Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
rausgeschmissen, was? Stell dir vor«, sagt Gruzsa,
»ich war nämlich auch bei den Marines.«
    »Und was ist passiert?«
    »Was passiert ist?«, fragt Gruzsa. »Dieses Scheißvietnam, das ist
passiert. Mein Bein haben sie kaputtgeschossen. Das war damals ein richtiger
Krieg, verstehst du, nicht dieses schlappe CNN-Videospiel, bei dem du dabei
warst.«
    Tim zuckt mit den Achseln. »Ich bin halt ein Schlappschwanz.«
    Jorge grinst. »Ein Superschlappschwanz.«
    Gruzsa beugt sich vor und hält sein Gesicht ganz nah an das von Tim.
Sein Atem riecht nach italienischer Wurst.
    »Aber du bist mein kleiner
Schlappschwanz, oder?«, flüstert Gruzsa. »Stimmt's oder hab ich recht?«
    »Kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Darauf, was Sie von mir wollen.«
    »Ich hab's dir doch gesagt«, antwortet Gruzsa. »Ich
will, dass du Bobby Z bist.«
    »Warum?«, fragt Tim.
    »Du weißt wahrscheinlich auch noch nicht mal, wer Don Huertero ist«,
sagt Gruzsa. Tim zuckt mit den Achseln. Escobar schnaubt verächtlich.
    »Don Huertero ist der größte Drogenboss in Nordmexiko«, erklärt
Gruzsa. »Ach ja?«, sagt Tim.
    »Und er hält da unten einen Kumpel von mir gefangen«, fügt Gruzsa
hinzu. »Einen verdammt guten Agenten namens Arthur Moreno.«
    »Carnal«, sagt Jorge. »Das ist Spanisch und
heißt: >Blut von meinem Blut<.«
    »Ich will Art zurückhaben«, sagt Gruzsa.
    »Aha.«
    »Und Huertero will ihn austauschen gegen...“
    »Bobby Z«, ergänzt Tim.
    »Sie sind ziemlich dick im Geschäft miteinander, und Huertero will,
dass er freikommt und wieder Kohle macht«, erklärt Gruzsa.
    »Habt ihr ihn denn?«
    »Wir haben ihn.«
    Gekriegt haben sie ihn unten in Thailand, im Austausch für eine
Schiffsladung Heroin, die sie dem eigentlichen Besitzer zurückgebracht haben.
Die Thais hatten Z total auf dem Kieker.
    »Ist glatt über die Bühne gegangen, das Ganze«, sagt Gruzsa.
    »Wozu braucht ihr dann noch mich?«, fragt Tim. »Er
ist abgekratzt«, sagt Gruzsa. »Wer ist abgekratzt?“
    »Bobby Z.«
    Escobar sieht fast traurig aus, als er das sagt.
    »Herzinfarkt«, sagt Gruzsa. »Ratzfatz, aus die Maus. Da lag er, mit
dem Gesicht nach unten im Badezimmer.«
    »War noch jung, der Mann«, fügt Escobar hinzu.
    Gruzsa sagt: »Don Huertero versteht in diesen Dingen keinen Spaß. Er
wird's uns mit gleicher Münze heimzahlen.«
    Mit gleicher Münze heimzahlen?, denkt Tim. Und ich mittendrin? Kann
das sein, dass hier was absolut oberfaul ist?
    Er fragt: »Wird Huertero nicht merken, dass ich der Falsche bin?«
    »Nein«, sagt Gruzsa. »Nein?«
    »Nein. Und zwar deshalb nicht, weil er Bobby Z nie gesehen hat.«
    »Sie haben doch gesagt, die beiden würden Geschäfte miteinander
machen.«
    »Schon mal was von Telefon, Fax, Computer gehört?«, fragt Gruzsa, als
rede er mit einem Vollidioten, und dafür scheint er Tim auch zu halten. »Er hat
Z nie gesehen.«
    »Niemand hat ihn gesehen«, sagt Jorge. »Seit der Highschool
nicht mehr.«
    »Bis wir diesen ziemlich abgefuckten Typen da unten im Dschungel
aufgelesen haben«, fügt Gruzsa hinzu, »konnte eigentlich überhaupt niemand
behaupten, dass er den echten Bobby Z gesehen hat.«
    »Eine Legende«, wiederholt Jorge.
     
    Escobar labert und labert, während Tim auf einer Pritsche liegt, ein
steriles Tuch über dem Gesicht, und irgendein Doktor seine Kokainstrafe
abarbeitet, indem er Tim eine kleine Narbe verpasst. Sie soll haargenau so aussehen
wie die von Z, nachdem er sich beim Surfen in der Three Arch Bay den Kopf an
einem Felsen aufgeschlagen hatte.
    »Z hatte aber keine Tattoos, oder?«, fragt Tim, weil diese Scheiße
trotz örtlicher Betäubung sauweh tut, und er sowieso langsam die Schnauze voll
davon hat, hier auf dieser Pritsche zu liegen, mit einem Stück Gaze im
Gesicht.
    »Nein«, antwortet Gruzsa, und dann kommt ihm ein beunruhigender
Gedanke: »Aber du hoffentlich auch nicht, oder?«
    »Nein.«
    Was auch besser so ist, denkt Tim, denn Gruzsa würde sie ihm
wahrscheinlich gleich wegätzen. Aber dann fällt ihm ein, dass die einzige
Alternative die Angels auf dem Gefängnishof sind - was macht da schon eine
Narbe mehr oder weniger?
    Also liegt er da, und Gruzsa begutachtet die Prozedur, während Escobar
über Bobby Z labert und labert.
    Dass Z, als er von der Highschool abgeht, schon ein richtiger reicher
Stinker ist und eine Reihe seiner Freunde beschäftigt, die ganz Südkalifornien
mit Drogen beliefern.
    Und wie dann irgendwann jemand blöderweise auf ihn aufmerksam wird,
nicht etwa die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher