Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
er. »Aber in mir ist auch Dunkelheit. Wenn du mich
     am Leben lässt, musst du auch den Geschöpfen des dunklen Gottes gegenüber Nachsicht üben. Sie alle wollen leben, Lin … Wer
     bist du, dass du es ihnen verwehren willst? Gibt es nicht genügend Platz für alle?«
    Sie sah seinen glatten, ihr zugewandten Rücken. Dann zwang sie sich, ihre Tränen hinunterzuschlucken. »Vielleicht hast du
     recht … Vielleicht sind wir alle blind geworden im Laufe der vielen Jahresumläufe. Aber trotzdem sollst du wissen, dass deine
     Sippe immer für dich da sein wird, wenn du sie brauchst. Du musst nicht gehen! Lass uns gemeinsam einen neuen Frieden schaffen!«
    »Lin«, sprach er sie leise an, ohne sich noch einmal nach ihr umzuwenden. »Ich kann nicht mehr unter den Menschen leben. Ich
     will es nicht!«
    |430| »Ich weiß«, antwortete sie mit tonloser Stimme.
    Degan trat aus dem Tempel. Sie hätte ihn gerne gefragt, wohin er nun gehen wollte, was er tun würde und wie er leben wollte,
     doch sie wagte es nicht. Er war frei, und sie hatte kein Recht dazu, noch irgendetwas von ihm zu fordern.
    »Belis nani«, sagte sie leise, als Degan mit Xiria im Arm die Stufen zum Tempel hinunterging, und erst als sie ihn nicht mehr
     sehen konnte, erlaubte sie sich, ihren eigenen Schmerz zuzulassen und zu weinen.

|431| Epilog
    Ilana beobachtete, wie Lin aus dem Tempel trat und sich von ihren Priesterinnen mit dem üblichen Stirnkuss verabschiedete.
     Wie ruhig und beherrscht ihre Tochter geworden war, erfüllte Ilana noch immer mit Staunen. Sie war fast einen Mond, nachdem
     Dawon sie vor den Greifen gerettet hatte, einfach durch das Stadttor von Engil gekommen und hatte ihr Leben wieder aufgenommen,
     als wenn nichts gewesen wäre. Lin hatte auch auf Ilanas und Tojars Fragen nicht erzählt, was geschehen war. Ilana konnte nur
     ahnen, was sie in ihrem Herzen vor ihr verbarg. Degan war verschwunden, ebenso die Greifin, und auch die Greife wurden nicht
     wieder gesichtet. Tojar hatte Spähtrupps nach Dungun gesandt und es verlassen vorgefunden. Im Sumpfland hatten sie nach Schjacks
     gesucht, nachdem Lin in einem ihrer wenigen unbedachten Augenblicke davon berichtet hatte, dass sie diese Kreaturen mit eigenen
     Augen gesehen habe, doch sie hatten keine Einzige von Muruks Kreaturen gesichtet.
    Muruks Macht war erneut gebrochen worden, doch Ilana konnte nicht glauben, dass der dunkle Gott gänzlich verschwunden war.
     Mit Lin konnte sie über diese Sorgen nicht sprechen, sie wollte nicht, dass irgendjemand sich Dungun oder dem Sumpfland näherte.
     »Es gehört ihnen«, beharrte sie und behauptete, dass Sala wollte, dass sie lernten, friedlich nebeneinander zu leben.
    Zuerst hatte es Aufbegehren gegen Salas angebliche neue Verkündung gegeben, doch nach und nach hatte sich der Aufruhr gelegt,
     und Ilana hatte mit Verblüffung festgestellt, dass die Engilianer damit begannen, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen,
     als |432| mit den Gedanken um Sieg und Kampf. Eine neue Ruhe und Gelassenheit begann sich auf die Gemüter der Menschen zu senken. Die
     Menschen begannen zu vergessen …
    Ilana zweifelte, ob sie einfach so weitermachen konnte wie bisher. Das Auftauchen der Greife hatte erneut tiefe Furcht in
     ihr Herz gesät. Es würde lange Zeit brauchen, bis sie vergaß … Es würde Ewigkeiten brauchen, bis Lin vergaß. Sie hatte Braam
     mit einer Überzeugung und Kraft zurückgewiesen, die ihn endlich aufgeben ließ, um sie zu werben. Selbst Tojar hatte eingesehen,
     dass Lin dereinst allein über Engil herrschen sollte, wenn es ihr Wunsch sein würde. Braam hatte sich seine Gunst mit seiner
     hitzigen Rede auf dem Tempelvorhof ohnehin verspielt. Insgeheim hofften sie jedoch beide, dass Lins Herz irgendwann frei von
     Degan sein und sie einen guten Gefährten finden würde.
    Ilana hatte auch von Nona geträumt. Schillernd und sanft war die alte Gefährtin vor ihr erschienen und hatte ihr erklärt,
     dass sie Lin zu Degan hatte schicken müssen, damit er sein Schicksal erfüllte. Sie hatte ihr erklärt, dass die Greife nicht
     zurückkehren würden, dass sie keine Gefahr darstellten.
Sucht sie nicht und sucht auch nicht nach Degan
, hatte Nona gesagt, dann war sie verschwunden, und Ilana war mit ihren Fragen alleine zurückgeblieben. War es so einfach
     gewesen? Hatte Dawon den Greifen tatsächlich nur klarmachen müssen, dass es niemanden mehr gab, der von ihnen verlangte zu
     kämpfen?
    Ilana betrachtete Lin, wie sie gemessenen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher