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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
Autoren: Jan Burke
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Einfahrt stand Onkel Nelsons Wagen neben dem von Calebs Mom. Ich muss stark sein für Mom, dachte er. Damit ich ihr beistehen kann.
    »Noch ist keine Presse da, also bleibt dir wenigstens das erspart«, sagte Harriman.
    Caleb ging ins Haus. Er sah seine Mom von dort aufstehen, wo sie mit zwei anderen Detectives gesessen hatte, sah, wie sie sich alle Mühe gab, ihm zuliebe tapfer zu sein, und auf einmal, von allen schlimmen Momenten ausgerechnet in diesem, begann er zu weinen, als wäre er zwei statt siebzehn.

4. KAPITEL
     
    MITTWOCH, 10. MAI, 00:03 UHR LAS PIERNAS
     
    Der Anruf kam später als erwartet. Auf dem Hügel stand ein Auto, in dessen matt erleuchtetem Innenraum sich die Silhouette einer einzelnen Person abzeichnete. Schließlich klingelte das Telefon.
    Dexter Fletcher ließ das Einweghandy dreimal läuten.
    Es war nie gut, wenn man so etwas überstürzte. Er dachte an die drei Brüder, die ihm in der Familie Fletcher am nächsten standen, und stellte sie sich in derselben Situation vor. Giles hätte gewartet, vielleicht sogar einen zweiten Anruf erzwungen. Nelson hätte noch während des ersten Klingelns abgenommen – obwohl er bezweifelte, dass sie Nelson jemals angerufen hatte. Und Roy? Roy war völlig unberechenbar.
    »Ja?«, meldete sich Dexter. »Denk daran …«
    »Dass die Leitung nicht sicher ist. Ich weiß.« Cleo wusste immer alles so genau.
    »Wie ist die Lage?«
    »Genau wie ihr es gewollt habt.«
    Er seufzte. »Nicht gerade … gewollt.«
    »Nein, natürlich nicht. Aber … erledigt.«
    »Danke. Irgendwelche Schwierigkeiten?«
    »Die kann ich jetzt wohl kaum am Handy schildern, oder?«
    Er wartete.
    »Entschuldige. War ein langer Tag«, sagte sie.
    »Ja, allerdings. Für uns alle. Irgendwann muss ich dir sagen, wo …«
    »Keine Namen oder Orte«, mahnte sie scharf.
    »Klar. Danke. Jedenfalls habe ich, nachdem ich wusste, dass du dich auf den Weg gemacht hast, meinen Anruf getätigt, und du wirst nie glauben, wo er war. Offenbar ist er heute Morgen hinzitiert worden. Ziemlich unangenehm.«
    Sie lachte. Er hatte gewusst, dass es sie belustigen würde.
    »Also«, sagte er, »jetzt fehlt uns nur noch dein Bericht.«
    »Wie du weißt, sind wir hier meiner Meinung nach ein unnötiges Risiko eingegangen, und es widerstrebt mir, dass wir … die Sache nicht restlos erledigt haben. Aber ich habe mich an eure Anweisungen gehalten. Allerdings ist es verdammt kalt, also kriege ich vielleicht doch noch meinen Willen. Es wäre für alle einfacher.«
    »Da könntest du recht haben. Aber danke, dass du uns entgegengekommen bist.«
    »Kein Problem. Wo wäre ich denn ohne euch?«
    »Und wir ohne dich. Bis bald dann.«
    Dexter blieb nach Beendigung des Gesprächs noch gut zehn Minuten sitzen und sah auf die Lichter der Stadt hinab. Er war müde und euphorisch zugleich.
    Cleo machte ihre Arbeit hervorragend. Wirklich, er brauchte sich überhaupt keine Sorgen zu machen.
    Er ließ den Wagen an und fuhr vorsichtig nach Hause. Einen Unfall konnte er sich nicht leisten. Es gab noch viel zu tun.

5. KAPITEL
     
    MITTWOCH, 10. MAI, 01:10 UHR SAN BERNARDINO MOUNTAINS
     
    Noch drei Monate und siebzehn Tage.
    Immer wieder sagte sich San Bernardino County Deputy Sheriff Tadeo Garcia diesen Satz vor. Noch drei Monate und siebzehn Tage , dann würde er in Rente gehen und endgültig aus dem Streifenwagen aussteigen. Und aus diesen Bergen verschwinden. Die Kälte und die Feuchtigkeit hingen ihm in den Knochen. Zu Hause, drunten in Redlands, hatte seine Frau wahrscheinlich die Klimaanlage angestellt. Zumindest hätte sie die Fenster offen. Hier oben war es feucht und neblig, und er fror sich die huevos ab.
    An diesem Punkt seiner Laufbahn hatte Garcia eigentlich hinter einem Schreibtisch sitzen wollen, nicht hinter einem Lenkrad. Zumindest war wieder einmal bewiesen, dass man einen Vorgesetzten locker zu jedem beliebigen Zeitpunkt gegen sich aufbringen konnte. Der Gewerkschaftsvertreter sagte, sie arbeiteten daran.
    Na gut. So war es eben. Wenn er sich vorsah, würde alles gutgehen. Und seiner Aufgabe, mit dem Streifenwagen auf den Straßen dieser Berggegend zu patrouillieren, war er allemal gewachsen.
    Er versuchte sich warme Orte vor Augen zu rufen, an denen er als Rentner wohnen würde, und lächelte. Wahrscheinlich würde er zu Hause an allem Möglichen herumwerkeln. Seine Frau hatte bereits eine Liste. Mann, sie hatte immer eine Liste, aber das war schon in Ordnung. Sie hatte im Lauf der Jahre eine Menge
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