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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern
Autoren: Aufbau
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Besinnung rauben müssen – warum taten sie es nicht endlich!
    Lin erreichte den Stein mit letzter Kraft und kletterte hinauf. Auch er war heiß, aber die Hitze war weitaus erträglicher
     als der glühende Sand. Verzweifelt krallte sie sich am Fels fest und atmete keuchend die flirrende Luft. Ich werde ersticken!
    Ihre Lider begannen langsam aber sicher mit ihren Augäpfeln zu verkleben. Lin fiel es schwer, die Augen zu öffnen. Etwas sehen
     konnte sie ohnehin kaum noch – nur einen großen Schatten, der auf sie zukam. Stampfende Schritte im glühenden Sand; und das
     Wesen war mindestens so groß wie zwei Falbrinder übereinander gestellt.
    Lin zwang sich, ihre Schmerzen zu ignorieren. Sie wollte sehen, was es war. Offensichtlich bereitete ihm das Laufen durch
     dieses Glutmeer keinerlei Schwierigkeiten. Der Schatten kam näher, doch für ihre verklebten Augen blieb er ein dunkler Fleck.
     Lins Herz begann zu rasen, da sie spürte, dass das Wesen ihr nicht freundlich gesinnt war – und dann sah sie endlich etwas
     ... die Augen der Gestalt, groß und böse und feurig rot ... rot wie Blut.
    »Sala, hilf mir!«, schrie sie entsetzt, während das Wesen immer näher kam. Lin hatte keinerlei Zweifel daran, dass es böse
     war ... so böse, wie dieser Ort. »Sala!«
    »Du schuldest es mir!«, vernahm Lin eine grollende Stimme drohend und voller Unbarmherzigkeit. Das Wesen sprach zu ihr.
    »Nein!« Lin rollte sich auf dem Felsen zusammen, den Kopf zwischen den Armen versteckt. »Bitte, bitte komm nicht näher ...
     ich will dein Gesicht nicht sehen ... dein furchtbares Gesicht!«
    |443| »Du schuldest es mir!«, grollte das Wesen erneut, dann begann es zu laufen, immer schneller, geradewegs auf sie zu. Lin schrie
     in Todesangst. Das war das Ende, es war vorbei ... sie brach in Panik aus, sprang vom Felsen und versuchte, auf ihren versengten
     Klumpfüßen zu laufen. Die Füße gehorchten ihr nicht mehr, also kroch sie auf allen Vieren vorwärts. Der heiße Sand ätzte sich
     in ihre Knie und ihre Handflächen, doch Lin zog sich weiter, hinter ihr die donnernden Schritte des Wesens.
    Vor sich erkannte sie durch ihre verklebten Augenlider einen orangeroten Schimmer. Kein Schimmer ... das ist der Feuerkreis
     ... das Tor, das mich aus dieser Schreckensvision hinaus führt! Lin biss die Zähne zusammen und schleppte sich weiter. Kurz
     bevor die Kreatur sie erreichte, kroch sie durch den Feuerkreis ...
     
    ... »Lin!«, kreischte Jevana in ihr Ohr, und Lin riss die Augen auf. Jevana rüttelte panisch an ihren Schultern, die anderen
     Mädchen hatten sich die Hände vor die Münder geschlagen und starrten auf sie hinunter. Noch immer kniete sie nackt vor dem
     Feuer.
    »Lin ... was ist los? Hattest du eine Vision?«
    Lin sah hinunter auf ihre Füße. Sie waren weder verbrannt, noch starrte die Luft im Tempel vor Hitze. Innerlich atmete sie
     auf ... sie war wieder zurück – sie war der schrecklichen Vision und dem bösen Wesen entkommen. Es war nur ein magisches Gesicht
     gewesen, wenn auch ein schreckliches.
    Jevana sah sie hoffnungsvoll an, so dass Lin schnell nickte. »Ja ... eine Vision!«
    Die Panik der zweiten Priesterin verwandelte sich in ein glückliches Strahlen, und auch die Mädchen klatschten in die Hände
     und begannen Lin zu gratulieren.
    Nein! wollte sie ausrufen. Ihr versteht nicht ... das war nicht Sala ... das war etwas anderes, etwas Böses und Bedrohliches!
    »Sala sei Dank. Sala sei gepriesen!«, sangen sie im Chor, ohne etwas von ihren wirklichen Gefühlen zu spüren. Lin biss sich
     auf die |444| Lippen und zwang sich zu einem Lächeln, während sie die Glückwünsche entgegennahm. Sie brachte es nicht fertig, ihnen von
     der Vision zu erzählen; schlimm genug, dass Sala nicht zu ihr sprach, doch dass stattdessen etwas Böses Zugang in Salas Tempel
     durch sie fand, war viel schlimmer. Unglücksselige Lin! Nein, sie konnte noch nicht einmal Jevana von ihrer Schreckensvision
     erzählen. Die zweite Priesterin fiel ihr vor Freude um den Hals, ungeachtet dessen, dass Lin noch immer nackt war. »Jetzt
     wird alles gut, Lin. Ich wusste, dass zur Sonnenwende alles anders wird.«
    »Ja ...«, war das Einzige, was sie zu antworten wagte. Die Schreckensvision hallte derweil in ihrem Kopf nach ... und die
     Augen, die blutroten Augen der Kreatur verfolgten sie.

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Informationen zum Buch
    Licht gegen Schatten – die Legenden von Engil.
     
    Zwei Schwestern, eine uralte Prophezeiung – und ein
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