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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
Autoren: Jan Burke
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jetzt nicht im Stich. Pflichtbewusst saß sie Tag für Tag da, bezahlte aus ihren bereits bedenklich geschwundenen Ressourcen den Strafverteidiger und sprach zu keinem Menschen ein Wort über ihre Zweifel an Masons Unschuld, außer zu Caleb, der unerschütterlich einwandte, dass seine Vergangenheit als Problemkind Mason noch lange nicht zum Mörder machte.
    Caleb sah ihr an, dass sie trotz all der Schwierigkeiten zwischen ihr und Mason jetzt auf das Unmögliche hoffte, dass sie hoffte, der Wortführer werde beim Verlesen des Urteils »nicht schuldig« sagen.
    Doch natürlich sagte er das nicht. Calebs Mutter stieß einen tiefen, rauen Laut aus, als würde ihr mit einem Schlag die Luft aus der Lunge gestoßen, ehe sie halb bewusstlos gegen ihn sank.
    Noch während er sie auffing, sah Caleb zu seinem Bruder auf, der sich umwandte und ihm ein sanftes Lächeln zuwarf. Blitzlichter flammten auf, und dann führten die Wachleute Mason ab.

7. KAPITEL
     
    DIENSTAG, 16. JULI, 16:12 UHR LAS PIERNAS
     
    Nelson Fletcher mochte kein öffentliches Aufsehen, doch war ihm klar, dass man der Pressemeute ein kleines Häppchen hinwerfen musste, etwas, das sie ruhig hielt, bis ein anderes verwundetes Tier des Weges kam und ihre Aufmerksamkeit erregte. Seine Geschwister würden dafür sorgen, dass ihr Vater von hier wegkam, doch jetzt, auf den Stufen des Gerichtsgebäudes, musste Nelson sich dieser Aufgabe stellen.
    Außerdem würde er versuchen, die Medien so lange wie möglich von Caleb und Elisa fernzuhalten. Er war stolz auf Caleb, der sich im Gerichtssaal gut gehalten hatte. Zu Nelsons Erstaunen war Detective Harriman da gewesen und hatte Caleb dabei geholfen, seine Mutter hinauszubringen, ohne dass ihr irgendjemand ein Mikrofon unter die Nase halten konnte. Hätte er sie nicht so gut gekannt, hätte Nelson vermutet, dass Elisas Ohnmacht gespielt war, doch sie war nicht der Typ für so etwas. Er war besorgt, doch momentan konnte er nichts tun. Caleb würde auf sie aufpassen.
    Sorgfältig entfaltete er sein vorbereitetes Statement. »Sicher werden Sie verstehen, dass dies eine außerordentlich schwere Zeit für die Familie ist …«, begann er, aber er wurde von einem vorlauten Reporter unterbrochen.
    »Hat Ihr Bruder jemals erwähnt, dass er Angst vor seinem Adoptivsohn hatte?«
    Er hatte sich eingeschärft, sich nicht vom Verlesen seiner Erklärung abbringen zu lassen, doch diese Frage konnte er nicht unkommentiert hinnehmen. »Richard hat von Mason immer als seinem Sohn gesprochen. Und damit wollte er nicht etwa irgendetwas verbergen – wie wir auch nie die Tatsache verborgen haben, dass Richard und ich gemeinsam adoptiert und als Brüder aufgezogen worden sind. Ich glaube, selbst wenn wir dieselben leiblichen Eltern hätten, hätten wir uns nicht näherstehen oder einander mehr lieben können, und ich hätte ihn auch nicht stärker vermisst, als ich es jetzt tue …« Er hielt inne, holte ruckartig Luft und fuhr fort. »Richard Fletcher war etwas ganz Besonderes. Ein intelligenter, kreativer und netter Mann. Ein guter Mensch. Mein Bruder.«
    Erneut hielt er inne, zwickte sich in den Nasenrücken und presste die Daumen fest gegen die Tränendrüsen. »Wenn ich sehe, wie loyal Caleb zu seinem Bruder steht, denke ich, dass das Richard sehr stolz gemacht hätte. Obwohl ich glaube, dass die Geschworenen die richtige Entscheidung gefällt haben, bin ich nicht froh darüber. Nichts an dieser Angelegenheit ist erfreulich. Ich verstehe vollkommen, warum Caleb und seine Mutter zu Mason gestanden haben. Genau wie ich für Richard und Jenny eintreten musste, da sie nicht für sich selbst sprechen konnten …« Er holte erneut Luft. »Diese Familie ist meine Familie. Mehr habe ich nicht zu sagen.«
    Weitere Fragen wurden ihm zugerufen, doch er beantwortete sie nicht.
     
    An die Fahrt nach Hause konnte er sich kaum erinnern. Den nächsten Pulk Reporter ließ er am Tor der exklusiven Siedlung stehen, in der er lebte. Er fuhr in seine Garage, stellte den Motor aus, drückte auf die Fernbedienung für das Garagentor und wartete, bis das Deckenlicht automatisch ausging.
    Dann blieb er im Finstern sitzen und versank in Erinnerungen.
     
    Richard, der Jüngste, weinte. Als Graydon Fletcher ins Kinderzimmer kam, sah er zu seiner Freude, dass Nelson versuchte, den Vierjährigen zu trösten.
    »Er hat was Schlimmes geträumt, Daddy«, sagte Nelson.
    »Es ist lieb von dir, dass du dich um ihn kümmerst. Jetzt setze ich mich zu ihm. Geh du mal wieder
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