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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z
Autoren: Don Winslow
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Bullen, sondern die Konkurrenz. Das ist in der Zeit, als die
mexikanischen Gangs kaum mehr sind als ein schlechter Scherz. Die Vietnamesen
sind überhaupt noch nicht organisiert, es gibt vielleicht gerade einen Chinesen
in ganz Orange County, und die Italiener haben den Markt noch fest im Griff.
Und von denen steckt wahrscheinlich auch einer dahinter, obwohl Z es nie beweisen
kann. Jedenfalls gehen zwei von seinen Kurieren in der Nähe von Riverside hoch,
was Z für ein ziemlich schlechtes Omen hält.
    Da liegen dann zwei ziemlich taffe Kids mit dem Gesicht nach unten in
einem Entwässerungskanal, und Bobby weiß, wer in Wirklichkeit gemeint ist. Er
denkt an den alten Spruch: »Frage nie, wem die Totenglocke schlägt; sie schlägt
dir.«
    Aber was soll er bloß tun? Da sitzt Z in seiner Mietwohnung, die ein
Erwachsener für ihn angemietet hat, in der Hand seine 66er Stang, die er auf die gleiche
Weise erworben hat, und überlegt: Weißt du was? Auf dem Papier existiere ich
gar nicht. Nirgendwo.
    Also macht er die Fliege. Verschwindet.
    »Wie Morgendunst«, beschreibt One Way es mit ehrfürchtiger Stimme,
und seine Synapsen knacken wie Rice Krispies. Er verfolgt vier ziemlich nervöse
deutsche Touristen wie ein treuer Hund, die ganze Forest Avenue in Laguna
hinunter, und schwadroniert: »Es ist so, als würde Z sich einfach über dem Meer
in Luft auflösen. Wer weiß, wo er wieder auftaucht? Manche sagen, in China,
manche in Japan, manche behaupten sogar, sie hätten ihn in Indonesien am
Strand gesehen, ganz so wie Lord Jim, dieser verdammte Teufelskerl. Vielleicht
aber segelt er auch auf einem Boot übers Meer, oder ist es ein U-Boot, Z als
Captain Nemo, wie dieser James Mason oder wie er hieß. Aber eigentlich ist er
einen Tag am Strand und am nächsten nicht mehr, da ist er einfach weg, Mann.
Weg. Paddelt vielleicht einfach auf seinem Brett raus aufs Meer, und dann
verschwindet er hinter den Brechern und... sayonara.«
    Aber das Geschäft läuft und läuft. Z hat ein Verteilersystem
aufgebaut mit Zwischenhändlern und Vertretern und Rabatten und Gewinnbeteiligungen.
Z schafft das beste Gras an der ganzen Westküste heran. Nur erstklassigen
Stoff. Bündelweise. Bringt es einfach auf kleinen Schiffen herein wie die alten
Schmuggler früher, und ab und zu, wenn er eins verliert, geht ein
Zwischenhändler hoch. Aber an Z kommt die Drogenbehörde nie ran.
    »Fünfmal dachten wir schon, wir hätten ihn«, sagt Gruzsa. »Und dann
stellte sich raus, es war ein ganz anderer.«
    »Nach Z zu greifen ist so, als wollte man nach dem Nebel greifen«,
echot Escobar. Zur Untermalung grapscht er in die Luft.
    Z wird eine richtig große Nummer. Z beliefert die ganze Westküste, den
ganzen Westen. Wenn du fünf Yuppies vor dir hast, die nach ihrem pochierten
Lachs eine extradicke Tüte rauchen, kannst du sicher sein, dass sie aus Z's
Dope gerollt ist.
    »Er ist einfach unheimlich clever«, erklärt Gruzsa. »Kein Koks, kein
Smack, kein Speed, kein Acid. Nur erstklassiges Gras. Opium. Thai-Sticks. Und er
verkauft nur an Leute, die bar bezahlen. So kriegst du als Zwischenhändler erst
gar keinen pickeligen Bubi oder Heavy-Metal-Fan oder Möchtegernrocker, der
dich bei jeder Gelegenheit hochgehen lassen kann. Wenn du als Bulle jemanden
mit Z's Dope erwischst, kommt er auf Bewährung frei und ist schneller in der
Entziehungsanstalt, als du wieder zurück auf deinem Revier bist. Z's
Kundenkreis ist nur vom Feinsten.«
    »So 'ne Art Edelkaufhaus für Dope«, sagt Escobar.
    Z liefert Ware von Alaska bis Costa Rica.
    »Wer weiß, wann am Strand ein Boot ankommt?«, fragt One Way die
Touristen in Laguna, neben denen er immer noch herläuft. »Seht mal, Z schaut
auf eine Karte, und er weiß ganz genau, die Küstenwache kann einfach nicht
alles sehen, hier ein kleines Boot, dort ein kleines Boot, und die Küste ist so
lang. Tausende von Kilometern für Z's Dope, Mann. Schau mal, da draußen, das
ist der Pazifik, verdammt noch mal, und das, Kumpels, ist Zs Revier. Z kennt
den Rhythmus des Wassers, Mann. Er kennt ihn, und er reitet auf den Wellen. Z
ist wie Poseidon. Oder wie Neptun, scheißegal. Pazifik bedeutet friedlich,
Mann. Und Z lebt in absolutem Frieden mit ihm.«
    »Also, was ist passiert?«, fragt Tim. Immerhin ist der Wunderknabe in
Polizeigewahrsam gestorben.
    »Keinen blassen Schimmer«, sagt Gruzsa. »Lässt sich in Thailand
einfach festnehmen. Ist sterbenskrank, hat sich irgendwas geholt. Geht einfach
zur Botschaft und fragt, ob er
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