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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta
Autoren: Berte Bratt
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dir, ich habe dich hochgehen sehen, ein- oder zwei- oder zweihundertmal. Aber jetzt, jetzt wirst du es nicht tun?“
    „Nein, ich tue es nicht, Ehrenwort, du Schlingel. Und nun erzählst du endlich alles!“
    Das tat ich. Ich erzählte in allen Einzelheiten, was an dem schrecklichen Morgen, als ich Ellens Telegramm fand, durch meinen Kopf gegangen war. Wie ich zum Telegrafenamt gegangen war und mir im Kopf das Telegramm an ihn aufgesetzt hatte, wie ich dann am Schreibpult entdeckte, daß meine Hand etwas ganz anderes schrieb. Daß mich die ganze Zeit nur der Gedanke aufrecht hielt, daß Vati seine Arbeitsruhe haben sollte, er sollte die Gelegenheit haben, diese Arbeit auszuführen und nicht geängstigt werden.
    Hier drückte mir Vati die Hand.
    „Britta, du mein Kleines - “
    Ich machte keinen Hehl daraus, wie dumm und schusselig und egoistisch und niedergedrückt ich in der ersten Zeit gewesen sei. „Aber Britta, du hast mir doch geschrieben.“
    „Halt, Vati! Hast du zufällig noch die Briefe und Karten?“ „Natürlich habe ich sie.“
    „Dann lies sie noch einmal durch; du wirst sehen, daß ich kein einziges Mal gelogen habe.“
    „Doch! Ich erinnere mich gut, daß du einmal geschrieben hast »herzliche Grüße von uns in Colombes’. Wer waren denn diese ,uns’?“
    „Natürlich die Katzen und ich!“
    Gott sei Dank, Vati lächelte.
    „Aber dann noch etwas, Britta. Du schriebst, daß Ellen dich pflegte, oder war sie dann vielleicht gekommen?“
    „Nein, Paps, ich schrieb nicht Ellen, ich schrieb E. E. bedeutete nicht Ellen, sondern Edda. Und nun möchte ich dir auch dies erzählen.“
    Ich redete mich warm über Tante Edda. Vati lauschte, und seine Augen leuchteten.
    „Gott segne diese Frau Callies für alles, was sie für dich getan hat. Britta, wenn ich nur irgend etwas für sie tun könnte. Außer, daß ich ihr einen langen und dankbaren Brief schreibe.“
    „Du kannst etwas für sie tun. Darauf komme ich noch zurück, aber jetzt habe ich dir beinahe alles erzählt, außer dem Allerwichtigsten, ich meine, dem Allerwichtigsten für mich.“
    „Na, schau mal, bist du nicht der Meinung, daß du mich schon genug erschreckt hast? Also erzähle mir das Ganze. Was ist das Wichtigste?“
    „Pierre“, sagte ich.
    „Hatte ich mir doch gedacht, daß da ein Mannsbild im Spiele ist! Irgendein verflixter Franzose.“
    „Der deiner einsamen Tochter großartig geholfen hat. Er ist ein durch und durch feiner Kerl.“
    „Sieh mal an, und hier hast du also Besuch gehabt von.“
    „Nein, Paps, er ist niemals hier gewesen; aber nun, da du zu Hause bist, wird er gleich kommen. Doch ich bin bei ihm zu Hause gewesen, heute. Er selber mußte weggehen, aber ich habe mit seiner Mutter Tee getrunken.“
    „Äh - “ sagte Vati.
    „Eben“, sagte ich, „grade äh. Er ist ein großartiger Mensch. Du glaubst nicht, welch eine Menge Vernunft er in meinen armen Kopf gebracht hat. Und das war nötig.“
    Vater blieb ruhig sitzen, seine Augen waren ernst auf mich gerichtet.
    „Britta“, sagte er zum Schluß, „weißt du, wozu ich Lust hätte?“ „Man kann nie wissen. Du bist so unberechenbar.“
    „Dir so deinen Po zu versohlen, daß du vierzehn Tage nicht mehr darauf sitzen könntest. Aber sei ruhig. Ich tu es nicht. Doch zu etwas anderem habe ich noch mehr Lust. Und das tue ich.“
    „Herrje - aber bringst du mich zum Schreien, wird Ellen kommen.“
    Vati erhob sich, stand vor mir, groß und breit und kräftig.
    Er nahm mich bei den Schultern, zog mich an sich und legte meinen Kopf an seine Brust.
    „Meine liebe, kleine Britta. Dies werde ich dir nie vergessen. Verstehst du, ich versuche, dir zu danken, Britta. Was du getan hast, ist so wahnsinnig, so vollkommen verkehrt, daß du mir versprechen mußt, nie mehr im Leben so was zu tun. Aber du bist. bist. du bist. die Tochter deiner Mutter. mein liebes Mädel. So etwas hätte Mutter auch tun können. Das ist das Schönste, was ich dir sagen kann, mein Kind.“
    Vatis Stimme war so merkwürdig heiser.
    „Mein Paps, mein lieber Paps.“
    „Und jetzt haben wir uns hoffentlich ausgesprochen, Britta? Keine weiteren Geheimnisse?“
    „Keine, lieber, alter Brummbär. Du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich mich fühle.“
    „Dann glaube ich, daß wir allmählich ins Heiabettchen kriechen sollten; wir haben für morgen viel vor.“
    „So, haben wir das?“
    „Und ob wir das haben! Vor allen Dingen müssen wir losziehen, um deinen Pierre zu treffen. Ich will den
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