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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z
Autoren: Don Winslow
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Pitabrot und
Reis und Gemüse, und Tim sagt, ich weiß den ganzen Scheiß jetzt
auswendig, also bringen wir die Sache endlich hinter uns.
    Da taucht Gruzsa auf und macht mit Tim einen kleinen Test. Escobar
steht dabei wie ein nervöser Vater, raucht eine Zigarette nach der anderen und
drückt seinem Jungen die Daumen, während Gruzsa eine ganze Wagenladung Fragen
zu dem verblichenen Bobby Z über Tim auskippt.
    Escobar strahlt wie ein Idiot, als Tim den Test mit Bravour besteht.
    Gruzsas Reaktion ist nicht ganz so herzlich.
    »Ich denke, dass du jetzt so weit bist«, ist alles, was er sagt.
    Und so stecken sie ihn eines Abends wieder in den Lieferwagen und
karren ihn woandershin.
     
    Spätnachts
in irgendeinem Canyon an der Grenze.
    Tim
schätzt, dass sie irgendwo östlich von San Diego sind. Der Mond ist
aufgegangen, und der Himmel ist nicht schwarz, sondern silbern, als Escobar Tim
den Abhang hinunter in den Canyon führt. Gruzsa bleibt oben in seinem Jeep
sitzen und beobachtet durch das Zielfernrohr eines Gewehrs eine kleine Gruppe
von DEA-Agenten mit M16s, Gewehren und möglicherweise auch Minenwerfern -
soweit Tim das erkennen kann -, die sie decken sollen.
    Die Typen von der Immigrationsbehörde, der INS, müssen die Route
vorher abgecheckt haben, weil keine Grenzer weit und breit zu sehen sind. Und
Huertero hat offenbar die mexikanische Seite geräumt, weil dort nirgendwo
illegale Grenzgänger hinter dem Stacheldraht hocken und auf ihre Chance warten,
ins Land der Dollars zu fliehen. Das übliche Spiel findet heute Nacht nicht
statt, bloß ein kurzes Austauschgeschäft unter Freunden, denkt Tim. Und jetzt
kann er ein paar Typen erkennen, die von der mexikanischen Seite aus über den
Canyon auf sie zukommen.
    Tim spürt diese Schmetterlinge im Bauch so, wie früher, kurz bevor er
einen Bruch machte. Dasselbe Gefühl wie damals, als diese scheiß Iraker nach
Khafji hereinströmten, bevor sie die Truppe zusammentrommeln konnten, bloß
eine Handvoll Marines waren da und ein paar Saudis, und dann war die Hölle los.
Und jetzt spürt er auch noch Gruzsas Knarre, die sich ihm in den Rücken bohrt.
    Mittlerweile kann er zwei Mexikaner erkennen und zwischen ihnen ein Mann,
den sie halb tragen und halb zerren müssen. Anscheinend ist das Art Moreno, und
Tim hat den Eindruck, als hätte er einen ziemlich harten Weg hinter sich.
    Offenbar kann er seine Beine nicht mehr richtig
gebrauchen. Als sie näher kommen, sieht Tim auch das Gesicht des Agenten, und
es wirkt verdammt müde.
    Tim freut sich für Moreno, weil der Typ endlich nach Hause darf, und
er freut sich auch für sich selber, obwohl er sich eigentlich nicht allzu sehr
freuen will, bevor das alles vorbei ist. Aber er muss auch zugeben, dass er
ganz schön aufgeregt ist bei dem Gedanken, dass er bald endlich frei sein wird.
    Er hat zwei Wochen hinter sich, in denen er nur darauf wartete, dass
die Wunde heilte, Consumer's Digest und andere
nützliche Magazine las und sich überlegte, wohin er ziehen will, wenn das
alles vorüber ist. Eines der Magazine bewertete Städte nach ihrer sogenannten
Lebensqualität, und es waren hauptsächlich Städte im Mittelwesten, die ganz
oben rangierten. Momentan tendiert er zu Eugene, Oregon, weil es dort viel
regnet.
    Er konzentriert sich also hauptsächlich auf diese Frage und überlegt
sich, dass er zu Don Huerteros Jungs im Grunde nur Vaya con
Dios sagen will. Weil es mir in Amerika gefällt, wisst ihr.
Was für einen Job er wohl in Eugene bekommen kann? Jetzt sind sie nahe genug,
dass er Art Morenos Augen erkennen kann, und die sehen ziemlich übel aus,
ziemlich weggetreten, als hätten sie irgendwas Furchtbares gesehen, was sie auf
gar keinen Fall noch mal sehen wollen.
    Escobar sieht sie auch, diese Augen, weil Tim hört, wie er pendejos murmelt,
und dann hört er eine Kugel pfeifen, und Escobars Hirnmasse spritzt Tim ins
Gesicht, und Tim lässt sich auf den Boden fallen.
    Das ist Khafji, alles genauso wie damals, denkt Tim, als er sich flach
auf den Wüstenboden presst und nach Deckung Ausschau hält. Leuchtspurgeschosse
ziehen über den Nachthimmel, der Lärm ist ohrenbetäubend, Typen schreien, Füße
stampfen, und die beiden Mexikaner drehen sich um und laufen wieder auf die
Grenze zu, Moreno immer noch zwischen sich herschleifend, bloß dass einer von
ihnen am Rücken getroffen wird und irgendwie schmilzt, so wie die
Hexe im Zauberer von Oz, vor der Tim bei jeder
Osteraufführung so verdammten Schiss hatte. Der andere
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