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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z
Autoren: Don Winslow
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für ein komplettes Mormonenfamilientreffen,
und daneben gibt es auch noch einen Whirlpool, in dem man schwimmen könnte.
Rings herum riesengroße Dattelpalmen für den Fall, dass man irgendwann keinen
Bock mehr hat, in der Sonne zu liegen.
    Von hier aus hat man auch eine gute Aussicht auf das Haus. Sieht
haargenau aus wie eine arabische Festung. Ein Hauptgebäude mit zwei
Seitenflügeln. Rundbögen über den Türen, den Fenstern, über die ganze Front
verteilt. Fast erwartet er, gleich den Imam zu hören, der die Gläubigen zum
Gebet ruft. Tennisplätze - nicht einer, mehrere -, noch ein Swimmingpool, ein
smaragdgrünes Rechteck von sauber gestutztem Rasen mit haufenweise Krocketzeug
darauf. Eine Reihe von Außengebäuden aus Adobeziegeln. Alles umgeben von der
Adobemauer, in der Tim Bewegungs- und Geräuschmelder entdeckt.
    Dieser Brian C muss ein paar Feinde haben, denkt Tim.
    Und auch ein paar ganz nette Freunde, denn jetzt hat er sie entdeckt.
Sie liegt auf dem Bauch auf einer Sonnenliege, das Bikinioberteil mit
geöffnetem Verschluss, ihr Rücken ist gleichmäßig gebräunt, das rostrote Haar
hat sie hochgesteckt. Lange Beine und ein kleiner Hintern.
    Sie spürt offenbar seinen Blick, denn jetzt dreht sie den Hals ein
winziges bisschen zur Seite, um nach ihm zu sehen. Sie lächelt ihn hinter ihrer
blickdichten Sonnenbrille hervor an.
    Ein verschwörerisches Lächeln, denkt Tim.
    Er lächelt zurück.
    Sie legt den Kopf wieder hin.
    Er zieht den Bauernpullover aus. Er ist gut in Form, zumindest für
einen Knacki, weil er haufenweise Liegestütze und Sit-ups gemacht hat. Blass
ist er allerdings schon.
    Sie bemerkt es. Sie sagt: »Gott, bist du weiß!«
    Leise Stimme. Sehr sexy.
    Ohne aufzuschauen, langt sie unter ihre Liege und reicht ihm eine Tube
mit Sunblocker, Lichtschutzfaktor 30.
    Er murmelt: »Danke« und fängt an, sich damit einzuschmieren. Gerade
ist er bei den Füßen angelangt, als ein mexikanischer Junge aus dem Haus kommt
und sagt: »Mr. Z? Brian würde Sie jetzt gerne sehen, wenn es Ihnen recht ist.«
    Na klar doch. Na verdammt klar doch.
    Er zieht sich seinen Pullover wieder über und folgt dem Jungen ins
Haus.
     
    Es stellt sich heraus, dass Brian Brian Cervier heißt, und das C am
Anfang spricht man wie das harte K bei »Kurve«, nicht wie das weiche S bei
»Servus«. Aber Tim findet, dass der Anfangslaut seines Namens so ziemlich das
einzig Harte an ihm sein dürfte.
    Brian ist dick, das heißt rund. Wie ein richtig fettiger, zuckriger
Donut. Tim schätzt ihn auf etwa Ende zwanzig, er wird schon kahl - an seinen
Schläfen glitzert ein Klümpchen rote Brillantine -, und wenn Tim blass ist,
dann ist Brian ein Albino. Kein richtiger zwar - Brian hat keine roten Augen
oder so -, aber der Kerl ist trotzdem so weiß und knuddelig wie Casper, der
freundliche Geist.
    Er trägt einen bodenlangen weißen Kaftan, in dem man eine ganze
Hochzeitsparty veranstalten könnte, und sieht trotzdem noch fett aus. Unten
schauen diese knubbeligen Zehen aus den Sandalen heraus, oben hängen speckige
Backen bis aufs Doppelkinn herunter, und Tim kann sich vorstellen, wenn
dieser Brian mit seinem Kurven-K auch nur einen Donut zu viel isst, wird er
platzen und durch die Luft sausen wie ein angepiekster Luftballon.
    Im Moment sitzt Brian in einem großen Holzsessel, trinkt irgendwelches
Fruchtzeug mit ein bisschen Wodka drin und scheint sich fast in die Hose zu
machen vor Freude darüber, endlich den legendären Bobby Z kennenzulernen.
    »Ist mir eine Ehre«, zwitschert Brian. »Möchten Sie einen Drink?«
    Tim möchte. Er bestellt sich ein Bier, und schon eine Sekunde später
taucht ein mexikanischer Junge damit auf - gerade so, als würde das Zimmer
abgehört. Der Junge ist vielleicht siebzehn, vielleicht auch dreiundzwanzig. Er
und Brian wechseln einen Blick, den Tim schon vom Knast her kennt. Der Junge
reicht Tim ein eiskaltes Corona.
    Tim setzt sich in den anderen Holzsessel. Er und Brian blicken sich
ein paar Sekunden tief in die Augen, als könnten sie nicht genug voneinander
kriegen. Schließlich sagt Brian: »Don Huertero lässt sich entschuldigen, dass
er nicht persönlich kommen konnte. Aber er bat mich, Ihnen als meinem Gast
jede nur erdenkliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Er wird dann übers
Wochenende bei uns sein. Also mi casa, su casa.«
    »Das ist aber auch eine casa«, sagt Tim.
    »Sehr freundlich.«
    »Erinnert mich an einen Film...«
    Brian ist geschmeichelt. Er lächelt und sagt: »Beau
Geste.
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