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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands
Autoren: Kate Milford
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hin.»
    Das Hotel Broken Land verdankte seinen Namen einer schlechten Übersetzung, die damit zu tun hatte, dass der holländische Name, aus dem schließlich «Brooklyn» geworden war, so ähnlich klang wie die holländische Übersetzung für den indianischen Namen von Long Island. Der Erbauer des Hotels war sich dessen bewusst, aber es war ihm egal. Ihm gefiel der Name, und nachdem es ihm gelungen war, etliche dubiose Deals mit den Stadtvätern von Gravesend abzuschließen, die ihm die Parzelle am Rand von West Brighton bescherten – ganz am östlichen Ende von Coney Island –, da baute er sich ein Hotel, das des Namens würdig war. Sein eigener Name war Anders Ganz, und das Hotel war erst das zweite Gebäude, das er entwarf. Das andere war ein Herrenhaus irgendwo auf halbem Weg zum anderen Ende des Landes. Es lag fast versteckt in einem Eichenhain. Aber das war vor langer, langer Zeit gewesen.
    Das Hotel wurde auf Sumpfland errichtet und auf venezianische Art von vertikalen Holzstapeln gestützt, die man im Morast versenkte. Während der Bauphase schlossen die Gravesender Wetten ab, wie lange es dauern würde, ehe es ins Meer stürzte. Das Gebäude wirkte weder sonderlich stabil noch auch nur im Mindesten funktionsgerecht. Aber um modernen Architekturstil kümmerte sich der Erbauer ebenso wenig wie um den Ursprung des Namens, den er erwählt hatte.
    Das Broken Land war ein bunt zusammengewürfelter Architektur-Mischmasch. Das Hauptgebäude erhob sich mit stolzen Türmchen und Spitzen gen Himmel, die an französische Châteaus erinnerten. Die Seitenflügel bestanden aus tudoresken Fachwerkkonstruktionen, die auf Terrakotta-Backsteinen saßen, gekrönt von französisch wirkenden Mansardendächern und eckigen Türmen, die nach außen ragten wie die Arme eines bizarren und stacheligen Seeigels. Es gab Brüstungen und mit Ornamenten verzierte Schornsteine, italienische Säulengänge und englische Barockkuppeln. Die holzverkleideten neugotischen Badehäuser wirkten wie winzige Dorfkirchen. Im Zentrum der kreisrunden Auffahrt vor dem Hotel befand sich ein Musikpavillon aus Eisen und Glas, und ein zweiter stand auf der ausgedehnten Rasenfläche oberhalb des Meeres. Über diesen wurde gemunkelt, er habe mit seiner Akustik so manchen Dirigenten in den Wahnsinn getrieben.
    Die Hotelanlage war eine Monstrosität, die nur dann einen einigermaßen vernünftigen Zusammenhang zu haben schien, wenn man sie schielend betrachtete.
    Constantine, dem sein Bein Probleme machte, war nicht mitgegangen, und Sam merkte, dass er sich fehl am Platz fühlte, je näher er dem Hotel kam. «Und Ihr Freund erwartet Sie wirklich?», fragte er, als er und Tom über die runde Einfahrt auf die breiten rosafarbenen Marmorstufen zugingen, die zur Eingangshalle hinaufführten.
    Er war noch nie in einem der vornehmen Hotels gewesen, aber es war unwahrscheinlich, dass sie da drin etwas für einen jungen Kartenzinker und einen Mann übrig hatten, der … nun, der so war wie Tom. Er sah nicht direkt wie ein Landstreicher aus, aber er entsprach bestimmt nicht dem Bild, das sich die meisten hochnäsigen Typen im East End von einem produktiven Mitglied der Gesellschaft machten. Wobei eigentlich niemand, der im Westen von Coney Island lebte oder arbeitete, diesem Bild entsprach. Sam eingeschlossen.
    «Je nervöser du wirkst, desto mehr fällst du auf», sagte Tom. «Und ja, zum fünfzigsten Mal: Ambrose erwartet uns.»
    Gemächlichen Schritts ging Tom die Stufen hinauf, wobei er sich auf seinen Stock stützte, und dann lächelte er den Türsteher breit an. Das Gesicht des Mannes erstarrte zunächst und zog sich grimmig zusammen. Doch gleich wurde es warm und freundlich. Er grinste, tippte sich an die Hutkrempe und zog die Tür auf. Tom erwiderte den Gruß und schlenderte hinein.
    Sam stolperte ihm hinterher. Es war genauso wie bei dem Kartenhai auf der Culver Plaza am Vortag: Sam war klar, dass der erste Impuls des Türstehers gewesen war, Tom abzuweisen, genauso wie der Falschspieler Tom zu Boden hatte schlagen wollen. Egal, wie sehr die Leute heutzutage die Sklaverei verurteilen mochten, sie waren schwarzen Menschen gegenüber nicht freundlicher als Einwanderern. Und obwohl Sam in Brooklyn geboren war, sah er italienisch genug aus, um zu wissen, wovon er sprach.
    Aber wenn Tom die Menschen anschaute, geschah etwas. Auch hier in der Eingangshalle. Tom schritt nicht einher wie die Reichen, die so taten, als ob sie das Katzbuckeln und die Schmeicheleien der
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