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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer
Autoren: Silvia Kaffke
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sagte sie leise, als sie sich die Augen abwischte und die Nase putzte. »Wenn Harald im Gefängnis sitzt, werden seine Brüder ihm alles wegnehmen und mich aus dem Haus jagen.«
    »Denken Sie wirklich, dass es so schlimm wird?«
    Sie nickte. »Meinetwegen hat er seine Frau und die Familienfirma verlassen. Das Haus gehört allen, sie haben es ihm nur überlassen, weil keiner den alten Kasten mochte. Und mich mag auch keiner. Sie werden versuchen, so viel wie möglich von seinem Geld für seine Kinder zu retten.«
    »Haben Sie mit seinem Anwalt geredet?«
    »Er sagte, dass es im Moment wichtigere Dinge gibt, die er regeln muss. Und das stimmt ja auch. Aber …« Sie weinte wieder. »Es sind ein paar Rechnungen gekommen, die bezahlt werden müssen und ich selbst habe nicht so viel Geld. Ich muss mit Harald sprechen, bitte.«
    »Frau Janicek, im Moment ist das wirklich kein guter Zeitpunkt. Sehen Sie, wir mussten gerade einen Mitverdächtigen laufen lassen.«
    »Herrn Yilderim? Ich habe gesehen, wie er das Haus verließ.«
    Barbara ließ ihre Hand los. »Sie kennen ihn?«
    »Sicher. Nach Hirschfelds Festnahme war er ein-oder zweimal bei uns zu Hause. Harald hat mich dann immer weggeschickt. Er sagte, es gehe um Geschäfte. Aber das …« Sie sah sich um, als hätte sie Angst, dass jemand sie hören könnte. »Das stimmte nicht. Sie sprachen über die Kinder. Über Julia und Yilderims kleine Nichte. Ich habe es genau gehört.«
    Barbara überlegte einen Moment. »Warten Sie hier.«
    Sie suchte Sven und fand ihn in einem der Verhörräume mit Dewus. Sie bat ihn kurz heraus. »Sven, Olga Janicek hat mir gerade erzählt, dass Yilderim bei Dewus zu Hause gewesen ist, wahrscheinlich zweimal nach Hirschfelds Verhaftung.«
    »Das ist doch jetzt sowieso zu spät«, sagte er grimmig.
    »Vielleicht bekommst du Yilderim ja doch noch zu fassen, dann könnte die Aussage wichtig sein.«
    »Na ja«, meinte er schulterzuckend. »Es schadet vielleicht auch nichts bei den Verhören von Dewus.«
    »Aber sie will nur aussagen, wenn sie mit Dewus sprechen darf.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst, Barbara.«
    »Sven, sie will weder eine Aussage absprechen noch sonst etwas tun, das die Ermittlungen stört. Sie muss ein paar Alltagsdinge mit Dewus klären, finanzielle Probleme. Biete ihr an, dass sie in deinem Beisein mit ihm reden darf.«
    Er sah Barbara nachdenklich an. »Gut, ich überlege es mir. Aber auf keinen Fall mehr heute, das kannst du ihr sagen.«
    »Dann morgen?« Barbara lächelte ihn an.
    »Ja, morgen.« Damit drehte er sich um und ging wieder in den Verhörraum.
    Barbara kehrte zurück zu Olga und erklärte ihr den Deal. Olga nickte. »Dann kann ich ihn also morgen sprechen?«
    »Ja. Sie sollten jetzt nach Hause gehen. Sind Sie mit dem Auto da?«
    Olga verneinte. »Ich nehme zurzeit Beruhigungsmittel.« Barbara sah auf die Uhr. Es war schon fast halb sieben. Sie hatte sich schon vor zwei Stunden nicht mehr konzentrieren können.
    Sie ging zurück in Jakubians Büro. »Ich mache Schluss für heute. Ich bringe Olga Janicek nach Hause, und dann fahre ich nach Rheinhausen.«
    »Und dein Mann?«
    Babara sah Jakubian an, um zu ergründen, wie seine Frage gemeint sei. »Ich werde ihn heute Abend noch anrufen.« Barbara packte ihre Tasche.
    »Vergiss nicht, dein Handy zu laden!«, rief Jakubian hinter ihr her. Sein Telefon klingelte. Er nahm ab und sagte plötzlich: »Barbara!«
    Sie sah, wie er zuhörte und dann Anweisungen gab.
    »Hannah Maldien hat heute kurz vor Schalterschluss auf der Sparkasse achttausend Euro abgehoben.«
    »Ist jemand an ihr dran?«
    Jakubian schüttelte den Kopf. »Wir haben nur die Filialen überwacht, bei denen sie Konten haben. Das war eine andere, deshalb haben wir es erst jetzt erfahren. Ich hatte ja gehofft, Maldien würde seine Kreditkarte benutzen.«
    »Dann wird sie ihm das Geld bringen, und möglicherweise tauchen beide unter.«
    »Scheiße«, Jakubian stoppte seine Hand gerade über der Tischplatte, vermutlich hätte der zierliche Behelfsschreibtisch den Schlag auch nicht ausgehalten. »Ich glaube, ich treffe heute nur falsche Entscheidungen.« Er sah Barbara an, die immer noch in der Tür stand. »Du kannst ruhig gehen, Barbara. Heute wird sich nichts mehr tun. Ich werde alle Kräfte am Bahnhof und am Flughafen konzentrieren.«
    »Wenn er schlau ist, mietet er sich ein Auto.«
    »Er hat doch keinen Führerschein.«
    »Aber vielleicht hat sie einen.« Damit drehte Barbara sich um und verließ das
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