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Wie ich Schriftsteller wurde

Wie ich Schriftsteller wurde

Titel: Wie ich Schriftsteller wurde
Autoren: Norbert Golluch
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Die übliche Krise
    Es ist Wochenende und ich seh’ scheiße aus. Zu dick. Fass statt
Sixpack. Ungepflegter Bart. Alles andere als ein Frauentyp. Eigentlich die
miesesten Voraussetzungen überhaupt, um Schriftsteller zu werden.
Schriftsteller müssen nämlich vor allem gut aussehen. Was sie schreiben, ist
zwar nicht total egal, aber selbst wenn sie Legastheniker sind, gibt es noch
Ghostwriter und Verlagslektoren, die nahezu aus jedem Geschreibsel ein Buch
machen können. Sonst gäbe es nicht so viele Bücher. Ob Sachbuch oder Ratgeber,
Roman oder Satire, nur gut aussehende Autoren produzieren Bestseller.
     
    Hinzu kommt, dass ich weder telegen noch schlagfertig noch
von Adel und auch ohne akademischen Titel bin, in Talkshows mit perfekt
gestylten und auch noch adligen Medizinern, die schreiben, garantiert versagen
werde. Außerdem kann es meine schlichte Erscheinung keinesfalls mit der
Oberweite von Moderatorinnen aufnehmen, die auch noch durch ihre inneren Werte
zu beeindrucken wissen. Trotzdem habe ich mir den Kopf gesetzt: Du schreibst jetzt
einen Roman!
     
    An innerer Zerrissenheit mangelt es nicht. Ernsthafte
Schriftsteller müssen von einer gequälten Seele getrieben sein und unter
innerer Zerrissenheit leiden, habe ich mal gehört. Es zerreißt mich bald bei
der Frage, was der Inhalt meines Romans sein soll. Auf jeden Fall müssen alle
Protagonisten coole amerikanische Namen tragen. Nicht Walter oder Erich, nicht
Hannelore oder Monika sollen sie heißen, sondern Tim und Dännis, Däniel oder
Djäden, Lauren und Fellerie …
     
    Schreiben kann ich ja, schließlich lebe ich davon.
Zeitungsartikel, Werbetexte, Gebrauchsanweisungen – eben Texte aller Art, nur
noch keinen Roman. In der Königsdisziplin habe ich bisher versagt. Gut, Ideen
gab es, aber irgendetwas kam immer dazwischen. Faulheit oder Alkohol oder
Aufträge. Was fehlte, war der richtige Plot, aber da gehe ich jetzt ran. Keine
Ausreden mehr. Obwohl …. verdammt, ich bin komplett umnebelt, zuviel Tequila,
verschiebe das mit dem Plot mal auf morgen …
     

Aufnahmeprüfung
    Was’n nu los? Ohne Riesenbirne aufgewacht, und das nach so
einem Absturz? Das ist doch nicht mein Schlafzimmer … Und wer ist der bärtige
Typ da im goldenen Schlafrock auf dem riesigen Retro-Fernsehsessel …? Ach so
ja, ich bin tot. Hi, Gott! Wie geht es denn so? Ganz beeindruckend, der
Allmächtige. Halleluja übrigens. Alles im grünen Bereich, es geht mir gut,
danke der Nachfrage. Engel hat der hier, saa-gen-haft … Jetzt drückt mir so ein
Engel ein Klemmbrett in die Hand mit ’nem Formular, Aufnahmeantrag. Allerdings
ein männlicher – kenn ich den? Mann, das ist Steve Jobs, und das ist auch kein
Papier. Touchscreen, sanftes Leuchten, himmlisches iPad in Weiß! Ob die in der
Hölle wohl Schwarze haben? Steve schwirrt ab.
     
    Ich lege los. Fragen bitte wahrheitsgemäß beantworten,
Punktzahl addiert sich unten automatisch. Ab 100 Aufnahme in den Himmel.
     
    In der Kirche? Nein. 0 Punkte.
    Gute Werke in letzter Zeit? Nein. 0 Punkte.
    Wie viele Tage nüchtern letzte Woche? Zwei. Ein Punkt,
immerhin.
    Wie oft Sex? So fünf oder sechs Mal. 25 Punkte.
    Hallo? Das blick ich jetzt nicht …
    Kondom benutzt? Ach nee, ich mag die Dinger nicht … Minus 15
Punkte.
    Wie oft Sex mit ernsten Absichten? Na ja, das weiß man ja
nie … Minus 33 Punkte.
    Wie oft versprochen, zurückzurufen? Sechs Mal eben …
    Und wie oft tatsächlich telefoniert? Ahem … äh, ich hatte
viel Stress in letzter Zeit … Minus 45 Punkte!
     
    Mann, sind die hier auf das Thema Sex fixiert! Warum blinkt
den da unten jetzt diese rote Zeile?
     
    Ab minus 50 Punkten Spezialbehandlung durch das
Untergrund-Team …
     
    Was will denn dieser gehörnte Typ mit dem Pferdefuß hier? Was
steht da bei dem auf dem T-Shirt?
     

LUZIFERS HÖLLISCHER
ESCORT-SERVICE
     
    Igitt, stinkt der nach Schwefel … Und jetzt winkt der so
komisch mit seiner Mistgabel … Ich? Meinen Sie mich? Das kann doch nicht wahr
sein … Und was wollen jetzt die vielen Teufelchen mit den glühenden Zangen?
Nein, nicht zwicken, ihr Miststücke, ich geh ja schon. Huch, was soll jetzt dieses
Loch … BOOAAAH … dieser Abgrund im Fußboden, aus dem diese Schmerzensschreie
kommen ….
     
    AAAAAAAAAAAH!
     
    Oh mein Gott, was ich mir in letzter Zeit für einen Mist
zusammenträume … Horror. Und diese merkwürdigen Flussträume. Erst neulich …
Moment, jetzt klingelt es auch noch, um 12.00 Uhr früh! Es ist Benno. Benno ist
ein verquerer
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