander versinken. Wie hatte er das bloß denken können? Hatte ich ihn etwa scharf gemacht? Ich fühlte mich sofort schuldig, obwohl ich ihn nie, nie-niemals anders als einen Bruder behandelt hatte. Gut, wir hatten in diesem Sommer ein paar Mal miteinander gekuschelt, aber das hatte nichts Erotisches gehabt, wir hatten uns nur vor lauter Angst aneinander festgehalten. Aber jetzt hatte es den Anschein, als ob ich seine wahren Gefühle völlig missverstanden hätte. Ich war immer davon ausgegangen, dass er mich beschützen wollte, so, wie ein Bruder das eben tut, aber jetzt merkte ich, dass es ihm um was ganz anderes ging.
    Mir wurde richtig übel. Körperlich. Beinah hätte ich mich übergeben.
    Was würde er mit mir anstellen, wenn ich Nein sagte?
    Er drückte seinen Kopf an meine Brust.
    Dann fing er an, mich zu küssen.
    »Wir Wunderkinder«, flüsterte er.
    »Ja«, sagte ich. »Wir Wunderkinder.« Gleichzeitig schrie alles in mir: Nein, nein, nein! Wir sind keine Wunderkinder, wenn es das ist, was du die ganze Zeit damit gemeint hast!
    Er irrte sich gewaltig. Der Gedanke an eine sexuelle Beziehung mit ihm war so ekelhaft, dass mir alles hochkam. Am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst, meinen Körper mit seinen Kurven zurückgelassen und wäre an einen Ort geflohen, an dem er nicht existierte, an dem nie wieder jemand meinen Körper begehren würde.
    Aber so einfach war das nicht.
    Er küsste mich jetzt auf den Mund. Mit Zunge!
    Ich war außer mir vor Angst. Ich musste weg! So schnell und weit ich konnte. Zu meiner eigenen Sicherheit durfte ich mir meine Gefühle aber nicht anmerken lassen. Ich musste mitmachen, bis mir ein plausibler Grund einfiel, warum er mich gehen lassen sollte. Ich hab gelernt, mir einen seelischen Schutzpanzer anzulegen, sonst wär ich all die Jahre nicht mit Mom fertig geworden. Aber davor, dass Will mir Gewalt antun könnte … und das befürchtete ich, falls ich ihm nicht gehorchte … davor konnte dieser Schutzpanzer mich nicht schützen. Wenn er mich körperlich daran hindern wollte, das Zimmer zu verlassen, war ich ihm ausgeliefert. Er war viel stärker als ich. Ich musste also vorsichtig sein und ihn in dem Glauben lassen, dass ich ihm bedingungslos vertraute.
    Ich hatte noch die Arme um ihn geschlungen, als ich ihm tief in die Augen sah und hoffte, dass er meine Angst für Begehren halten würde. Ich streichelte ihm über das ungewaschene Gesicht und sagte: »Ich brauch unbedingt was zu trinken. An der Rezeption hab ich nen Colaautomaten gesehen. Eins dieser uralten Modelle mit Flaschen. Ich hol uns schnell eine und bin gleich zurück. Okay?«
    Halleluja, es funktionierte! Er ließ mich los.
    Ich tätschelte ihm das Knie.
    »Ich beeil mich«, sagte ich. »Versprochen.«
    Irgendwie schaffte ich es, nicht loszurennen, bevor ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.

Will
    Zehn Minuten später fing i ch an, mir Sorgen zu machen.
    Ich musste an das dreckige Grinsen des Motelfuzzis denken, als er mir den Schlüssel ausgehändigt hatte. Er hatte sich fast nass gemacht, als er Asheley sah. Die Kinnlade war ihm runtergefallen, er hatte
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