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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta
Autoren: Berte Bratt
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Burschen sehen, ehe ich abreise.“
    „Ach, Vati, wie freue ich mich!“
    „Und dann will ich an Edda Callies schreiben - wir wollen ausgehen und ihr etwas kaufen, und auch etwas für dich! Aber jetzt gehen wir endlich ins Bett; weißt du, wie spät es ist?“
    „Gleich zwei Uhr. Gehst du zuerst ins Bad oder ich?“
    „Geh du zuerst, ich rauche so lange.“
    Als ich vom Bad im Pyjama zurückkam, saß Vati noch im Lehnstuhl. Er saß und schaute mit einem kleinen Lächeln nachdenklich vor sich hin. Er war so hübsch, wie er dasaß, ja, und wie soll ich es beschreiben, es war nichts übrig von dem aufbrausenden, vergnügten, munteren unberechenbaren Paps. Er war so ruhig und so harmonisch - beinahe hätte ich „erwachsen“ gesagt.
    Ich ging zu ihm und strich ihm über das Haar. „Gute Nacht, Paps, ich hab’ dich so lieb!“
    „Das hast du bewiesen, mein Kind. Lieber Gott, sich denken, daß man so reich ist, die Liebe der Tochter so unbedingt zu besitzen, wie ich es tue - weißt du, Britta, wenn ich es mir überlege, bin ich seit vielen Jahren nicht so glücklich gewesen. Genau gesagt, nicht, seit Mutti starb.“
    „Paps, habe ich dich so glücklich gemacht?“
    „Ja, genau du, kleiner Strolch. Gute Nacht, Putzi.“
    Ich ging zur Schlafzimmertür und hatte schon die Hand auf der Türklinke, als Vati fragte: „Du, sag mal, wann kam Ellen eigentlich? Ist sie schon lange hier?“
    Ich öffnete einen Spalt der Tür, drehte mich um und legte den Finger auf den Mund.
    „Sechs und eine halbe Stunde, Paps! Gute Nacht!“
    Ich huschte wie ein Geist durch den Türspalt und schloß die Tür lautlos hinter mir.

Was nachher kam
    Wenn ich alle Einzelheiten erzählen wollte, von dem, was sich in den kommenden acht Wochen ereignet hat - so würde ich in einem Jahr nicht fertig werden.
    Was ich erzählen wollte, habe ich erzählt. Ich wollte von meiner einsamen Zeit erzählen, von Tante Edda und Pierre und wie die beiden Menschen mich auf den richtigen Weg gebracht haben, seelisch und körperlich.
    Was sich danach ereignete, war vielleicht nicht aufregend, aber unsagbar beglückend.
    Ich sitze und denke zurück, und ich erinnere mich an verschiedene Episoden.
    Vor allem an den Nachmittag, als Pierre und seine Mutter uns besuchten. Ellen war mir behilflich gewesen, einen reizenden Teetisch zu decken. Vati hatte Blumen gekauft, und ich selbst hatte Kuchen gebacken.
    Vati unterhielt sich mit Pierre auf deutsch, auf der anderen Seite plauderte ich mit seiner Mutter französisch. Ab und zu schwieg Vati und lauschte dem, was ich sagte.
    „Nein, so was! Als ich abreiste, konnte das Mädel zehn Wörter, und jetzt findet sie sich großartig zurecht.“
    „Ja, warum sprechen wir eigentlich nicht alle französisch“, sagte ich, „warum sitzt ihr beide da und murmelt auf deutsch?“
    Jetzt fing Vati auch an, französisch zu sprechen, und auch er hatte viel dazugelernt; er hatte ja die ganze Zeit über französisch sprechen müssen.
    Ellen hatte natürlich gar keine Sprachschwierigkeiten.
    Es war so schön, Vati und Pierre anzusehen. Sie gefielen sich, und der eine wollte so gern, daß der andere ihn mögen sollte!
    Vati fragte Pierre nach seinen Zukunftsplänen, und Pierre erzählte.
    „Reizend für uns, daß Sie nach Bremen wollen“, sagte Vati, „das ist nur eine Ecke weg von unserer Insel.“
    „Ja, ich hoffe nur, daß ich es schaffe“, sagte Pierre nachdenklich.
    „Finanziell, meinen Sie?“
    „Ja, die Mieten sollen in Deutschland sehr hoch sein, wie ich höre - “
    „Einen Augenblick, lassen Sie mich nachdenken.“
    Pierre schwieg, und Vati dachte nach.
    „Ich kenne doch so viele Leute in Bremen“, brummte Vati, „es wäre doch merkwürdig, wenn ich nicht - stopp, jetzt weiß ich etwas. das heißt, ich glaube etwas zu wissen. Ich werde bei einem alten Freund von mir nachfragen. Ich werde also versuchen. doch versprechen kann ich Ihnen noch nichts. und wenn Ihre Speisekammer Ende des Monats leer sein sollte, so machen Sie einen kleinen Ausflug zu uns hinüber und essen sich so gründlich satt, daß es für eine ganze Zeit vorhält.“
    „Das ist wirklich reizend von Ihnen, Herr Dieters. Ich danke Ihnen sehr.“
    „Unsinn, wenn man überhaupt von reizend reden will, so sind Sie es wohl gewesen, der reizend war und meinem eigensinnigen Mädel geholfen hat.“
    Ja, sie gefielen sich gegenseitig. Hinterher vertrauten sie sich mir beide unter vier Augen an.
    „Ein feiner Kerl, dein Freund“, sagte Vati. „Ich mag
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