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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
Autoren: Jan Burke
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ins Bett.«
    »Mama!«, weinte Richard. Nelson wünschte, er könnte ihm helfen.
    »Mama schläft schon, Richard.«
    »Nicht die! Ich will zu meiner richtigen Mama.«
    »Sie ist im Himmel, Richard. Das weißt du doch. Aber wir haben dich lieb und kümmern uns um dich und passen auf dich auf.«
    Das Schluchzen hielt noch eine Weile an, ehe es verstummte.
    »Kannst du jetzt schlafen?«
    Richard schüttelte den Kopf.
    »Möchtest du ein bisschen spielen? Meinst du, du wirst dann wieder müde?«
    Der Junge nickte.
    »Braver Junge. Dann zieh mal Hausschuhe und Bademantel an. Komm mit, wir spielen das Rechenspiel.«
    »Au ja!« Eilig suchte Richard nach seinen Hausschuhen und schlüpfte mit ein bisschen Hilfe in seinen Bademantel. Dann sah er zu Nelson hinüber. »Darf Nelson auch mitspielen?«
    »Ach, es schadet ihm sicher nichts, wenn er heute Nacht ein bisschen weniger schläft. Klar.«
    Während Nelson seinerseits in Bademantel und Hausschuhe schlüpfte, sah Richard zu seinem Adoptivvater auf und reckte die Arme. Der Mann hob ihn hoch und trug ihn mit Leichtigkeit davon. Nelson wusste, dass Richard nicht hätte getragen werden wollen, wenn er nicht immer noch Angst gehabt hätte.
    »Fertig?«
    »Ja!«
    »So ein kluger kleiner Junge.« Lächelnd sah ihr Vater auf die schlafenden Kinder in den anderen Betten hinab, ehe er nach unten fasste und Nelson zärtlich durch die Haare fuhr. »Alle meine Jungen sind kluge kleine Jungen.«
     
    Nelson rieb sich das Gesicht und öffnete die Wagentür. Die Innenbeleuchtung ging an, und der Bewegungsmelder in der Garage ließ das Deckenlicht aufleuchten.
    Er dachte an Elisa. Sollte er sie anrufen?
    Nein, sagte er sich. Hab Geduld.

ZWEITER TEIL
     
    Fünf Jahre nach dem Mord an Richard Fletcher
     

8. KAPITEL
     
    SONNTAG, 23. APRIL, 08:15 UHR LAS PIERNAS
     
    Irgendjemandem ruinierte der Regen garantiert das Wochenende, aber mich störte er überhaupt nicht. Ich war an einem Ort, an dem ich mich wohlfühlte, nämlich an der Seite meines Mannes im warmen und gemütlichen Bett. Kurz nach Morgengrauen waren wir von einem Donnerschlag geweckt worden, doch unser Logiergast Ethan Shire hatte offenbar weitergeschlafen und uns damit zwei unverhoffte Stunden trauter Zweisamkeit geschenkt.
    Ich bin Reporterin, und mein Mann Frank Harriman ist Ermittler bei der Mordkommission, deshalb werden unsere Pläne häufig von den Erfordernissen unseres Berufs durchkreuzt. In jüngster Zeit machte Ethan Shires Genesung unsere Zeitplanung noch komplizierter. Ethan war ein Kollege von mir, der derzeit in unserem Gästezimmer wohnte. Da er angeschossen worden war, als er mir das Leben zu retten versuchte, empfanden wir es nicht als Belastung, ihm ein Heim und ein bisschen von unserer Zeit zur Verfügung zu stellen, doch natürlich konnten wir nun nicht mehr in Unterwäsche im Haus herumlaufen.
    Nachdem ich den Sportteil und die Comicseite gelesen hatte und nun so tat, als würde ich mich für die Todesanzeigen interessieren, wartete ich darauf, dass mein Mann mit Seite fünfzehn des Vorderteils des Las Piernas News Express fertig würde. Ich arbeite für den Express , und eine Geschichte, die ich über vermisste Kinder geschrieben hatte, verteilte sich auf die Seiten eins und vierzehn, ehe sie auf Seite fünfzehn endete.
    Als er fertig war, lächelte er mich ironisch an. »Die Telefone in der Vermisstenabteilung werden ununterbrochen klingeln.«
    Ich zuckte die Achseln. »In der Redaktion wahrscheinlich auch.«
    »Ein heikles Thema.«
    Dagegen wusste ich nichts einzuwenden, aber ich konnte die Geschichte einfach nicht ignorieren.
    Ein paar Wochen zuvor, als ich für eine Geschichte über einen alten Entführungsfall recherchierte, hatte ich erfahren, dass Kindesentführung nicht zu den Verbrechen zählt, die im überregionalen Uniform Crime Reporting System des FBI registriert werden.
    Das fand ich sonderbar. Kurz nach der Entführung des Lindbergh-Babys 1932 wurde Kindesentführung als Straftat nach Bundesrecht eingestuft, falls der Entführer Staatsgrenzen überschritt oder mit der Post eine Lösegeldforderung versandte. Das FBI untersuchte alle derartigen Entführungsfälle und wurde oft in anderen zurate gezogen.
    Allerdings kam Kindesentführung in einem der maßgeblichen Berichte über Straftaten in den Vereinigten Staaten nicht vor. Es war allen Ernstes einfacher, Statistiken über Autodiebstähle zu finden als über Kindesentführung.
    Ich wurde neugierig.
    Dann entdeckte ich eine Studie des
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