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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern
Autoren: Aufbau
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Triumphierend stieß Xiria einen spitzen Ruf aus, und zwei Greife erschienen im Eingang des Tempels.
    Sie hat ihre Sippe nach Dungun geführt
, dachte Degan verzweifelt.
Xiria … o Xiria! Was kann ich nur tun, damit du verstehst?
    »Kehrt zurück nach Engil und vernichtet die Menschen!«, befahl sie ihnen. Die beiden Greife gehorchten widerstandslos. Degan
     ließ sich zurück auf den kalten Steinboden fallen und fühlte sich matt und leer.
    |421| Ilana hielt Tojars Hand, als die Falbhörner erneut anschlugen.
    »Wir müssen unsere Krieger aussenden«, befand Tojar mit ruhiger Stimme, doch Ilana schüttelte langsam den Kopf. »Wir können
     ihnen nicht standhalten. Es sind zu viele, und wir haben in den Sommern nach Degans Geburt zu wenige Krieger ausgebildet.
     Vielleicht war es ein Fehler, sich auf Degan zu verlassen. Wir hätten uns nicht zu Müßiggang hinreißen lassen dürfen und auf
     Salas Licht vertrauen.«
    Sie konnten ihren Blick nicht vom Horizont lösen, an dem das Greifenheer bereits zu erkennen war. Noch waren es winzige dunkle
     Punkte, die den bevorstehenden Sturm ankündigten, doch sie bewegten sich schnell und zielsicher auf Engil und seine Bewohner
     zu. Ilana hatte Tojar nichts von alldem erzählt, was sie wusste. Warum sollte sie ihn jetzt noch damit belasten, dass sie
     Nona vertraut hatte, die sie und Engil letztendlich verraten hatte? Weshalb sollte sie ihm erzählen, dass Lin und Degan in
     Muruks Gewalt waren? Weshalb sollte sie ihm sagen, dass Mador, sein einstiger Waffengefährte, das Greifenheer ausgesandt hatte?
     Wie sollte sie ihm erklären, dass alles ihre Schuld war? Aus welchem Grund sollte er erfahren, dass seine Königin und Gefährtin
     ihn hintergangen hatte … nun, in diesem Augenblick, wo sie einander brauchten?
    »Wir sollten jetzt bei unserem Volk sein«, erklärte Ilana. »Wenn es mit Engil zu Ende geht, sollen die Engilianer wenigstens
     sehen, dass wir an ihrer Seite sind.«
    Tojar nickte, dann verließen sie gemeinsam ihre Räume. Sie hatten keine Eile, im Gegensatz zu den Dienerinnen, die aufgebracht
     und weinend umherliefen. Jede versuchte ein Versteck zu finden, es gab keine Verbeugungen und Grüße mehr für das Königspaar
     Engils. Nun musste jeder um sein eigenes Leben kämpfen.
    In der Tempelstadt hatten sich Salas Priesterinnen um diejenigen versammelt, die in der Hoffnung gekommen waren, Sala um Rettung
     anzuflehen. Die jungen Mädchen zeigten eine bewundernswerte Stärke, indem sie ihre Gelassenheit behielten und versuchten, |422| Trost unter den weinenden Menschen zu spenden. Sicherlich wären sie die Ersten, die der Zorn des Greifenheeres und des dunklen
     Gottes traf. Ilana und Tojar versuchten, so gut es ging, ihnen zu helfen, Ilana umarmte die weinenden Frauen, während Tojar
     die Schultern der Männer klopfte, die sich in ihrer Verzweiflung eingefunden hatten, um zu kämpfen.
    Braam kam mit seinem Vater herbeigeeilt, beide trugen ihre Waffen. »Tojar! Du musst sofort ein Heer zusammenziehen«, rief
     der ältere Krieger aufgebracht.
    »Woher soll ich ein Heer nehmen? Du weißt, dass wir lange nicht mehr gekämpft haben. Die wenigsten sind Krieger.« Tojar schüttelte
     den Kopf und wies in den Himmel. »Es ist nicht an uns, diese Schlacht zu gewinnen. Salas Prophezeiungen waren eindeutig. Nur
     der Auserwählte hätte es verhindern können.«
    Braam mischte sich voller Verachtung für Tojars Schicksalsergebenheit ein. »Willst du dich einfach abschlachten lassen wie
     ein Falbrind? Hast du vergessen, dass du einst ein Anführer der Taluk warst? Hat Engil dich so weich werden lassen wie ein
     Weib? Wenn du den Befehl zum Kämpfen nicht erteilst, werde ich es tun!«
    »Braam!« Tojars Stimme übertönte das aufgebrachte Weinen und die Rufe der Männer. »Du bist nicht der König von Engil!«
    Der junge Mann verbarg seine Verachtung kaum noch. »Es wäre besser, ich wäre es, denn du bist ein Feigling, Tojar. Ich werde
     nicht warten, bis ich von diesen verfluchten Greifen zerfetzt werde.«
    Braam dachte gar nicht daran, Tojar die Möglichkeit einer Antwort einzuräumen, stattdessen rannte er weiter, gefolgt von seinem
     Vater.
    »Narren!«, fluchte Tojar ihnen hinterher und fühlte Ilanas Hand auf seiner Schulter.
    »Lass sie! Lass sie kämpfen, wenn sie wollen. Auch wenn du ein Heer hättest … Salas Prophezeiung hat gesagt, dass nur Degan
     Muruks Herrschaft hätte beenden können. Wir wären ohnehin verloren. Wenn sie durch den Kampf ihre Angst
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