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Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag
Autoren: D Koontz
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Westen gedreht, mit Blick auf den Himmel und dessen Spiegelung im Wasser.
    Auf dem Tisch standen ein Tablett mit Sandwiches, geschützt von einer Glasglocke, und ein kleiner, versilberter Kasten mit zerkleinertem Eis, in dem vier Bierflaschen steckten.
    Tims Gastgeber erhob sich, um ihn zu begrüßen, und die beiden schüttelten sich die Hände. Nachdem der Gastgeber zwei Flaschen geöffnet hatte, setzten sie sich, um das schwindende
Zwielicht zu beobachten, und tranken Bier. Gläser brauchten sie nicht.
    Rot verwandelte sich in Purpur, und als dieses dunkler wurde, funkelten Sterne in der Nacht.
    Zuerst war Tim verlegen. Ihm fiel kein Thema für ein wenig einleitenden Smalltalk ein. Am liebsten hätte er einen lobenden Kommentar zu irgendeiner Maurerarbeit abgegeben, denn da kannte er sich aus, aber in Sichtweite gab es keinen einzigen Stein oder Ziegel. Bald hatte sein Gastgeber jedoch dafür gesorgt, dass er sich wohler fühlte.
    Die Lichter des Pavillons waren nicht eingeschaltet, doch im dunklen Wasser spiegelte sich das Mondlicht, und die Nacht war hell genug.
    Unter anderem unterhielten sie sich über ihre Mütter, und beide hatten Geschichten zu erzählen, die ebenso lustig wie zärtlich waren.
    Als sie bei den Sandwiches und der zweiten Flasche angelangt waren, berichtete Tim von dem Killer mit dem hungrigen Blick, von Wentworth und allem anderen, was geschehen war. Es gab viele Fragen, die er beantwortete, und dann kamen weitere Fragen, denn sein Gastgeber war ein gründlicher Mensch.
    Schließlich legte Tim die von Mickey McCready gefilmte DVD auf den Tisch. »Um meine Familie zu schützen, habe ich eine große Bitte: Versuchen Sie, die Maßnahmen so durchzuführen, dass nicht erkennbar wird, wer die ersten Informationen geliefert hat.«
    Das wurde ihm zugesagt, und er hatte den Eindruck, dem Versprechen trauen zu können.
    In gewissem Sinne öffnete er gerade eine Tür. Er besaß einen guten Instinkt, was Türen anging, und hinter dieser schien keine Gefahr zu lauern.
    »Sir, auf dem Video sind zwanzig Männer zu sehen. Ihre Gesichter sind ziemlich deutlich zu erkennen, auch das von Wentworth, falls er tatsächlich so heißen sollte. Offenbar
arbeiten alle bei der Polizei oder einer anderen Behörde, also muss es in den Datenbanken Fotos von ihnen geben. Vergleicht man die Aufnahmen mit der passenden Software, kann man sie identifizieren. Ich nehme an, jeder von diesen zwanzig Männern wird zu zwanzig weiteren führen, und so weiter. Aber über solche Sachen wissen Sie sicher besser Bescheid als ich.«
    Ein wenig später kam ein Assistent den Steg entlang. Er nickte Tim und seinem Chef zu, dann sagte er: »Mr. President, der Anruf, auf den Sie gewartet haben, kommt in fünf Minuten.«
    Tim erhob sich gemeinsam mit seinem Gastgeber, dann schüttelten sie sich wieder die Hände.
    »Wir haben uns lange unterhalten«, sagte der Präsident. »Mein Limit sind zwei Flaschen, aber Sie können gern noch ein Bier trinken, bevor Sie gehen.«
    Tim ließ den Blick über den schwarzen See schweifen, über die silbern im Mondlicht glänzenden Wellen, die schwarzen Bäume an allen Ufern und den schwarzen, tausendfach durchbrochenen Himmel. »Vielen Dank, Sir«, sagte er. »Das Angebot nehme ich gerne an.«
    Er blieb stehen, bis der Präsident den ganzen Steg überquert hatte und am Ufer angelangt war, dann setzte er sich wieder.
    Eine Hausangestellte brachte ein Tablett mit dem Bier und einem eisgekühlten Glas und ließ ihn dann allein. Wieder verzichtete er auf das Glas und hielt die Flasche in den Händen.
    Weit weg, jenseits der Wasseroberfläche, erscholl der klangvolle Ruf eines Seetauchers. Das folgende Echo war ebenso schön.
    Tim war hier genauso weit von daheim entfernt wie in jenem weißen Farmhaus im Mittleren Westen, aber er fühlte sich mit sich und der Welt im Reinen, denn eigentlich war er überall zu Hause, von einem Meer zum anderen.

67
    Im Süden und in der Gegend um San Francisco waren die Immobilienpreise zu hoch, weshalb sie sich an der Küste dazwischen eine kleine Stadt suchten, die ihnen gefiel.
    Direkt am Ufer oder mit einem weiten Blick aufs Meer zu wohnen, konnten sie sich selbst dort nicht leisten, aber dafür kauften sie ein Haus aus den 1930er-Jahren mit guter Bausubstanz.
    Während sie das Gebäude originalgetreu renovierten, hausten sie in einem auf dem Grundstück abgestellten Wohnwagen. Die meiste Arbeit erledigten sie selbst.
    Tims Familie – zu der im weiteren Sinne auch Pete, Zoey,
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