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Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag
Autoren: D Koontz
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verantwortungsbewusste Zukunft in einer korrekt organisierten Welt.«
    Wentworth war ein Mann, der gänzlich ohne Gesten auskam. Seine Hände langen reglos auf den Sessellehnen. Die gepflegten Nägel glänzten, als wären sie mit Klarlack bepinselt.
    »Eine verantwortungsbewusste Zukunft«, wiederholte Tim nachdenklich.
    »Im Allgemeinen wählen die Leute nur Narren und Schwindler. Wenn Politiker Maßnahmen ergreifen, die unser Land auf die nötige Rekonstruktion seiner Systeme zuführen, dann kann man sie unterstützen, aber wenn sie schlechte Politik machen, dann muss man sie immer wieder sabotieren, und zwar von innen heraus.«
    Tim starrte auf die dünne, verkrustete Blutspur, die das Messer über seine linke Handfläche gezogen hatte.
    »Man muss nur abwarten«, fuhr Wentworth fort, »bis sich zum Beispiel die Bedrohung durch einen Asteroideneinschlag in den kommenden Jahren verstärkt. Die Menschheit wird zu unglaublichen Opfern bereit sein, wenn wir alle
Länder der Erde zusammenbringen, um im Weltraum ein gewaltiges Asteroidenabwehrsystem zu errichten.«
    »Kommt denn ein Asteroid auf die Erde zu?«, fragte Linda.
    »Theoretisch schon«, erwiderte Wentworth.
    Tim betrachtete immer noch das getrocknete Blut in seiner Handfläche. »Weshalb sollte Linda sterben?«, fragte er.
    »Vor zweieinhalb Jahren haben sich auf der Terrasse des Cream and Sugar zwei Männer getroffen und über eine Stunde lang miteinander konferiert.«
    »Was für Männer?«
    »Der eine war insgeheim für ein bestimmtes Mitglied des Senats tätig. Es war seine Aufgabe, Verbindungen zu ausländischen Kräften herzustellen, mit denen der Senator nicht öffentlich Kontakt aufnehmen wollte.«
    »Ausländische Kräfte …«
    »Ich bin bereits zu offen Ihnen gegenüber, Mr. Carrier. Der andere Mann war ein Undercoveragent im Dienst einer dieser Kräfte.«
    »Und die haben ausgerechnet im Cream and Sugar Kaffee getrunken.«
    »Weil sie sich gegenseitig misstrauten, mussten sie an einem sicheren, öffentlichen Ort zusammenkommen.«
    »Und ich saß an diesem Tag auch auf der Terrasse?«, fragte Linda.
    »Richtig.«
    »Aber ich erinnere mich nicht, dass mir die beiden aufgefallen wären! Und was sie gesagt haben, habe ich schon gar nicht gehört.«
    Tim hatte Wentworth anfangs auf etwa vierzig geschätzt, doch bei längerer Betrachtung stellte sich heraus, dass er eher Mitte fünfzig war. Ganze fünfzehn Jahre waren mit Botox von seiner nun allzu glatten Stirn und aus den fältchenfreien Augenwinkeln gelöscht worden.

    »Charlie Chou«, sagte Wentworth, »war sehr stolz auf seine Galerie.«
    Linda runzelte die Stirn. »Sie meinen die Fotos seiner Stammgäste?«
    »Er hat ständig mit seiner Digitalkamera geknipst, damit die Wand auf dem neuesten Stand war. Auch an jenem Tag hat er Sie und andere Stammgäste auf der Terrasse fotografiert. «
    »Er hat mich mehr als einmal aufgenommen«, bestätigte Linda, »aber ich glaube, an diesen einen Tag kann ich mich noch ganz gut erinnern.«
    »Der Mann des Senators und der ausländische Agent waren keine Stammgäste, weshalb sie von Mr. Chou auch nicht gebeten wurden, sich fotografieren zu lassen. Dass er von den anderen Schnappschüsse machte, fiel den beiden kaum auf.«
    »Aber sie waren auf diesen Bildern im Hintergrund zu sehen«, folgerte Tim.
    »Na und?«, sagte Linda. »Das wusste doch niemand!«
    »Leider geschahen im Lauf des folgenden Jahres vier Dinge«, sagte Wentworth.
    »Zuerst«, riet Tim, »wurde in politischen und journalistischen Kreisen bekannt, dass der eine Gesprächspartner für den Senator tätig war.«
    »Genau. Und der ausländische Agent wurde öffentlich als wichtiger Stratege einer großen Terrororganisation identifiziert. «
    »Was war das dritte?«, fragte Linda.
    Wentworth schlug die Beine wieder übereinander. Er trug Designersocken mit einem blau-roten geometrischen Motiv.
    »Die Söhne von Mr. Chou, Michael und Joseph, haben eine Website ins Netz gestellt. Sehr gut gemacht. Ein erster Schritt zur Gründung einer Kette namens Cream and Sugar.«
    »Darüber wurde sogar in irgendeinem Wirtschaftsmagazin berichtet«, erinnerte sich Linda.

    »Und die Website wurde von vielen Menschen aufgerufen. Sie enthielt eine Gästegalerie, in der etwa zweihundert von Mr. Chous Lieblingsfotos präsentiert wurden. Auf einigen waren die erwähnten Männer im Hintergrund zu sehen, problemlos identifizierbar.«
    »Der Mitarbeiter eines Senators, der sich heimlich mit einem Topterroristen trifft
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