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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta
Autoren: Berte Bratt
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vielleicht auch andere Dinge nach sich zieht. Du weißt, daß wir in Toulouse waren, da kennt Latour einen Mann - na ja, um es kurz zu machen: Es sind verschiedene Kirchen in Frankreich, die restauriert werden sollen, Britta. Kirchen, die nach dem Krieg nur notdürftig ausgebessert wurden, Kirchen, an denen der Zahn der Zeit genagt hat, und nun wurde ich gefragt, ob ich nicht zumindest noch eine Arbeit übernehmen könnte, ehe ich heimführe.“
    „Hast du zugesagt, Paps?“
    „Ich habe gesagt, ich hoffe, daß es geht. Wann kommen Aubels heim - war es nicht - “
    „Mit dem Schiff am zwölften Juni.“
    „Also in fünf Wochen, und wie lange kann Ellen bleiben?“
    „Bis Mitte Juni.“
    „So lange! Das ist ja großartig, mein Mädel! Nun höre zu, dann bleiben wir dabei, daß ihr weiterhin auf Haus und Katzen aufpaßt. Ich eile übermorgen zu meinen Pflichten und arbeite wie ein Wilder, und sofort, wenn Aubels wieder hier sind, kommst du zu mir nach Südfrankreich. Dort ist es herrlich, kann ich dir sagen! Dann kann ich in Ruhe mit dem anderen Auftrag fertig werden, und Ende Juli fahren wir gen Norden. Was meinst du dazu?“
    „Phantastisch, Paps!“
    Vati blieb sitzen und schaute mich an.
    „Weißt du, daß du dich sehr verändert hast, Britta? Na, das mag wohl in deinem Alter so sein. Du warst ein aufgeschossenes Schulmädchen, als ich dich verließ, und jetzt bist du eine junge Dame.“
    „Was du nicht sagst, Paps!“
    „Ja, es ist wahr! Ich kann mir nur nicht recht klarwerden, worauf wirklich die Veränderung beruht, aber sie ist da. Habt ihr es denn nett gehabt, Britta? Ist alles glatt gegangen?“
    „Na klar, warum sollte nicht alles glatt gegangen sein?“
    „Ja, warum eigentlich auch nicht? Aber weißt du, die ersten zwei, drei Tage war ich unruhig. Ich machte mir schreckliche Vorwürfe, daß ich dich an dem Morgen allein gelassen hatte. Daß ich Ellen nicht mit eigenen Augen kommen sah. Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich über deine erste Karte war.“
    „Du, Paps“. wie mein Herz schlug! Was würde Vati in einer Minute mit mir anfangen? Würde er daran denken, daß ich eine junge Dame war und kein ungezogenes Kind mehr? „Du, Paps, wenn sie nun wirklich nicht gekommen wäre?“
    „Wirklich nicht gekommen?“
    „Es hätte doch irgend etwas dazwischen kommen können. und wenn ich dann ganz allein in Paris und Colombes gewesen wäre und.“
    „Gott bewahre mich vor einem solchen Gedanken! Ja, da wäre ich natürlich auf dem Absatz umgekehrt, hätte alle Freskomalereien links liegen lassen, und - “
    „. hättest die schönste Arbeit, die du je hattest, fahren lassen!“ „Ich pfeif auf alle Freskomalereien der Welt! Was bedeutet das im Vergleich, wenn meine eigene Tochter.“
    „Aber Paps, wenn wirklich so etwas geschehen wäre, wenn Ellen ein Dachziegel auf den Kopf gefallen wäre oder etwas Ähnliches, so hättest du das doch gar nicht wissen können. Du saßest ja mit Latour im Zug. Und nehmen wir an, daß ich nicht telegrafiert hätte, sondern allein im Haus geblieben wäre - “
    „Gibt es noch mehr wenn, du Range, wenn oder wenn, jawohl, wenn. dann hätte ich dir bei der ersten Gelegenheit den Hals umgedreht.“
    Ich ging hin zu Vati und hockte mich nieder vor seinen Stuhl. Er lächelte und strich mir über das Haar. Ich nahm seine Hand und legte sie auf meine Kehle.
    „So, Paps, dann drehe also!“
    „Was soll ich tun?“
    „Drehen! Du wolltest mir doch den Hals umdrehen.“
    Vatis Augen weiteten sich; er nahm meinen Kopf zwischen seine Hände und sah mir in die Augen.
    „Britta, was ist es, das du jetzt versuchst, mir zu erzählen?“
    „Daß es mir sehr gut geht, daß ich gesund und glücklich bin, und daß ich während dieser Zeit eine Menge gelernt habe. Daß ich verstand, wie wichtig diese Arbeit für dich war und deshalb tun wollte, was ich konnte, damit du Ruhe hattest, sie auszuführen.“
    „Nun sei mal so gut, und drücke dich klar und deutlich aus. Soll das heißen, daß Ellen an dem Tag, an dem ich reiste, nicht kam?“ „Paps, dabei bin ich ja gerade - mich klar und deutlich auszudrücken. Ich habe keine Ruhe, ehe ich das nicht getan habe. Aber ich schaffe es nicht, wenn du nicht versprichst, ruhig zu bleiben und nicht hochzugehen. Dies ist so schwierig für mich, daß du mir helfen mußt.“
    „Hochgehen? Hast du mich jemals hochgehen sehen?“
    Da mußte ich laut lachen. Ich schlang meine Arme um Vatis Hals. „Ach, Paps, du bist herrlich. Ja, denk
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