Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
seinen Eltern geblieben war, hatte sein Vater das Schloss zwar noch nicht ersetzt gehabt, doch Tim hätte sich nicht gewundert, wenn das Ding ausgerechnet jetzt repariert worden wäre. Aber sein Vater hatte Respekt vor der Tradition, und das unverriegelte Fenster ließ sich problemlos hochschieben.
    Wie ein Fassadenkletterer auf Einbruchstour betrat er sein Zimmer. Manche der Bodendielen neigten zum Ächzen, doch er wusste, wo sie lauerten und wich ihnen aus, während er sich an der Wand entlang zur Tür vorarbeitete, die einen Spaltbreit offen stand.
    Er lauschte auf irgendwelche Bewegungen, und als er keine hörte, zog er die Tür auf und spähte vorsichtig hinaus. Er hätte erwartet, dass sich der Killer vor der Treppe postiert hatte, doch der Flur war ebenso verlassen wie das Zimmer.
     
    Auf halbem Weg zum mittleren Treppenabsatz hielt Pete inne und wartete. Als er sicher war, dass er Tim genügend Zeit gelassen hatte, um ins Obergeschoss zu gelangen, schleuderte er das Sofakissen auf den Absatz.
    Ein nervöser Gegner hätte bestimmt auf alles gefeuert, was sich bewegte, aber niemand blies die Füllung aus dem Kissen.
    Pete zählte bis fünf, dann warf er das wesentlich größere Kissen hinterher, denn ein Gegner, der nicht nervös genug war, um auf das kleine Kissen zu feuern, hätte vielleicht erwartet, dass auf das Täuschungsmanöver ein echter Angriff folgte. Stille. Womöglich war dieser Kerl überhaupt nicht nervös.
     
    Tim schlich von einer Tür zur anderen und spähte in das Zimmer seines Bruders, den Kleiderschrank, das Gästezimmer und das Bad, ohne jemanden zu finden.

    Während er sich dem Schlafzimmer seiner Eltern näherte, hörte er das schwere Kissen mit einem dumpfen Schlag auf dem Treppenabsatz landen. Er griff sich das Sitzkissen, das auf einem im Flur stehenden Stuhl lag, und schleuderte es die nahe Treppe hinunter.
    Da Pete oft genug mit Tim zusammengearbeitet hatte, um den Wurf als Zeichen deuten zu können, dass die Luft rein war, kam er rasch, aber wachsam herauf. Die goldene Nachmittagssonne, die durch das hohe, runde Fenster im Treppenhaus fiel, brachte die Pistole in seinen ausgestreckten Händen zum Funkeln.
    Tim deutete auf das Schlafzimmer seiner Eltern, und sie postierten sich links und rechts von der halb offen stehenden Tür, Tim auf der Seite der Klinke. Das war es jetzt, da musste der Kerl drin sein, und deshalb ging es ums Ganze.
    Tim stieß die Tür ganz auf, sprang ins Zimmer und schwenkte seine Waffe von rechts nach links. Niemand. Während Pete ihm Deckung gab, schob er sich an der Wand entlang, aber auch auf der anderen Seite des Bettes verbarg sich niemand.
    Das Fenster stand offen, und die Vorhänge hingen schlaff in der reglosen Luft. Das war nicht gut, dieses offene Fenster, überhaupt nicht gut, denn es wies darauf hin, dass ihr Gegner vielleicht im falschen Augenblick, als Mary durch den Vorgarten gelaufen war, hinausgeblickt hatte.
    Oder es war eine List. Wenn sie zum Fenster traten, wandten sie den beiden Türen an den Seitenwänden den Rücken zu: der Tür zum Badezimmer, die einen Spaltbreit offen stand, und der des Kleiderschranks, die geschlossen war.
    Tim wollte zum Fenster; er hatte das sichere Gefühl, dass das der richtige Weg war, aber man hielt sich aus einem guten Grund an die Vorschriften, und dieser Grund bestand darin, dass man dadurch in der Regel eher am Leben blieb als erschossen wurde.

    Wenn der Killer das Haus verlassen hatte, um Tims Mutter zu verfolgen, dann zählte jede Sekunde, aber da waren die beiden Türen, und die mussten zuerst drankommen.
    Pete übernahm den Kleiderschrank. Mit dem Rücken daneben an der Wand stehend, griff er nach dem Knauf und riss die Tür mit einem Ruck auf, ohne dass eine Salve herauskam. In die Decke des Schranks war eine zum Dachboden führende Falltür eingebaut, doch die war geschlossen, wie es sein sollte. Auf den Dachboden wäre der Kerl ohnehin nicht geflüchtet.
    Tim stieß die Badezimmertür auf und spähte hinein. Durch den Vorhang vor dem Fenster fiel gerade genug Licht, um erkennen zu können, dass auch hier niemand war.
    Während er sich zu Pete umdrehte, spürte er, wie nun sein Herz doch hämmerte. »Er ist hinter meiner Mutter her, gleich wird er sie und Linda finden«, sagte er. In seinem Mund war ein metallischer Geschmack.
    Der direkte Weg über das Verandadach zum Garten war schneller, als die Treppe zu nehmen. Deshalb ging Tim, gefolgt von Pete, auf das Fenster zu, als er im Augenwinkel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher