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TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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völlig aufgehört haben zu funktionieren. Und zwar für immer. Das Bergwerk würde tot sein und schweigen. Es sei denn, es gelang ihnen sehr schnell, eine Verbindung herzustellen.
    Er hockte sich auf den Boden und bewegte den Zähler im Kreise, um eine „kalte“ Stelle zum Auskleiden zu finden. Und dann verlorer die Besinnung.
     
    *
     
    „Seht ihn euch an“, sagte eine schwache, weit entfernt klingende Stimme.
    Das Bewußtsein flutete in ihn zurück. Trent öffnete die Augen und tastete nach seinem Strahler. Es war Morgen. Graues Licht wurde durch das Blätterdach gefiltert. Um ihn bewegten sich Gestalten.
    Der Strahler … war verschwunden!
    Trent fuhr in die Höhe. Er war jetzt hellwach. Die Gestalten um ihn waren entfernt menschenähnlich – aber nur entfernt. Es waren Käfer.
    „Wo ist meine Waffe?“ fragte er.
    „Nur ruhig.“ Ein Käfer kam auf ihn zu. Die anderen dahinter. Es war kühl. Trent schauderte. Er erhob sich unbeholfen, während die Käfer einen Kreis um ihn bildeten.
    „Wir geben sie schon zurück.“
    „Ich will sie gleich haben.“ Er war steif und ausgefroren. Er klappte den Verschluß seines Helms zu und zog seinen Gürtel an. Er schauderte, zitterte am ganzen Leib. Die Blätter und Ranken waren feucht. Der Boden unter ihm war weich.
    Die Käfer berieten. Insgesamt waren es zehn oder zwölf. Eigenartige Geschöpfe, den Insekten ähnlicher als den Menschen. Sie waren von einer dicken, glänzenden Chitinschicht umgeben. Facettenaugen. Nervöse, unruhig zuckende Antennen, womit sie Strahlungen „witterten“.
    Ihr Schutz war nicht vollkommen. Eine starke Dosis genügte, dann waren sie am Ende. Daß sie überlebten, war nur auf ihr Geschick in der Entdeckung kalter Stellen zurückzuführen, Ihre Nahrung nahmen sie auf indirektem Wege zu sich. Sie wurde zuerst von kleineren warmblütigen Tieren verdaut und dann von ihnen in Form von Fäkalien – von denen die radioaktiven Partikel abgesondert wurden – aufgenommen.
    „Du bist ein Mensch“, sagte ein Käfer. Seine Stimme war schrill und klang metallisch. Die Käfer waren geschlechtslos – diese wenigstens. Es gab noch zwei andere Typen, männliche Drohnen und Königinnen. Das hier waren geschlechtslose Krieger, sie waren mit Pistolen und Äxten bewaffnet.
    „Stimmt“, sagte Trent.
    „Was tust du hier? Gibt es mehr von deiner Art?“
    „Eine ganze Menge.“
    Die Käfer berieten wieder, und ihre Antennen bewegten sich wie wild. Trent wartete. Der Dschungel begann, zum Leben zu erwachen. Er sah zu, wie eine schleimige Masse einen Baumstamm hinaufkroch. Im Innern der Masse war ein halbverdautes Tier sichtbar. Die Blätter regten sich, als unterirdische Geschöpfe ihre Grabungen begannen.
    „Komm mit uns“, sagte ein Käfer. Er gab Trent einen Wink. „Gehen wir.“
    Trent folgte ihnen zögernd. Sie marschierten über einen schmalen, erst kürzlich in den Dschungel gehauenen Pfad. Die dicken Fühler und Ranken des Dschungels fingen bereits an, wieder zurückzukommen.
    „Wohin gehen wir?“ wollte Trent wissen.
    „Zum Hügel.“
    „Warum?“
    „Das geht dich nichts an.“
    Trent fiel es schwer, sich vorzustellen, daß diese schimmernden Käfergestalten einmal Menschen gewesen waren. Ihre Vorfahren zumindest. Trotz ihres unglaublich veränderten Körperbaus waren die Käfer ihm in geistiger Hinsicht etwa ebenbürtig. Der soziologische Aufbau ihres Staatswesens entsprach etwa dem früherer Diktaturen.
    „Darf ich etwas fragen?“ erkundigte sich Trent.
    „Was denn?“
    „Bin ich der erste Mensch, den ihr gesehen habt? Gibt es hier sonst keine Menschen?“
    „Jetzt nicht mehr.“
    „Liegen irgendwelche Berichte von menschlichen Siedlungen vor?“
    „Warum?“
    „Es würde mich nur interessieren“, meinte Trent.
    „Du bist der einzige.“ Der Käfer schien erfreut. „Wir bekommen eine Belohnung dafür – dafür, daß wir dich gefangen haben. Die Belohnung ist schon lange ausgesetzt. Aber niemand hat sie bisher beansprucht.“
    Auch hier suchte man also einen Menschen. Ein Mensch besaß wertvolles Wissen, vereinzelte Bruchstücke und Fetzen einer Tradition, die die Mutanten brauchten, um sie in ihre eigene Sozialstruktur aufzunehmen. Die Mutantenkulturen waren noch recht unsicher. Sie brauchten Verbindung zur Vergangenheit. Ein Mensch war für sie ein Schamane, ein Weiser, der sie lenken und unterrichten konnte, der die Mutanten lehren konnte, wie das Leben früher einmal gewesen war, wie ihre Vorfahren gelebt hatten und
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