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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
Autoren: Jan Burke
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vorhanden.
    Richard Fletchers private Lebensversicherung sowie andere Investitionen waren dazu bestimmt, die Hypotheken auf Haus und Büro abzuzahlen und der Familie für die nächsten Jahre den Lebensunterhalt zu sichern – und sie hätten auch gereicht, hätten sie nicht einen Strafverteidiger engagieren müssen.
    Caleb glaubte nicht, dass Mason seinem Vater oder Jenny jemals etwas zuleide getan hätte, doch seine Gründe für die Annahme, dass Mason hereingelegt worden war, beruhten nicht nur auf brüderlichem Vertrauen. Als Caleb sie jedoch gegenüber Masons Anwalt erwähnte, erschauerte der Mann und bat ihn, keinesfalls mit jemand anderem über Masons »ehemalige« Alkohol- und Drogenprobleme zu sprechen. Auf Calebs Anregung, der Anwalt solle mit Detective Harriman reden, erfolgte ein langer Vortrag darüber, dass Polizisten nicht ihre Freunde seien, und ihm wurde jedweder Kontakt zu dem Detective untersagt.
    Caleb mochte den Anwalt nicht, den seine Mutter gewählt hatte, doch er konnte es nicht ändern. Der Mann schien sich redlich zu bemühen, Mason zu verteidigen, was angesichts der Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft nicht einfach war.
    Zwei Kunden, Teilhaber einer Firma, die Richard Fletcher einen Auftrag erteilt hatte, bezeugten, dass sie am Tag vor Richards Tod mit angehört hatten, wie Mason Fletcher sich heftig mit dem Opfer stritt.
    Seine Mutter wollte aussagen, dass Richard Fletcher diesem Streit offenbar nur wenig Bedeutung beigemessen hatte, da er ihn ihr gegenüber an jenem Abend, ihrem letzten gemeinsamen, nicht einmal erwähnt hatte. Doch der Strafverteidiger hielt es für keine gute Idee, sie in den Zeugenstand zu rufen, da er andere Fragen über Mason fürchtete, die die Anklage stellen könnte.
    Während der ganzen Tortur, die dieses Verfahren bedeutete, war sie stark geblieben. Jedenfalls meistens. Sie durchlitt einen schlimmen Moment, als der Staatsanwalt den Geschworenen überdimensionale Fotos der tödlichen Verletzungen zeigte, die man Richard Fletcher zugefügt hatte. Und einen zweiten, als Fotos von Jenny Fletcher herumgezeigt wurden – gesund und munter auf diesen Bildern, im Alter von drei oder fast vier Jahren. Eine Erinnerung daran, dass niemand wusste, ob sie lebte oder tot war. Caleb weigerte sich zu glauben, dass sie tot war, ganz egal, was die Vertreter der Anklage behaupteten. Jenny war gerade fünf geworden. Ihre Geburtstage waren entsetzliche, schmerzvolle Tage für Caleb, Mason und ihre Mutter. Ob Jenny sie auch vermisste?
    Das war die unschuldigste Frage, die er sich in Bezug auf Jenny stellen konnte.
    Trotzdem dachte er auch über die weniger unschuldigen nach und wusste, dass das Beharren des Staatsanwalts auf Jennys Tod die Hoffnungen seiner Mutter untergraben hatte. Noch als die Fotos von Jenny gezeigt wurden, hatte seine Mutter all ihren Mut zusammengenommen und es geschafft, die Fassung zu bewahren.
    Doch jetzt war sie mit ihrer Kraft am Ende.
     
    Die Geschworenen kamen herein und setzten sich. Sie vermieden es, seinen Bruder anzusehen.
    Nun war der Moment gekommen, in dem Mason aufgefordert wurde, sich zu erheben. Calebs Mutter musterte die Geschworenen, doch Caleb sah Mason an. Mason Delacroix Fletcher. Mason Delacroix, wie ihn der Staatsanwalt beharrlich nannte, obwohl ihn Calebs Vater adoptiert hatte.
    Mason stand neben seinem Anwalt, etwas außer Calebs Reichweite, blass und regungslos, und Caleb vermutete, dass die Reporter nach der Urteilsverkündung schreiben würden, der Angeklagte habe keinerlei Gefühle gezeigt. Doch Caleb sah ihm an, dass er Angst hatte, Angst wie noch nie in seinem Leben. Caleb hatte auch Angst.
    Der Richter sprach nun mit dem Wortführer der Geschworenen, doch Caleb wusste bereits, wie das Urteil lauten würde, und er vermutete, dass Mason und seine Mutter es auch wussten.
    Caleb konnte die Worte nicht hören, nicht über den Teil seines Verstands, mit dem er Mason erreichen wollte, um ihm zu sagen, dass er immer an seine Unschuld glauben und für ihn kämpfen würde.
    Er wusste, dass nicht einmal seine Mutter an diese Unschuld glaubte, jedenfalls nicht voll und ganz. Die Äußerungen von Polizei und Staatsanwaltschaft verunsicherten sie. Vielleicht hatten Onkel Nelsons Gewissheit, dass Mason der Schuldige war, und die Gewissheit ihrer Eltern ihren Glauben an Mason schwerer erschüttert, als Caleb ahnte.
    Ihre Eltern hatten damals schon gewollt, dass sie Mason zur Adoption freigab, doch sie hatte abgelehnt.
    Und sie ließ ihn auch
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