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Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Titel: Wie man die richtige Arbeit für sich findet
Autoren: Roman Krznaric
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Drei Geschichten aus dem Berufsleben
    Rob Archer wuchs in einer Wohnsiedlung in Liverpool auf, in der 50 Prozent Arbeitslosigkeit herrschte und der wichtigste Gewerbezweig der Heroinhandel war. Er kämpfte sich heraus, lernte fleißig, kam an die Universität und fand einen tollen Job als Unternehmensberater in London. Er verdiente eine Menge Geld, er hatte interessante Klienten, und seine Familie war stolz auf ihn. »Eigentlich hätte ich mich freuen müssen, aber ich war total unglücklich«, erinnert er sich. »Ich weiß noch, dass ich Aufgaben zugewiesen bekam, für die mir das fachliche Wissen fehlte, bei denen ich aber als Experte ausgegeben wurde. Angeblich war ich Fachmann für Wissensmanagement und IT, aber das ließ mich total kalt, und ich fühlte mich ständig als Außenseiter.« Rob gab sich alle Mühe, seine Gefühle zu ignorieren:
    Ich dachte mir, sei dankbar dafür, dass du einen Job hast, noch dazu einen »guten«. Deshalb gab ich mir noch mehr Mühe, mich anzupassen, und als das nicht funktionierte, begann ich fürs Wochenende zu leben. Das ging zehn Jahre lang so, ich trieb Raubbau mit meinen Kräften. Dann konnte ich nicht mehr. Ich litt unter chronischem Stress und unter Angstzuständen. Eines Tages musste ich die persönliche Assistentin des CEOs bitten, einen Krankenwagen zu rufen, weil ich dachte, ich hätte einen Herzinfarkt. Es war eine Panikattacke, wie sich herausstellte. Da wusste ich, dass es so nicht weitergehen konnte.
    Das Problem war, dass die Alternativen – den Beruf wechseln, noch einmal von vorn anfangen – für mich nicht in Frage kamen. Ich konnte doch die Sicherheit meines angenehmen Lebens nicht gegen die Ungewissheit eintauschen! Ich war ganz gut vorangekommen, und das würde ich dann ja wohl alles auf Spiel setzen. Ich hatte sowieso schon ein schlechtes Gewissen, weil ich etwas suchte, was eigentlich Luxus war: »Sinn« oder »Erfüllung«. Hätte mein Großvater sich beklagt, wenn er so viel Glück gehabt hätte wie ich? Die Wahl, vor die das Leben mich stellte, kam mir schrecklich vor: Geld oder Sinn.
    Sameera Khan war sechzehn, als sie den Entschluss fasste, Anwältin zu werden. Das hatte zwei Gründe, zum einen ihr Engagement für Menschenrechte und Amnesty International, zum anderen der verführerische Glamour ihrer Lieblingsserie im Fernsehen, LA Law . Sameera strebte den Beruf aber auch an, um ihre Eltern zufriedenzustellen, pakistanische und ostafrikanisch-indische Immigranten, die in den sechziger Jahren nach Großbritannien gekommen waren. Ihr Vater hatte in einer Fabrik angefangen, war aber inzwischen erfolgreich als Sozialarbeiter tätig. »Für sie misst sich Erfolg daran, wie viel Sprossen man auf der Karriereleiter in einem akademischen Beruf erklommen hat, als Jurist, Arzt oder Steuerberater«, sagt Sameera, die heute Anfang dreißig ist. »Ihre Erwartungen haben meine Entscheidungen zu einhundertfünfzig Prozent beeinflusst.« Sie verfolgte ihr Ziel, studierte Jura und erwarb anschließend die für die Ausübung des Anwaltsberufs nötigen Qualifikationen. Sie fand eine Stelle als Justitiarin bei einem Hedgefonds. »Ich hatte es geschafft, ich war ein City-Girl und scheffelte Geld, und es gefiel mir, als Juristin einen Job zu haben, der auch noch meinen Grips forderte.« Doch nach fünf Jahren wurde plötzlich alles anders:
    Ich war auf Hochzeitsreise und saß an einem Strand in Sizilien, als ich eine Epiphanie hatte. Mir wurde klar, irgendetwas lief falsch. Ich hatte gerade geheiratet, was ein gewaltiger Schritt in meinem Leben war, und hätte eigentlich voller Enthusiasmus sein müssen. Mein Traum, Anwältin zu werden, hatte sich erfüllt, und ich hatte meinen Partner an meiner Seite. Trotzdem war ich total unausgefüllt. Mein Leben war so perfekt, dass es eigentlich hätte funkeln sollen, aber das tat es nicht. Und während ich da saß, wurde mir nach und nach klar, dass meine Arbeit das Problem sein musste. Meine berufliche Zukunft stand mir so klar und deutlich vor Augen, dass ich richtig erschrak. Ich begriff, dass es mich nicht glücklich machen würde, die nächsten vierzig Jahre – den Rest meines Lebens – an einem Schreibtisch zu sitzen und dafür zu sorgen, dass Reiche noch reicher wurden. Ich hatte wirklich hart gearbeitet, um meine Qualifikationen in einem angesehenen Beruf zu erwerben, aber jetzt beschlichen mich Gedanken wie: »Ein Beruf müsste mir doch mehr zu bieten haben. Ist das alles, was ich vom Leben bekomme?« Es war ein
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