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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition)
Autoren: Patrick Robinson
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KAPITEL EINS
     
    Auf dem Logan International Airport, gelegen auf einer Zigmillionen Tonnen schweren Landzunge aus Beton, eingezwängt zwischen Rollfeldern, Tunnel und dem Hafen, wimmelte es nur so von Reisenden. Tausende, die sich in die Schlangen drängelten. Man musste sich für Tickets anstellen, für den Check-in, die Sicherheitskontrollen, für Kaffee, Coke und Donuts. Sogar für Cheeseburger, und dabei war es an diesem düsteren, kalten Januartag noch nicht einmal acht Uhr morgens.
    Nach Süden. Süden. Immer wollten alle nach Süden. Nach Florida, Antigua, Barbuda, St. Barts, auf die Inseln, irgendeine Insel, um bloß dieser Kälte zu entkommen, dem Schnee, dem Matsch und dem Eis. Es war der Höhepunkt der Saison. Hohe Tarife, ruinöse Hotelrechnungen – wen kümmerte es auf diesem eisigen Flughafen im winterlich-unwirtlichen Boston. Außerhalb der Abflugterminals pfiff ein strenger Ostwind, der geradewegs von den schiefergrauen Gewässern der Massachusetts Bay hereinwehte. Zwei Kilometer weiter westlich ragten die frostigen Granittürme der City in die Höhe.
    Dies war einst die Heimat der schlachterprobten Neuengländer gewesen, die die Kälte akzeptiert und mit einem Schulterzucken abgetan hatten. Doch das war vorbei. Heute pochte man auf den Wohlstand der Moderne, auf Flugreisen und das Gefühl, man habe Besseres verdient. Verdammt noch mal, die beschissene Tundra kann mir gestohlen bleiben. Ich will hier raus.
    Die Massen der ungeduldigen Urlauber kollidierten mit den sowieso schon genervten Geschäftsleuten, die durch die Bank weg von den Startverspätungen die Schnauze voll hatten. Und wie immer am Montagmorgen herrschte das reinste Chaos.
    »Total verrückt«, murmelte Officer Pete Mackay und ergriff fester seine MP, während er sich durch die Menge schob.
    »Kannst du laut sagen«, kam es von seinem Gefährten, Officer Danny Kearns. »Jeder Osama-bin-Arsch könnte spurlos in der verdammten Donut-Schlange untertauchen.«
    Mackay und Kearns waren auch außerhalb des Bostoner Police Department Kumpel. Beide waren glühende Anhänger der New England Patriots. Jede Saison glaubten sie elf, manchmal sogar zwölf Monate lang aus tiefstem Herzen, dass dieses Jahr wirklich ihnen gehörte, dass endlich mal wieder die glorreichen Jahre der Super-Bowl-Siege anbrechen würden.
    Sie lebten für den Football. Ob beim Essen oder Schlafen, sie dachten an Football. Nachts schreckten sie aus dem Schlaf hoch und führten die Patriots zum Angriff; der große, stiernackige Pete Mackay war in seinen Träumen der größte Defensive Lineman aller Zeiten; Danny, etwas bescheidener, sah sich als der schnellste Running Back auf Erden. Wann immer sie Zeit hatten, gingen sie gemeinsam zu den Spielen und nahmen abwechselnd ihre Jungs mit, Pete seinen Patrick und seinen Sean, und Danny Mike und Ray.
    Beide Polizisten waren Bostoner Iren der fünften Generation; beide wohnten im Süden der Stadt am Ufer gegenüber dem Flughafen. Ihre Ururgroßeltern waren etwa zur gleichen Zeit, kurz nach der großen Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts, aus Irland emigriert. Keiner konnte sich daran erinnern, dass sich die Mackays und Kearns nicht gekannt hatten. Auch Petes und Dannys Vater waren Bostoner Polizisten gewesen.
    Beide hatten dieselbe Grundschule in Southie besucht, sie hatten zusammen auf der Straße Football und Baseball gespielt, hatten sich mit den Jungs aus der Nachbarschaft geprügelt und eine glückliche Kindheit voller Raufereien erlebt. Sowohl Pete als auch Danny hatten es auf die Universität geschafft, und beide hatten dort natürlich Football gespielt – leider nicht auf höchstem Niveau, wie sehr sie sich auch anstrengten.
    In der Folge standen die beiden Männer mit schwer geprüftem Stolz bedingungslos zu den Patriots, wozu ein hohes Maß an Selbstironie gehörte, die allerdings zu völlig unvernünftiger Leidenschaft aufwallte, wenn mal wieder »Barbaren« vor den Toren standen – das hieß, wenn ein Team aus einer anderen Stadt die Jungs aus Foxborough herausforderte.
    Als Polizist war der 34-jährige Pete Mackay dazu ausersehen, es bis ganz nach oben zu schaffen. Er war ehrgeizig, hartgesotten und gefiel sich in gelegentlichem Zynismus. Noch immer flink auf den Beinen, verstand er es meisterhaft, die gelegentlichen Ausbrüche von innerstädtischer Gewalt zu regulieren. Wie Danny war er ein ausgezeichneter Scharfschütze. Daneben besaß er einen rechten Haken wie von einem Presslufthammer, falls jemand so dämlich
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