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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands
Autoren: Kate Milford
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menschlich, obwohl sich das Mondlicht auf der sandigen Oberfläche seines hageren Gesichts irgendwie unnatürlich brach.

«Das also ist unsere Kreuzung, was?», sagte Bones.

«Ich weiß nicht.» Walker schaute ans gegenüberliegende Ufer, auf die Docks von New York. «Ich meine, der Ort ist perfekt, aber …» Er drehte sich um und beäugte die rauchenden Schornsteine der Stadt hinter ihm. «Wir sind nur zu zweit.»
    «Er ist perfekt», beharrte Bones. «Ganz offensichtlich ist er perfekt.» Aber er klang nicht erfreut.
    «Offensichtlich, aber es ist … eine waghalsige Sache», sagte Walker leise. «Mehr will ich damit nicht sagen.»
    «Ja.»
    «Meinst du, wir schaffen es?»
    «Er erwartet von uns bis zu seinem Eintreffen eine beachtliche Leistung», murmelte Bones. «Er würde vermutlich verstehen, wenn wir ein bisschen mehr Zeit brauchen, um den Ort einzunehmen, aber wenn wir nicht wenigstens die Säulen der Stadt identifizieren können, bekommen wir Schwierigkeiten.»
    Der schwarzäugige Mann schien anderer Meinung zu sein. «Nein. Wenn Jack kommt und wir nicht bereit sind – richtig bereit, meine ich –, wird er uns nicht verzeihen. Nicht nach dem letzten Mal.»
    «Ob er verzeiht oder nicht, ist mir völlig egal», sagte Bones und seine silbrigen Augen glitzerten, während hinter ihm auf dem Fluss ein Segelschiff unter der unfertigen Brücke hindurchfuhr. «Es gibt Schlimmeres, als ohne Verzeihung zu bleiben.»
    Walker, den Hut tief in die Stirn gezogen, nickte. «Da hast du wohl recht.» Er zupfte ein goldfarbenes Seidentuch aus seiner Hosentasche, band es sich über Mund und Nase und zog seinen Hut noch ein Stück tiefer über die Augen. Dann wich er in den Schutz eines Hauseingangs zurück. «Mach dich an die Arbeit.»
    Bones nickte. Er wandte sich dem Fluss zu und blickte nach Westen, hinüber nach New York. Dann holte er tief Atem, und vom Wasser erhob sich eine Brise und taumelte durch die leere Straße.
    Einen Mund voll nach dem anderen saugte er die Luft an, und die Brise verstärkte sich zu einem rauen Wind, der Staub und Steine, Schmutz und Schutt und allerlei Treibgut aus der Stadt über den Fluss trug. Mit geschlossenen Augen atmete Bones alles ein.
    Walker schob seine hagere Gestalt so weit wie möglich in eine windgeschützte Ecke. Dann drehte sich Bones nach Osten und blickte in den Abgrund von Brooklyn. Dreimal noch holte er Atem und fing den Wind ein. Er stand inmitten eines gewaltigen Wirbels aus Schmutz und Schotter, atmete ein, schmeckte alles, während ihm der blaue Filzmantel um die Fußknöchel schlug.
    Dann öffnete er die Augen und runzelte die Stirn. Der Tumult in der Luft legte sich.
    «Steinstaub und Sandstaub, Flussschlamm … Kohle und Müll, Papier und Stahl und Abwässer …» Bones spuckte aus. «Ich kann die Adern dieser Stadt nicht schmecken und auch nicht die jener anderen Stadt auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses. Es ist zu viel im Weg, zu viele Menschen, zu viel Geschäftigkeit. Wir müssen die Säulen auf andere Art finden.»
    Walkers gemurmelte Flüche wurden durch das Tuch vor seinem Mund gedämpft. Er riss es sich vom Gesicht und schlug es einmal knallend aus, um den Staub abzuschütteln. «Ich vermute, du hast keine Idee, wie wir das machen sollen, oder?»
    Bones warf ihm einen kalten Blick zu. «Zwei Tage sind zu wenig, um es richtig zu machen. Wir können uns glücklich schätzen, wenn wir in der Zeit auch nur eine Säule finden. Alle zehn aufzuspüren ist unmöglich.» Er schaute wieder hinauf zur Brücke. «Wir müssen es wohl mit Cinefaktion versuchen. Wenn wir das schaffen, können wir die Stadt einnehmen, noch bevor er kommt. Bitte sag mir, dass du Zunder hast.»
    Walker griff in die Uhrentasche seiner Weste und zerrte die Kette heraus. An der Uhr hing ein kleines Röhrchen aus gehämmertem Zinn. «Jack meinte, wir dürften es nur verwenden, wenn wir keine andere Wahl hätten. Das Kohlestück war von Anfang an viel zu klein. Er kann nicht ständig Teile davon abschlagen.»
    «Nun, wir hatten eine Wahl, bis du beschlossen hast, zwei Wochen auf diesem blödsinnigen Flussdampfer zu vergeuden. Jede andere Form von Übernahme braucht mehr Zeit, als uns zur Verfügung steht.»
    «Tja, dann machen wir wohl besser Gebrauch hiervon», gab Walker zurück und schob die Zunderbüchse wieder in seine Tasche.
    «Ja, das empfiehlt sich.» Der gepresste Sand, aus dem Bones’ Gesicht bestand, verschob sich, und sein Mund öffnete sich zu einem Grinsen, das wie eine
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