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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta
Autoren: Berte Bratt
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du erwachsen geworden bist, seit ich dich das letzte Mal sah? Du bist erwachsen, und du bist glücklich, Britta. Also, wie heißt er?“
    Ich holte tief Luft, und dann erzählte ich. Von den Eseln, von den Tuilerien, von den Touristenbussen und von Versailles - aber vor Petit Trianon machte ich Halt.
    „Du bist ein prima Mädel, Britta“, sagte Ellen. „Aber wie dem auch sei, jetzt bin ich hundemüde, ich komme schließlich direkt aus dem Krankenbett.“
    Sie stand im Morgenrock und legte Reinigungscreme aufs Gesicht, ich steckte grade die Füße in die Pantoffeln.
    Die Uhr schlug elf. Und dann ging die Türklingel.

Die große Aussprache
    Ich habe zurückgeblättert in dem, was ich geschrieben habe, und entdeckt, daß ich zum zweitenmal ein Kapitel durch ein dramatisches Geklingel an der Haustür beschließe. Aber ich kann ja nichts dafür, daß es beide Male in dieser dramatischen Art geschah. Das erste Mal, als ich schwankend, mehr tot als lebendig im Flur stand, und das andere Mal, spät am Abend, und das nach diesem ereignisreichen Tag!
    „Nanu“, sagte Ellen, „kommt Pierre zu dieser Tageszeit zu Besuch?“
    „Unsinn“, sagte ich. „Pierre war noch niemals hier.“
    Jetzt brauchte ich keine Angst zu haben, aufzumachen. Jetzt waren wir ja zu zweit im Haus, außerdem pflegen Einbrecher nicht zu klingeln, und wer Schnürsenkel oder Nähsachen verkaufen will, kommt kaum um elf Uhr abends. Vielleicht ist es ein Telegramm! durchfuhr es mich.
    Ich öffnete, und im nächsten Augenblick hatte ich die Arme weit geöffnet.
    „Vati, Paps!“
    „Du Range, öffnest die Tür ohne die Sicherheitskette vorzulegen!“
    „Ja, aber Vati, wir sind noch zwei im Haus. Ellen würde mich schon beschützen. Übrigens. warum klingelst du? Du hast doch die Schlüssel?“
    „Die stecken im anderen Anzug“, sagte Vati. „Wie geht es euch denn, Kinder? Alles wohlauf?“
    „Großartig, Paps, könnte gar nicht besser sein.“
    Wir gingen in die Stube, und Vati zündete die Lampe an.
    „Laß dich ansehen, mein Kind. Du siehst geradezu strahlend aus. Es scheint, daß Ellen dich gut behandelt hat.“
    Ellen kam im Morgenrock aus dem Schlafzimmer.
    „Nein, was für eine Überraschung, Onkel Benno! Kommst du, um mich abzulösen?“
    „Ach, weit entfernt, ich hoffe, daß du bis zum zwanzigsten bleiben kannst, ich brauche dich - das heißt: Britta braucht dich so lange wie möglich.“
    „Ich kann auch länger bleiben, Onkel Benno.“
    „Du bist ein Goldschatz, Ellen! Nein, wißt ihr, Latour mußte auf eine Spritztour nach Paris, da sprang ich in das Auto und fuhr mit. Ich muß übermorgen zurück. Ich wollte nur die Gelegenheit ausnützen, euch zu überraschen und zu sehen, was für Verrücktheiten ihr anstellt, wenn ihr allein seid.“ Vati strahlte wie eine Sonne. Er sah müde aus, aber so froh und vergnügt, wie ich ihn selten erlebt hatte.
    „Ihr müßt verstehen: ich muß wie ein Kuli arbeiten, damit ich fertig werde, bis Ellen abreist. Außerdem habe ich einige Pläne, über die ich mit dir sprechen muß, Britta. Ist es möglich, in dieser Katzenpension ein Nachtquartier zu bekommen, und hast du etwas Eßbares für einen müden und überanstrengten Künstler?“
    „Ja. Katzenessen aus der Büchse“, lachte ich. „Setz dich nur, Paps, du kannst richtige deutsche Butterbrote bekommen. Ich habe auch eine Schinkendose!“
    „Gib her, mein Kind, so schnell wie möglich.“
    Als ich mit dem Essen hereinkam, stand Ellen auf. „Ich denke, ihr könnt ohne mich auskommen“, lächelte sie, „ich bin müde, und du hast sicher eine Menge Dinge, die du mit Britta besprechen willst, Onkel Benno.“
    „Das stimmt! Gute Nacht, liebe Ellen. Dank für alles, was du für mein kleines Mädel getan hast.“
    „Es gibt wirklich gar nichts in der Welt, wofür du weniger zu danken hast, Onkel Benno“, sagte Ellen, und mit dieser sonnenklaren und einleuchtenden Wahrheit als Schlußwort ging sie in das Schlafzimmer und schloß die Tür hinter sich.
    Vati und ich waren allein, und ich wußte, daß ich jetzt mit ihm sprechen mußte, wenn wir auch die halbe Nacht aufbleiben sollten. Ich würde keine Minute schlafen können, mit dieser Geschichte auf dem Gewissen. Komme, was kommen mochte. ich war Temperamentsausbrüche gewohnt, und wenn bloß das erste Gewitter vorbei war, würde ich meinen Brummbär schon beruhigen können.
    „Du mußt wissen“, sagte Vati, als er sein erstes Butterbrot intus hatte, „daß diese Kirchenrestauration
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