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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands
Autoren: Kate Milford
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einem Backofen durchgebraten werden, und in den meisten dieser Zimmer lebte eine ganze Familie zusammen, manchmal auch zwei.
    Aber hier … Hier gab es nur zwei Jungen, die sich ein sauberes Dachzimmer teilten, das zwei Fenster besaß und jede Menge frischer Meeresluft, die es kühl hielt. Trotzdem legte man alte Gewohnheiten nicht so leicht ab, und der Ausblick vom Dach war einfach zu gut, um ihn an einem schönen Sommerabend nicht ausgiebig zu genießen. Jedenfalls solange Ilana nicht hinunterfiel und sich sämtliche Knochen brach.
    «Wie hieß doch gleich dieses Spiel, das Muhlhaus und seine Brüder immer spielten?», fragte Constantine und wühlte durch das Häufchen an Broten und Kuchen, das Ilana mitgebracht hatte.
    «Tysiacha», sagte Sam nach kurzem Nachdenken. «Ja, das wird dir gefallen, Illy. Nimm alle Karten aus dem Spiel, die niedriger sind als die Neun.»
    Ilana runzelte die Stirn. «Ich will eins von deinen Spielen lernen, Sam.»
    «Eins von meinen Spielen?» Oh nein .
    Constantine schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und schüttelte den Kopf. «Deine Mutter wird uns nie verzeihen, wenn wir aus dir einen Kartenhai machen, Illy», sagte er.
    «Aber …»
    «Und ist dir übrigens aufgefallen, dass jemand Sams Gesicht heute zu Brei geschlagen hat?», verlangte er zu wissen.
    Sam saß still da und vermied es, einen von ihnen anzuschauen, während er die untersten Karten aus dem gemischten Haufen zog.
    «Ich fange doch nicht an, um Geld zu spielen», empörte sich Ilana.
    «Das ist richtig, jedenfalls nicht heute Abend.» Con streckte die Hand nach den zwei Stapeln Spielkarten aus. «Wir spielen Tysiacha. Du kannst mitspielen oder es lassen. Uns ist es egal.»
    «Con, holst du uns was, womit wir die Punkte aufschreiben können?», bat Sam. «Ich gebe derweil.» Constantine nickte knapp und kletterte wortlos durch das Fenster wieder ins Zimmer. Ilana schaute ihm mit vor der Brust verschränkten Armen und gerunzelter Stirn nach. «Er will dich nur beschützen», sagte Sam leise. Er tippte sich gegen den Bluterguss auf seinem Wangenknochen. «Das hier macht ihm Sorgen. Nicht du. Nichts, was du getan hast. Okay, Illy?»
    Sie schlang die Arme um ihre Knie, zog sie an ihre Brust und nickte. Aber ihr Gesicht war tomatenrot.
    Sam gab ihr die Karten. «Du teilst aus. Jeder kriegt drei Karten, dann drei in den Pott, und dann jeder nacheinander eine Karte, bis keine mehr da sind. Verstanden?»
    «Ja.»
    «Bin gleich wieder da.»
    Er schwang die Beine über den Fenstersims und sprang in das Mansardenzimmer, wo Constantine am Schreibtisch stand, den sie sich teilten, und Sams offenen Kartenkasten betrachtete.
    «Bist du fertig?», fragte Sam leise. «Da draußen sitzt nämlich eine Kleine, die glaubt, dass sie etwas falsch gemacht hätte, weil man sie gerade angemotzt hat.»
    «Ich soll also einem Kind beibringen, wie man ein Spieler wird? Soll sie auf die Straße schicken, damit sie mit einem zerschlagenen Gesicht heimkommt, während ich hier sitze mit diesem blöden Bein, diesem blöden Arm …»
    «Con, hör auf damit, es ist nicht deine Schuld. Ich habe nicht aufgepasst. Ich weiß doch, wie …»
    «Ich werde sie nicht unterweisen, und du wirst es auch nicht tun.» Constantine schnappte sich einen Bleistift vom Schreibtisch und marschierte an Sam vorbei zum Fenster. «Sie kann mit uns spielen, aber keine Wetten mehr, keine Fingerübungen, keine Kartentricks. Kein Gerede mehr über Spieltaktik oder wie man einen Kunden einschätzt. Jedenfalls so lange nicht, bis ich in der Lage bin, auf euch beide aufzupassen. Dich kann ich nicht vom Spielen abhalten, sie aber schon.»
    Plötzlich zuckte er zusammen, vermutlich weil ihm klar geworden war, wie laut seine Stimme geklungen hatte. Er hastete zum Fenster, rutschte auf den Karten aus, die Ilana verteilt hatte, und landete bäuchlings auf den Schindeln. Sam folgte ihm so schnell er konnte, aber als er auf dem Dach war, war Illy schon über die Kante verschwunden und durch das Fenster in ihr Zimmer geklettert.
    «Das also ist unsere Kreuzung, was?», sagte Bones.
    Er und Walker standen auf einer dunklen Straße unter dem hölzernen Laufsteg, der den provisorischen Rücken der Brücke bildete, die man errichtete, um die beiden Städte – New York und Brooklyn – miteinander zu verbinden. Bones schaute nach oben, betrachtete die gedrehten Stahlseile und die gigantischen Steinbögen, die das Mondlicht einfingen. Bis auf die Muschelaugen wirkte er jetzt völlig
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