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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands
Autoren: Kate Milford
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Hotelangestellten und die Verbeugungen aller im Raum verdient hätten. Er ging genauso wie er in West Brighton gegangen war, und trotzdem verhielten sich alle Anwesenden, als ob er plötzlich gewachsen sei und aufrecht gehen würde, als ob er jung … und weiß geworden wäre, anstatt alt, gebeugt und schwarz zu sein.
    «Es ist ein Rätsel», sagte Tom leichthin zu Sam, als ob der laut gedacht hätte. «Aber immerhin bin ich ein Gast in diesem Haus.»
    Sam stolperte noch einmal. «Sie sind … was?»
    «Ich weiß. Kommt einem mächtig komisch vor, nicht?»
    Sam nickte zustimmend, ehe ihm auffiel, wie kränkend seine Geste war, aber Tom lachte nur. «Ich nehm’s dir nicht übel. Schau mal.» Der alte Mann deutete auf ein Schild auf einem Ständer in der Mitte des Atriums. W ILLKOMMEN , S OLDATEN VON R ESACA , stand darauf. «Ich denke mal, der Besitzer des Hotels hatte Familie auf beiden Seiten. Wie so viele andere auch.»
    Bei näherem Hinschauen erkannte Sam eine ganze Reihe von Männern und sogar ein paar Frauen im Atrium, die nicht so aussahen wie die typisch stinkreichen Gäste, die man an diesem Ende der Insel sonst zu sehen bekam. Einige trugen wilde Rosen am Revers, andere kleine Dornenzweige, aber das war es nicht, was sie so bemerkenswert machte. Es umgab sie eine gewisse Aura; sie wirkten verfolgt und heimgesucht, und Sam vermutete, dass dies einige der Soldaten von Resaca waren. Mit ihren hageren Gesichtern und den Augen, die traurig blickten, auch wenn sie lächelten, machten sie den Eindruck von Menschen, die schreckliche Dinge gesehen hatten.
    Auf Sam wirkten sie so, als ob sie diese Dinge immer noch sehen würden.
    Ambrose saß im Speisesaal an einem Tisch neben einem riesigen Panoramafenster, das zum Meer hinausging. Er war in eine Zeitung vertieft. «Da ist Ihr Freund», sagte Sam und zeigte auf ihn. «Ich gehe jetzt wohl besser.»
    Tom tätschelte seine Schulter. «Willst du uns nicht Gesellschaft leisten, Sam? Hast du heute schon was gegessen?»
    Das war nicht der Fall, und noch ehe er widersprechen konnte, saß er schon zwischen Tom und dem Zeitungsfritzen namens Ambrose. Ihm war sehr unbehaglich zumute, als aus dem Nichts ein livrierter Kellner auftauchte und ein gewaltiges Frühstück auf dem Tisch vor ihm aufbaute. Es dampfte von den Tellern, als die silbernen Kuppeln gelüftet wurden. Auf einem Wagen neben dem Tisch funkelte vielversprechend ein Samowar mit Kaffee. Von jeder glänzend polierten Oberfläche blickte Sam sein eigenes Gesicht entgegen, unsicher und verwirrt. Wie war er bloß hierher geraten?
    «Du bist Sam, nicht wahr?» Ambrose reichte ihm eine Tasse Kaffee. «Rede, wenn du willst. Wenn nicht, entspanne dich. Wie auch immer: Iss. Und guck nicht so, als hättest du dich unter jemandes Mantel hier eingeschlichen. Keiner von uns ist an derartige Mahlzeiten gewöhnt, aber schau uns an: Hier sitzen wir, alle beisammen. Du bist unter Freunden, und wir freuen uns, dass du bei uns bist.»
    «Was viel heißen will», ergänzte Tom, «denn Ambrose ist gewöhnlich nicht der warmherzige und freundliche Typ, weder an Weihnachten noch an sonst irgendeinem Tag im Jahr.»
    «Wie wahr», nickte Ambrose, zog einen Flachmann aus seiner Jackentasche und goss einen Schluck daraus in seinen Kaffee.
    «Dann vielen Dank.» Sam nahm die Tasse entgegen, die Ambrose ihm anbot, und spähte nach dem Sahnekännchen und der Zuckerdose, die außerhalb seiner Reichweite standen. Er zögerte. «Dürfte ich Sie um Sahne und Zucker bitten, Sir?»
    Nachdem er eine atemberaubende Anzahl Zuckerstücke in seinen Kaffee gerührt hatte, begann sich Sam zu entspannen. Sein Blick wanderte über den Tisch hinweg zu der Rasenfläche, die sich zwischen dem Hotel und dem Strand ausbreitete.
    Ein vergoldeter Karren rumpelte über einen der Gartenwege. Gezogen wurde das in der Morgensonne glitzernde Gefährt von einem kleinen grauen Pony. Ein alter Chinese in einem roten Seidengewand und mit einer Mütze auf dem Kopf, unter deren Rand ein langer, dünner Zopf bis über seinen Rücken fiel, führte das Pony am Halfter. Unterhalb des mit Schnitzwerk verzierten Dachüberstands stand ein Name auf den Seiten des Karrens. Auf dem Dach hockte ein Mädchen.
    Ihre Hände waren voller Feuer.
    «Du meine Güte», sagte Ambrose, der Sams Blick gefolgt war. «Ist das etwa die Fata Morgana-Kompanie? So ein Zufall, dass Burns und Liao ausgerechnet jetzt hier auftauchen!»
    Tom erwiderte etwas, aber Sam achtete nicht auf die Männer am Tisch,
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