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Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes

Titel: Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
Autoren: Licia Troisi
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JAHRBUCH D ES RA T S DER WASSER
    Band VIII, einundvierzigstes Jahr seit der Winterschlacht
    Dreizehnter Bericht
    Verfasst vo n : LONERIN AUS DEM LAND DER NACHT, Schüler des Ratsmitglieds Folwar
     
    W ie vom R a t in sein e r let z ten Sit z ung beschlos se n , br a ch ich z u Beginn des J a hres z u einer Mi ssion in d a s Zentrum einer Sekte kaltblütiger Mörder auf, die als Gilde der Assassi n en b e ka nnt ist und der e n wichtigs t er Tempel im Land d e r Nacht liegt. D e r Gr u n d hierfür wa ren die let z ten M eldungen, die uns von un s e re m Kundschafter Aramon erreich t en, der vor mir im Umfeld der Gilde ermittelt hatte, gaben sie doch zu der Vermut u n g An l a ss, d a ss die Gilde der Ass a ss i n e n ein irgendwie geartetes A bko m men mit Dohor geschlossen hatte. Dieser König des L a ndes der S on n e herr s cht nicht nur ü b er dieses Reich, sondern f a ktisch auch über das L a nd der N a cht, des F eu e rs, der Fels e n und des Windes. Durch Kriege und I n trigen konnte er sie erobern und lässt sie nun von Marionettenkönigen regieren. Über die genauen Hintergründe dieses Paktes zwischen der Gilde und Dohor wissen wir allerdings immer noch viel zu wenig.
    Um nun mehr über die Pläne unserer Feinde herauszufinden, schmuggelte ich mich ins Herz der Gilde ein. Dazu gab ich mich als einer jener Verzweifelten aus, die den Tempel aufsuchen, um dort Thenaar, den Schwarzen Gott, anzuflehen, dass er sie von ihrem Leid erlösen möge. Postulanten werden diese ärmsten Anhänger der Sekte genannt. Auf die Qualen, die ich durchzustehen hatte, bis ich endlich als Postulant Aufnahme fand, brauche ich an dieser Stelle nicht näher einzugehen. Jedenfalls führte man mich dann unmittelbar ins Zentrum der Gilde, einen weitläufigen unterirdischen Bau, in dem die Mitglieder dieser Sekte leben.
    Meine Kenntnisse vom Aufbau dieser Katakomben sind leider auch beute noch nicht sehr erschöpfend, denn die Postulanten werden dort wie Gefangene gehalten, und daher brachten meine nächtlichen Streifzüge durch den Bau notgedrungen wenig ein. Die Assassinen, die Angehörigen der Sekte also, bewachen die Postulanten äußerst streng und lassen sie wie Sklaven schuften bis Zu dem Tag, da sie dem Gott Thenaar geopfert werden.
    Lange Zeit, so muss ich gestehen, führten meine Nachforschungen zu nichts, abgesehen von der Bestätigung für unsere Vermutung, dass Dohor mit der Sekte paktiert, um sich die speziellen Fähigkeiten der Sektenmitglieder, die den Meuchelmord Zelebrieren, zunutze zu machen. Bis mir dann das Schicksal - oder der Zufall — eine unerwartete Hilfe zuspielte.
    Als ich gerade dabei war, mich im Versammlungssaal der Gilde umzusehen, einer riesengroßen Tropfsteinhöhle mit einer furchterregenden Thenaar-Statue und zwei schauerlichen, mit Blut gefüllten Becken darin, wurde ich von einem Mitglied der Sekte überrascht, einem jungen Mädchen von vielleicht siebzehn Jahren, das an eben jenem Ort, den ich auskundschaften wollte, herumschlich.
    Sie ergriff mich und brachte mich in ihre Unterkunft, um dort Auskunft über mein Tun zu verlangen.
    Ich aber spürte sofort, dass dieses Mädchen anders als die anderen Assassinen war. Sie schien mir wenig feindselig, eher besorgt, als sei sie selbst bei etwas Verbotenem ertappt worden. Es mag fahrlässig gewesen sein, doch als mich Dubhe, so ihr Name, fragte, wer ich sei und was ich dort gesucht hätte, antwortete ich ganz offen und ehrlich.
    Auch im Hinblick auf das Misstrauen, das man im Rat der Wasser gegen Dubhe hegt, sollte ich hier, bevor ich fortfahre, nun kurz erzählen, wer sie ist und wie es zu der Abmachung kam, die wir in jener Nacht besiegelten.
    Zwei Wege gibt es, um Mitglied der Gilde zu werden. Entweder wird man als Kind von Assassinen in sie hineingeboren oder man gerät ins Blickfeld dieser Mördersekte, weil man bereits in jungen Jahren einen Menschen getötet hat. Letztere werden Kinder des Todes genannt. Und zu diesen zählt auch Dubhe.
    Ich weiß nicht genau, woher sie stammt. Sie hat einen natürlichen, allerdings auch verständlichen Widerwillen, von ihrer Vergangenheit zu erzählen, aber ihre Eltern waren wohl Bauern in einem Dorf. Als kleines Mädchen, sie war acht, tötete sie unabsichtlich bei einer Rauferei einen Spielkameraden und wurde dafür von der Dorfgemeinschaft schwer bestraft: Man trennte sie von ihren Eltern und schickte sie in die Verbannung. Während sie so ohne Halt und Ziel durch die Gegend irrte — Genaueres weiß ich
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