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TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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Das Mißverständnis
    (EXPENDABLE)
     
    Der Mann trat aus seiner Tür und sah sich um. Es war ein sonniger und klarer Tag – und auf dem Gras lag Tau. Er knöpfte den Mantel zu und steckte die Hände in die Taschen.
    Als er die Treppe hinunterging, krümmten sich die beiden Raupen, die am Briefkasten warteten, interessiert.
    „Da geht er“, sagte die erste. „Du kannst deinen Bericht senden.“
    Als die andere ihre Fühler zu bewegen begann, blieb der Mann stehen und drehte sich schnell um.
    „Das habe ich gehört“, sagte er. Er schob die Raupen mit dem Fuß gegen einen Stein und zerdrückte sie.
    Dann eilte er zur Straße hinunter. Im Gehen sah er sich um. Im Kirschbaum saß ein Vogel und tat sich an den Kirschen gütlich. Der Mann musterte ihn aufmerksam. „Gut so? Oder …“, fragte er. Der Vogel flog davon. Von Vögeln war nichts zu befürchten.
    Er ging weiter. An der Ecke stieß er an ein Spinnennetz, das sich von den Büschen zum Mast der Telefonleitung hinzog. Sein Herz schlug schneller. Er zerfetzte das Netz. Als er weiterging, blickte er über die Schulter. Die Spinne kam langsam herangekrochen und musterte den Schaden, den er angerichtet hatte.
    Mit Spinnen war das schwer zu sagen. Wirklich schwer. Man brauchte mehr greifbare Tatsachen – bis jetzt hatte er noch keinen Kontakt.
    Er wartete an der Bushaltestelle und trat von einem Bein auf das andere, um sich warmzuhalten.
    Der Bus kam, und er stieg ein. Plötzlich empfand er ein Gefühl der Geborgenheit, als er zwischen all den schweigenden Menschen saß, die gleichgültig vor sich hinstarrten, und ein Gefühl der Erleichterung überkam ihn.
    Tirmus fuchtelte erregt mit seinen Antennen herum.
    „Dann stimmt doch ab, wenn ihr wollt.“ Er rannte an ihnen vorbei, den kleinen Hügel hinauf. „Aber ehe ihr anfangt, möchte ich wiederholen, was ich gestern gesagt habe.“
    „Das wissen wir schon“, sagte Lala ungeduldig. „Gehen wir doch. Unsere Pläne stehen doch fest. Was hält uns denn auf?“
    „Um so mehr Grund für mich, zu sprechen.“ Tirmus sah sich um und blickte auf die versammelten Götter. „Der ganze Hügel ist bereit, gegen den betreffenden Riesen zu marschieren. Warum? Wir wissen, daß er mit seinen Rassegenossen nicht in Verbindung treten kann – das ist außer Frage. Die Art von Schwingungen, die Sprache, die sie benützen, machen es unmöglich, solche Gedanken weiterzugeben, wie er sie über uns hat, über unsere …“
    „Unsinn.“ Lala schob sich vor. „Die Riesen sind sehr wohl untereinander in Verbindung.“
    „Aber ich habe noch nie gehört, daß ein Riese irgendeine Information über uns verbreitet hätte.“
    Die Armee regte sich unruhig.
    „Geht nur“, sagte Tirmus. „Aber es ist verschwendete Mühe. Er ist harmlos – abgeschnitten, isoliert. Weshalb all die Zeit und …“
    „Harmlos?“ Lala musterte ihn starr. „Verstehst du denn nicht? Er weiß es!“
    Tirmus trat vom Hügel zurück. „Ich bin gegen Gewalttaten. Wir sollten unsere Kräfte schonen. Eines Tages brauchen wir sie.“
    Es wurde abgestimmt. Wie erwartet, sprach sich die Armee dafür aus, gegen den Riesen zu marschieren. Tirmus seufzte und begann, die Pläne in den Boden zu kratzen.
    „Dort hält er sich immer auf. Am Periodenende ist zu erwarten, daß er hier auftaucht. Ich sehe die Situation so …“
    Er fuhr fort und begleitete seine Darlegungen mit einigen Strichen im weichen Boden.
    Einer der Götter beugte sich zu einem anderen, und ihre Antennen berührten sich.
     
    *
     
    „Dieser Riese. Er hat keine Chance. Er tut mir beinahe leid. Wie ist er denn überhaupt dahintergekommen?“
    „Zufall.“ Der andere grinste. „Du weißt ja, wie sie sind – immer ihre Nasen in Dinge stecken, die sie nichts angehen.“
    „Wirklich schlimm für ihn.“
    Der Abend war hereingebrochen. Die Straße war dunkel und verlassen. Der Mann kam den Fußweg herunter. Er hielt eine Zeitung unter dem Arm. Er ging schnell und sah sich immer wieder um.
    Als er an dem großen Baum vorbeikam, dessen Äste über den Bürgersteig hinausragten, sprang er mit einem Satz auf die Straße, überquerte sie und ging von nun an auf der anderen Seite. Als er um die Ecke bog, rannte er in das Netz, das von einem Busch zu einem Telefonmast gesponnen war. Seine Hände versuchten automatisch, es von sich abzustreifen. Als die Fäden rissen, drang dünnes Summen an sein Ohr.
    „… warte!“
    Er blieb stehen.
    „… vorsichtig … innen … warten.“
    Er biß sich auf
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