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Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag
Autoren: D Koontz
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Kerl, der nicht aufgab, also schoss Tim ihm zweimal aus nächster Nähe in die Kehle, und das war das Ende.
     
    Krait stürzte rücklings in ein unendliches Labyrinth aus Spiegeln, umgeben von gelbem, trübem Licht. In zahllosen silbernen Flächen bewegten sich seltsame Gestalten, die ihn beobachteten; sie näherten sich und umkreisten ihn, huschten von einem Spiegel zum nächsten. Er kniff die Augen zusammen, um sie besser sehen zu können, aber je mehr er sich anstrengte, desto rascher verblasste das Licht, bis er schließlich in einer fühlbaren Finsternis lag, in einer Wildnis aus Spiegeln.
     
    Die Messerklinge hatte Tims linke Handfläche nur angeritzt. Die Haut war aufgeschnitten, die Muskulatur jedoch unversehrt geblieben.
    Sein rechtes Ohr hatte wesentlich mehr abbekommen.
    »Da fehlt ein Stück«, sagte Pete.
    »Ein großes?«
    »Es geht. Dein Kopf wird deshalb nicht zur Seite hängen, aber du musst zum Arzt.«
    »Das hat Zeit.« Tim hockte sich auf den Boden des Flurs und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. »Wegen einem abgerissenen Ohr verblutet man schließlich nicht.«
    Er nestelte sein Mobiltelefon aus der Hosentasche und tippte die Nummer des Wegwerfhandys ein, das er Linda überlassen hatte. Er hielt das Gerät an sein verwundetes Ohr, zuckte zusammen und drückte es dann ans linke.
    Als Linda sich meldete, sagte Tim: »Er ist tot, wir nicht.«
    Erleichtert stieß sie mit einem Fluch die Luft aus. »Ich hab die ganze Zeit daran gedacht, dass ich dich noch kein einziges Mal geküsst habe.«
    »Das können wir gerne nachholen, wenn du willst.«

    »Tim, deine Mutter ist bei mir, aber die wollen uns aus dem Wagen holen. Wir haben die Fenster zugemacht und die Türen verschlossen, und jetzt versuchen sie schon die ganze Zeit, uns herauszulocken.«
    »Was?«, fragte er verwirrt. »Wer?«
    »Sie sind ganz plötzlich gekommen und haben die Straße abgesperrt, kurz nachdem wir die Schüsse gehört haben. Schau doch mal aus dem Fenster.«
    »Moment.« Er stand auf und sah Pete an. »Wir haben offenbar Gesellschaft.«
    Als sie ans offene Fenster des Schlafzimmers traten, bot sich ihnen ein unerwarteter Anblick. Die Straße war voll bulliger schwarzer Wagen mit dicken weißen Lettern auf dem Dach und den Vordertüren: FBI.
    Hinter den Fahrzeugen und anderen Objekten, die Deckung boten, waren bewaffnete Männer in Stellung gegangen.
    »Halt sie noch zwei Minuten hin«, sagte Tim zu Linda. »Dann sagst du ihnen, es ist vorbei, und wir kommen durch die Haustür zu ihnen raus.«
    »Was hat das eigentlich zu bedeuten?«, überlegte Pete.
    »Ich habe nicht die blasseste Ahnung«, sagte Tim und legte auf.
    »Meinst du, das geht mit rechten Dingen zu?«
    »Wohl kaum. Irgendwas stinkt da.«
    Tim trat vom Fenster weg und tippte die Nummer der Auskunft ein. Als sich eine Telefonistin meldete, fragte er nach der Nummer von Michael McCready.
    Die Dame bot ihm an, ihn für eine zusätzliche Gebühr automatisch durchzustellen, und dies war nicht der richtige Tag zum Pfennigfuchsen.
    Es dauerte eine Weile, bis Mickey abhob.
    »Hallo, Mickey«, sagte Tim. »Hör mal, ich muss den Besuch bei dir noch ein wenig aufschieben.«
    »Heiliger Strohsack, Tim, was ist denn bei euch da drüben los?«

    »Hast du deine Videokamera schon im Einsatz?«
    »Und ob! Das ist besser als deine Kindergeburtstagspartys früher, das kannst du mir glauben.«
    »Hör mal, Mickey, pass bloß auf, dass die dich nicht mit deiner Kamera sehen. Bleib hübsch im Haus. Aber versuch, so viele Gesichter wie möglich zu zoomen, damit man sie deutlich erkennen kann.«
    Mickey schwieg einen Augenblick. Dann fragte er: »Ist das etwa ein Haufen Schweinehunde, Tim?«
    »Gut möglich.«

63
    Der Mann stellte sich als Steve Wentworth vor, was sein richtiger Name sein konnte oder nur einer von vielen.
    Auf seinem Ausweis, der mit einem Passbild und überzeugenden holographischen Sicherheitsmerkmalen ausgestattet war, stand FEDERAL BUREAU OF INVESTIGATION.
    Groß, athletisch, mit kurz geschorenem Haar und den asketischen Gesichtszügen eines aristokratischen Mönchs, sah er glaubwürdig aus. Vielleicht zu glaubwürdig.
    Sein angeborener Südstaatenakzent war offenkundig während eines Studiums an einer der Eliteuniversitäten Neuenglands geglättet worden.
    Wentworth wollte sich mit Tim in das kleine Arbeitszimmer neben der Küche zurückziehen, aber Tim bestand darauf, dass Linda dabei war.
    »Was wir besprechen werden, ist nur für Ihre Ohren bestimmt«, sagte
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