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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z
Autoren: Don Winslow
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Don Winslow
     
    BOBBY Z
     
    Originaltitel:
The Death and Life of Bobby Z (1997)
     
    Für Jimmy Vines,
    den Agenten, der immer hält,
    was er verspricht.
     
     
    So wird
aus Tim Kearney der legendäre Bobby Z.
    Tim
Kearney wird zu Bobby Z, indem er ein Autonummernschild so zufeilt, dass es
scharf wie eine Rasierklinge ist, und damit einem vierschrötigen Heils Angel
namens Stinkdog die Kehle durchschneidet. Stinkdog ist auf der Stelle ein
toter Mann, und Tad Gruzsa, ein Agent der Drogenbehörde, ist glücklich.
    »Jetzt wird er wesentlich leichter zu überzeugen sein«, sagt Gruzsa,
als er davon hört, und damit meint er natürlich Kearney, denn bei Stinkdog gibt
es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel zu überzeugen.
    Gruzsa hat recht. Dass sie Tim jetzt wegen Mordes anklagen, weil er
einen um die Ecke gebracht hat, ist schon Pech genug - aber dass es
ausgerechnet ein Heils Angel war, ist gleichbedeutend mit seinem Todesurteil,
das wahrscheinlich auf jedem x-beliebigen Gefängnishof in Kalifornien mit
Freuden vollzogen werden wird. »Lebenslänglich ohne Aussicht auf Straferlass«
heißt für ihn »lebenslänglich ohne Aussicht auf Überleben«, sobald er wieder
mit normalen Knastbrüdern zusammenkommt.
    Nicht dass Tim Stinkdog unbedingt umbringen wollte. Im Gegenteil. Es
war bloß so, dass Stinkdog ihn auf dem Gefängnishof beiseitenahm und
aufforderte, Mitglied der Aryan Brotherhood zu werden, »sonst ...«, und Tim
sagte: »Okay, dann sonst.« Und in dem
Moment wurde ihm klar, dass er besser gleich damit anfangen würde, aus diesem
Autonummernschild ein nettes kleines Skalpell zu machen.
    Die Gefängnisbehörde von Kalifornien ist davon weniger begeistert,
obwohl einige der Beamten nicht gerade Tränen vergossen haben, als sie von
Stinkdogs Abgang erfuhren. Wirklich sauer aber sind sie darüber, dass Tim
ausgerechnet ein Mittel zu seiner Rehabilitation - ehrbare Arbeit, sprich, die
Herstellung von Autonummernschildern - dazu benutzt hat, in der Strafanstalt
von St. Quentin einen vorsätzlichen Mord zu begehen.
    »Es war kein Mord«, sagte Tim zu seinem Pflichtverteidiger. »Es war
Notwehr.«
    »Sie sind auf dem Gefängnishof auf ihn zugegangen, haben ein scharf
zugefeiltes Nummernschild aus Ihrem Sweatshirt gezogen und ihm damit die Kehle
durchgeschnitten«, erinnert ihn der Anwalt. »Und Sie haben das Ganze geplant.«
    »Sogar sorgfältig geplant«, stimmt Tim zu. Stinkdog war ein ganzes
Stück größer und hundertfünfzig Pfund schwerer gewesen als er. Mit Betonung auf war. Tot auf einer Bahre ist er nämlich um einiges
kürzer als Tim. Und wesentlich langsamer.
    »Folglich ist es Mord«, sagt der Anwalt. »Notwehr«,
beharrt Tim.
    Er erwartet keineswegs, dass der junge Anwalt oder die Justiz einen
Sinn für den feinen Unterschied zwischen einem Präventivschlag und vorsätzlichem
Mord haben. Aber Stinkdog hat Tim nur eine Wahl gelassen: entweder Stinkdogs
bescheuertem Club beizutreten oder zu sterben. Tim wollte keines von beidem,
somit war sein einziger Ausweg ein Präventivschlag.
    »Die Israelis machen das andauernd«, sagt Tim zu dem Anwalt.
    »Israel ist ein Staat«, antwortet der Anwalt. »Während Sie eine
Verbrecherlaufbahn eingeschlagen haben.«
    Dabei kann von Laufbahn wahrlich nicht die Rede sein. Drei
Einbruchdiebstähle als Jugendlicher, ein kurzer Aufenthalt in einer
kalifornischen Jugendstrafanstalt, ein vom Gericht abgesegneter Abstecher zu
den Marines, der mit einer unehrenhaften Entlassung endet, ein Einbruch, Endstation
Chino, und dann das, was Tims vorheriger Pflichtverteidiger immer »das
Superding« genannt hat.
    »Das ist ein echtes Superding«, hat er gesagt. »Lassen Sie mich das
nur noch mal festhalten, damit ich in den nächsten drei Jahren weiß, wovon ich
meine Restaurantrechnungen bezahle. Ihr Freund holt sie nach Ihrer Entlassung
in Chino ab, und auf dem Heimweg überfallen Sie eine Tankstelle mit
Supermarkt.«
    Von wegen Freund, denkt Tim. Es war das Arschloch Wayne LaPerriere.
    »Er hat die Tankstelle ausgeraubt«, sagte Tim. »Meinte, ich
solle im Wagen warten, er würde nur schnell ein paar Zigaretten besorgen.«
    »Er hat behauptet, Sie hätten die
Waffe gehabt.«
    »Er hatte sie.«
    »Ja, aber ihn haben sie als Ersten laufen lassen«, sagte der Anwalt.
»Logischerweise müssen also Sie die Waffe
gehabt haben.«
    Der Prozess damals war ein Witz gewesen. Besonders an dem Punkt, wo
der pakistanische Tankwart seine Aussage machte.
    »Und was hat der Angeklagte zu Ihnen
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