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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands
Autoren: Kate Milford
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gerade so, sie weit genug zu werfen, dass sie – abgesehen von dem Brennen auf ihren Handflächen – nur ein leichtes Prickeln auf ihren Wangen fühlte. Und weil sie sowieso das Gleichgewicht verloren hätte, ließ sie sich einfach durch die Luke in den Wagen fallen.
    Sie hatte auf den Schmerz gewartet – und er kam. Es war der alte Schmerz in ihren Füßen, der rot erblühte, sodass sie das Brennen ihrer Handflächen beinahe vergaß. Beinahe, aber nicht ganz. Sie klopfte sich den Staub von der Kleidung und drehte sich, die Fäuste in die Hüften gestemmt, zu Mr. Burns um.
    Draußen spendete das zufällig versammelte Publikum immer noch dem Anblick Beifall, der es in Bann gezogen hatte: Ein hübsches Chinesenmädchen hatte brennende Feuerwerkskörper vom Dach eines fahrenden Wagens geworfen. Alle hielten es für ein großartiges Unterhaltungsspektakel; niemand ahnte etwas von dem pyrotechnischen Debakel, das dafür verantwortlich gewesen war.
    Mr. Burns schob seine Nickelbrille auf die Nasenspitze und warf ihr einen Blick zu, der wohl kleinlaut wirken sollte.
    «Schon wieder?», schnaubte Jin.
    «Nein, nein, nein!», protestierte Burns. «Ich war’s nicht. Ich nicht. Ich habe aufgehört.»
    Jin kniff die Augen zusammen und schnüffelte. «Wenn Sie glauben, dass ich nicht den Unterschied rieche zwischen Tabakrauch und Pulverdampf, dann sind Sie ziemlich schief gewickelt.» Sie drehte sich um und suchte mit den Augen die Wand hinter sich ab. Sie bückte sich – und da war sie. Mit der halb aufgerauchten Zigarre zwischen Daumen und Zeigefinger richtete sie sich wieder auf. «Es braucht nur einen einzigen Funken und ein paar lose Körnchen von … von …» Sie beschrieb eine Armbewegung, die den ganzen Wagen umfasste. «Es gibt hier drinnen nichts, was nicht brennbar ist – weshalb Sie hier drin nicht rauchen dürfen!»
    Burns beugte sich vor und beäugte die Zigarre, als ob sie ein exotisches Insekt wäre. «Das ist ja ganz erstaunlich.»
    «Erstaunlich», murmelte Jin. «Als Sie sagten, Sie hätten aufgehört …»
    «Nun ja, ich bin dabei aufzuhören …»
    «Und in Ihrem Bemühen, mit dem Rauchen aufzuhören, wollen Sie uns kurzerhand zu Asche verbrennen, ja?»
    Der Wagen kam rumpelnd zum Stehen. Mr. Burns streckte die Hand aus, pflückte die Zigarre aus Jins Fingern und stopfte sie in seine Tasche, gerade als sich die Tür hinter ihr öffnete und der alte Chinese, der das Pony geführt hatte, seinen Kopf ins Wageninnere schob. Mit einem Finger, der in einem langen, spitzen Fingernagel mündete, deutete er auf Mr. Burns: «Im Wagen ist Rauchen verboten, Guizi!»
    Guizi : Teufel. Das war Onkel Liaos Lieblingsschimpfwort für Mr. Burns. Manchmal erfuhr er noch eine Erweiterung: Yang Guizi , westlicher Teufel, wenn er auf Mr. Burns Abstammung als weißer Europäer hinweisen wollte. Oder aber, wenn er sich weniger ärgerte als üblich, sagte er Laowai , was einfach nur «alter Ausländer» bedeutete. Aus irgendeinem Grund schien es Liao nicht in den Sinn zu kommen, dass in der Welt außerhalb des Wagens er und Jin die Außenseiter waren – oder aber es kümmerte ihn nicht.
    «Wissen Sie», sagte Burns ruhig, «hin und wieder scheinen wir alle zu vergessen, dass diese Kompanie mir gehört.»
    Der alte Mann schob sich an ihm vorbei und griff nach Jins Händen. «Wie schlimm ist es?»
    « Hai hao .» Sie ballte die Hände zu Fäusten, um die Brandwunden zu verbergen. «Es geht mir gut, Onkel Liao.»
    «Du brauchst deine Hände für die Vorstellung heute Abend.» Liao schloss die Augen und holte tief Luft. «Wenn der Yang Guizi etwas anderes als Stroh im Kopf hätte, hätte er schon längst die Wundsalbe geholt», murmelte er mit kaum verhohlener Ungeduld.
    Mr. Burns zuckte zusammen und schoss förmlich quer durch den Wagen zum Erste-Hilfe-Kasten. Liao achtete gar nicht auf ihn. «Das hast du gut gemacht, Xiao Jin. Du hast die Krise aussehen lassen wie einen Tanz.» Der alte Mann tippte ihr auf die verkrampften Finger. «Komm schon, Glühwürmchen.»
    Zögernd ließ sie es zu, dass er die Wunden untersuchte. Mr. Burns blickte ihr über die Schulter. «Es tut mir leid, Jin. Ganz ehrlich.»
    «Es ist kaum der Rede wert», kläffte Liao und riss ihm den Tiegel mit der Wundsalbe aus der Hand. «Sie sagt, es geht ihr gut, also geht es ihr gut.» Trotz ihres Ärgers fing Jin Mr. Burns’ Blick auf und grinste, während Liao ihr die Finger eincremte und dabei leise vor sich hin brummte. «Deshalb sind einige Dinge selbst
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