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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
Autoren: Jan Burke
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Beschützer.«
    Detective Harriman notierte sich das, was Caleb seltsam fand. Onkel Nelson langte herüber und tätschelte Calebs Hand. Caleb zog die Hand weg.
    Inzwischen weinte Onkel Nelson gar nicht mehr so heftig.
    Caleb fragte sich, warum er eigentlich selbst nicht weinte. Was stimmte mit ihm nicht?
    Weil das alles gar nicht passiert, sagte er sich. Es passiert nicht.
    Detective Harriman stellte noch ein paar weitere Fragen, ehe er wissen wollte, ob Caleb noch irgendwas aus seinem Spind holen müsse.
    Er spürte den Drang, zu lügen und ja zu sagen, nur um aus dem Raum zu fliehen und so weit wegzukommen wie möglich. Doch stattdessen sagte er: »Nein, eigentlich nicht.«
    Als sich Harrimans Piepser meldete, stellte der Detective ihn ab und las, was auf dem Display stand. Er entschuldigte sich und trat auf den Flur hinaus, um auf dem Handy jemanden anzurufen. Zu Calebs Erleichterung versuchte Onkel Nelson nicht, ein Gespräch anzufangen.
    Harriman kehrte zurück. »Deine Mom ist jetzt wieder zu Hause. Wenn du also so weit bist, bringe ich dich und deinen Onkel hin«, sagte er.
    »Aber mein Auto …«
    »Ist wahrscheinlich besser, wenn du es später abholst.«
    Caleb erhob keine Einwände. Sein Widerstand ermattete langsam und ließ ihn sich leer und wie betäubt fühlen. Er wollte gar nicht erst versuchen zu fahren.
    Unterwegs begann sich Caleb Sorgen um Onkel Nelson zu machen. An Detective Harrimans Wagen angelangt, öffnete Harriman zuerst die Beifahrertür. Doch Onkel Nelson ignorierte ihn und stieg hinten ein. Verlegen rutschte Caleb auf den Beifahrersitz.
    »Alles in Ordnung bei dir da hinten, Onkel Nelson?«, erkundigte sich Caleb, doch er bekam keine Antwort. Onkel Nelson schien tief in Gedanken versunken.
    Als sie von der Schule wegfuhren, wandte sich Caleb an den Detective. »Sind Sie sicher …?«, begann er, ehe er verstummte.
    »Dass es dein Dad ist?«, fragte Harriman. »Der Coroner und seine Leute werden das noch genauer untersuchen, aber fürs Erste hat deine Mom das Opfer als deinen Vater identifiziert.«
    Nach weiterem Schweigen ergriff Caleb erneut das Wort. »Kann ich ihn sehen?«
    »Jetzt nicht, aber später vielleicht.«
    »Ich muss ihn sehen.«
    Harrison zögerte. »Das muss deine Mom entscheiden«, erwiderte er. »Sie versteht bestimmt, warum das wichtig für dich ist.«
    Warum kann ich nicht weinen?, fragte sich Caleb, einerseits von dem Gedanken irritiert, andererseits aber fast erleichtert darüber, dass er nicht vor diesem Fremden die Fassung verlor.
    Caleb sah nach hinten zu seinem Onkel, der immer noch mit leerem Blick aus dem Fenster starrte.
    »Warum haben Sie Onkel Nelson mitgebracht?«, fragte er Harriman im Flüsterton.
    »Du bist minderjährig. Deine Mom war damit einverstanden, dass ich dich abholen und in Gegenwart deines Onkels befragen darf.«
    Irgendetwas daran verwirrte ihn, aber schließlich war das alles verwirrend und unwirklich. Sein Dad war tot. Im einen Moment war er überzeugt davon, dass das stimmte, und im nächsten davon, dass die Polizei einem schweren Missverständnis aufgesessen war. Lass es einen Irrtum sein. Ich werde niemandem böse sein. Ich verzeihe allen alles. Schon in Ordnung. Lasst nur meinen Dad lebendig sein …
    Er wollte, dass das Auto anhielt, damit er aussteigen konnte. Er wollte nirgendwo hinfahren. Sofort hier anhalten , hätte er am liebsten gesagt.
    »Alles okay?«, fragte Harriman.
    Caleb schüttelte den Kopf.
    »Ist dir schlecht? Soll ich kurz anhalten?«
    Jetzt, wo es ihm angeboten worden war, wollte er es auf einmal nicht mehr. Er musste Bescheid wissen. Erneut schüttelte er den Kopf.
    Harriman stellte ihm Fragen nach der Schule, und Caleb beantwortete sie, obwohl er wusste, dass der Detective ihn nur ablenken wollte. Trotzdem war er ihm dankbar dafür. Der Mann strahlte einfach … Ruhe aus. Eine Art Ruhe, die dazu beitrug, dass sich auch Caleb ein wenig fasste.
    »Ich wünschte, Sie würden den Fall bearbeiten«, sagte er.
    Harriman lächelte leicht. »Danke. Aber die Detectives, die ihn bearbeiten, sind kompetente Leute und haben viele gute Mitarbeiter. Sie sind dir sicher sympathisch.«
    »Aber wenn ich mit Ihnen sprechen will?«
    Harriman zückte eine Visitenkarte und reichte sie ihm. »Jederzeit, Tag und Nacht.«
    Sie bogen in seine Straße ein, wo alles unfassbar normal aussah, was irgendwie falsch wirkte. Harriman hielt vor Calebs Haus. Zwei Limousinen von ganz ähnlichem Typ wie die Harrimans parkten bereits davor. In der
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