Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
radioaktiv. Ein ganzer Planet, vollgesogen mit harter Strahlung. Alles Leben den Beta- und Gammastrahlen ausgesetzt. Die meisten Lebewesen starben – aber nicht alle. Die harte Strahlung brachte Mutationen hervor – in allen Daseinsbereichen, bei den Insekten, den Pflanzen und den Tieren. Der normale Prozeß der Mutation und der natürlichen Auswahl von Jahrmillionen war auf Sekunden zusammengedrängt worden. Und die Nachkommen dieser Zeit übersäten die Erde. Eine wirbelnde Horde mit Strahlung gesättigter Wesen. In dieser Welt konnten nur jene Lebensformen überleben, die „heißen“ Boden brauchen und die mit Partikeln geladene Luft atmen konnten – Insekten und Tiere und Menschen, die in einer Welt zu leben vermochten, deren Oberfläche so „heiß“ war, daß sie in der Nacht glühte.
    Trent überdachte das, während er sich seinen Weg durch den dampfenden Dschungel bahnte und geschickt und fachmännisch Schlingpflanzen und Lianen mit seiner Strahlpistole aus dem Wege räumte. Ein Großteil der Meere war verdampft. Immer noch regnete Wasser vom Himmel und überschüttete das Land mit wahren Gießbächen „heißen“ Wassers. Der Dschungel war feucht – feucht und heiß und voll von Leben.
    Soeben ging die Sonne unter. Es wurde Nacht. Es würde wieder einen herrlichen Sonnenuntergang geben – kein Wunder bei den zahllosen Partikeln, die seit dem Bombardement immer noch in der Luft herumflogen.
    Er blieb einen Augenblick stehen, um das Naturschauspiel in sich aufzunehmen. Er war weit hergekommen. Er war müde – und resigniert. Diese hornhäutigen blauen Riesen waren ein typischer Mutantenstamm. Kröten nannte man sie. Wegen ihrer Haut – sie glichen darin den Hornkröten der Wüsten. Mit ihren radikal geänderten Organen, die auf „heiße“ Pflanzen und Luft abgestimmt waren, lebten sie bequem in einer Welt, wo er nur überleben konnte, wenn er einen bleigefütterten Anzug mit polarisierter Gesichtsplatte, einen Sauerstofftank trug und besondere „kalte“ Nahrung zu sich nahm, die unterirdisch im Bergwerk gewachsen war.
    Das Bergwerk – Zeit wieder anzurufen. Trent hob seinen Sender.
    „Hier spricht Trent, bitte kommen“, murmelte er. Er fuhr sich mit der Zunge über die ausgetrockneten Lippen. Er hatte Hunger und Durst. Vielleicht konnte er eine relativ kühle Stelle, frei von Strahlung, finden; vielleicht sogar seinen Anzug ablegen und sich eine Viertelstunde an einem kühlen Bad laben, sich den Schweiß und den Schmutz abwaschen.
    Zwei Wochen ging er nun eingepfercht in einen heißen, stinkenden, bleigefütterten Anzug, ähnlich einem Taucheranzug, herum. Während all dieser Zeit sprangen und huschten rings um ihn zahllose Kreaturen herum, die die tödliche Strahlung überhaupt nicht störte.
    „Bergwerk“, meldete sich eine schwache Stimme.
    „Ich bin für heute so ziemlich fertig. Ich mache jetzt eine Pause, um mich auszuruhen und zu essen. Bis morgen dann.“
    „Kein Glück?“ Sichtliche Enttäuschung.
    „Nein.“
    Schweigen. Dann: „Nun, vielleicht morgen.“
    „Vielleicht. Habe Mitglieder eines Stammes von Kröten getroffen. Nette junge Burschen, zwei Meter fünfzig groß.“ Trents Stimme klang verbittert.
    „Liefen mit nichts anderem als Hemd und Hose herum. Barfuß.“
    Der Mann am anderen Ende war sichtlich uninteressiert.
    „Ich weiß. Die haben Glück. So, und jetzt leg dich schlafen und ruf mich morgen mittag an. Es ist gerade von Lawrence ein Bericht hereingekommen.“
    „Wo ist er?“
    „Im Westen. In der Nähe von Ohio. Kommt ganz gut von der Stelle.“
    „Etwas Besonderes?“
    „Nun, ein paar Rollerstämme, Käfer und diese Gräber, die nachts heraufkommen – die blinden weißen Dinger.“
    „Würmer.“
    „Ja, Würmer. Sonst nichts. Wann meldest du dich wieder?“
    „Morgen“, erklärte Trent. Er schaltete ab und steckte seinen Sender in den Gürtel.
    „Morgen.“ Er spähte in die immer finsterer werdende Dämmerung über den fernen Bergen hinaus. Fünf Jahre, und immer wieder das gleiche – morgen. Er war der letzte einer langen Reihe von Männern, die ausgesandt wurden. Männern, die wertvolle Sauerstofftanks dahinschleppten, kalte Nahrungskonzentrate und eine Strahlpistole. Menschen, die ihre letzten Vorräte opferten, um auf sinnlose Weise den Dschungel zu erforschen.
    Morgen? Irgendwann einmal morgen und gar nicht besonders weit in der Zukunft würde es keine Sauerstofftanks und Nahrungskonzentrate mehr geben. Die Kompressoren und Pumpen würden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher