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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern
Autoren: Aufbau
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Schrittes zum Hügel kam und denjenigen, die sie grüßten, ein paar warme Worte oder
     einen Gruß schenkte. Wie genügsam sie geworden war, wie wenig sie erwartete.
    Warum ist so viel Leid vonnöten, damit Gutes entstehen kann?
fragte sich Ilana mit einem traurigen Blick auf ihre junge schöne Tochter, die nichts mehr von der jugendlichen Leichtigkeit
     erkennen ließ, welche ihr zu eigen gewesen war.
    Ilana vernahm die Stimme Lins, als sie den Garten des Hauses betrat, |433| und verscheuchte die düsteren Gedanken. Die Dienerinnen würden bald die Abendmahlzeit auftragen, Tojar käme mit einigen Männern
     von seinem Jagdausflug zurück … Sie wusste, dass er noch immer die Wälder Isnals durchstreifte und die Augen offen hielt.
     Er konnte dem neuen Frieden noch nicht vertrauen. Lin würde sich in den Garten setzen und den Sonnenuntergang beobachten.
     So hatte sie es jeden Abend getan, seit sie nach Engil zurückgekehrt war. Ilana beschloss, dass sie ihr heute Gesellschaft
     leisten wollte. Niemand sollte an einem so friedlichen und schönen Abend allein sein.
     
    Er wollte allein sein! Er wollte nicht, dass sie ihm folgten, und sie wussten es, deshalb hielten sie sich verborgen. Doch
     er spürte sie, und im Grunde genommen war ihm klar, dass sie wollten, dass er ihre Anwesenheit wahrnahm. Trotzdem ließen sie
     ihn in Ruhe, sie folgten ihm einfach nur, wohin er auch ging. Die Grenzen Engils hatte er schon längst hinter sich gelassen
     und mit ihnen den Leib Xirias, den er verbrannt und die Asche seiner Gefährtin schließlich im Wiesenland auf dem spiegelnden
     See verstreut hatte. In seinen Träumen jedoch war sie bei ihm, in seinem Herzen folgte sie ihm, wohin er auch ging. Er wollte
     mit ihr allein sein, sie aber ließen es nicht zu. Wenn sie näher gekommen wären, hätte er sie sicherlich sofort vertrieben,
     doch sie taten es nicht. Nach einigen Tagen hatte er es geduldet, dass sie ihm folgten, nach einem Mond war es ihm egal gewesen,
     und mittlerweile ertappte er sich dabei, dass er abends auf die Geräusche der Umgebung lauschte und ihre Anwesenheit als beruhigend
     empfand.
    Degan war noch nicht dazu bereit, mit ihnen zu sprechen, zu tief saßen der Schmerz und der Verlust seiner Gefährtin in seinem
     Herzen. Aber neben das Gesicht seiner Gefährtin stahlen sich manchmal das Gesicht Dawons und die Erinnerung an die Wärme,
     die er für ihn empfunden hatte. Seine Mutter war ihm noch immer fremd, doch die Wut und die Ablehnung hatten sich gelegt.
     Sie waren bei ihm, und sie würden nicht fortgehen.
    |434| Degan blickte sich um und meinte ein paar dunkle Schwingen zu erkennen, die hinter dem Geäst eines Baumes verschwanden. Er
     schulterte seinen Beutel und blickte nach vorne. Er würde weitergehen, immer weiter, und vielleicht würde er irgendwo einen
     Ort finden, an dem er bleiben wollte. Vielleicht würde er diejenigen suchen, die von seiner Mutter verwandelt worden waren,
     und bei ihnen Antworten finden, wer er war und wohin er gehörte … Und vielleicht würden auch Nona und Dawon dann bei ihm bleiben
     wollen, wenn er sein geschundenes Herz gezähmt hätte. Vielleicht würde
er
dann bei ihnen bleiben wollen … vielleicht. Die Zeit würde ihm den Weg weisen.

|435| Glossar
Völker, Städte, Länder, Rassen
    Bellockbäume
– Baumriesen, fünf- bis zehnmal so groß wie ein normaler Waldbaum. Das cremefarbene Holz dieser Bäume ist so hart, dass es
     Tausende Jahre Bestand hat.
     
    Dungun
– Die Stadt Muruks, des dunklen Gottes
     
    Engil
– Die Stadt Salas, der Göttin des Lichts
     
    Falbrind
– Das Falbrind ist ein Nutztier, dessen Leder gern zu Stiefeln verarbeitet wird, aus seinen geschwungenen Hörnern werden die
     sogenannten Falbhörner hergestellt, die einen dumpfen Klang haben.
     
    Greife
– Die Greife waren einst Wesen mit dem Körper einer Raubkatze und dem Kopf eines Raubvogels. Es gibt nur männliche Greife.
     Durch einen Fluch der Göttin Sala hat sie die Menschenfrauen gegen sie aufgebracht. Der dunkle Gott Muruk, für den sie kämpfen,
     gab ihnen deshalb einen menschlichen Körper und einen anziehenden Duft, ließ ihnen aber ihre Schwingen. Als Preis zahlten
     sie mit ihren Gefühlen. Die Greife treibt ein ausgeprägter Trieb an, Nachkommen zu zeugen, wofür sie menschliche Frauen benötigen.
     Sie sind langlebig und stehen auf Seiten des dunklen Gottes.
     
    Isnalwälder
– Der Wald von Isnal trennt Engil (Westen) und Dungun (Osten) voneinander. Er ist die Heimat
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