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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer
Autoren: Silvia Kaffke
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ich denke, … ich muss dich einfach neu kennen lernen, Thomas. Wir müssen das.«
    Er schüttelte den Kopf und wirkte plötzlich ganz müde. »Ich habe auch nachgedacht, Barbara. Nicht erst gestern Abend. Viel hat das nicht gebracht, aber eines weiß ich: Ich will nichts Neues. Alles, was ich will, ist unsere Liebe so wie sie war.«
    Barbara starrte ihn an. »Aber …«
    »Ja, Barbara. Aber! Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das nicht möglich ist. So weit wie du gestern warst, war ich schon lange. Und deshalb habe ich nach Katharinas Tod Hardanger angerufen.«
    Hardanger war Thomas’ Anwalt. Barbara schluckte. Thomas nahm Papiere aus dem Umschlag, etwa zehn Seiten, schätzte Barbara.
    »Es ist ein wenig mit der heißen Nadel gestrickt, fürchte ich. Und ein kleines bisschen betrogen wirst du auch dabei, weil wir die Immobilien, die mir und meiner Mutter gemeinsam gehören, nicht mit in das Vermögen gerechnet haben. Aber du hattest ja nie eine große Beziehung zu unserem Geld.«
    »Ist das …??«
    »Eine Scheidungsvereinbarung, ja. Damit nach dem Trennungsjahr alles einfacher ist. Hardanger hat geschimpft, weil ich keinen Ehevertrag abgeschlossen hatte. Aber das Geld ist mir egal. Ich habe immer noch genug davon. Und du bist auch immer noch eine reiche Frau.«
    »Und das trägst du seit ein paar Tagen mit dir herum?«
    Er seufzte. »Es ist schwer, die Hoffnung aufzugeben. Aber du hast es mir leichter gemacht. Geh den Vorschlag mit einem Anwalt durch. Wir können noch darüber reden. Leb wohl.« Und damit ging er zur Tür.
    Barbara saß da, den Umschlag in der Hand, unfähig irgendetwas zu sagen.
    »Ach ja.« Thomas drehte sich noch einmal um. »Wenn du möchtest, kannst du ja in die Pempelforter Wohnung ziehen, bis du etwas Eigenes findest. Da sind ja auch noch ein paar Möbel von dir. Ich fände es gut, wenn du deine Sachen aus der Villa abholen würdest, wenn ich nicht zu Hause bin. Du kennst ja meine Unizeiten.«
    Sie sah ihm ins Gesicht, und auf einmal konnte sie wieder darin lesen. Er war nicht so kühl und sachlich. Es fiel ihm unendlich schwer, das zu tun.
    »Thomas …«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist besser so. Für uns beide.«
    Barbara sah ihm nach.
    Sie wusste nicht, wie lange sie dort gesessen hatte, aber plötzlich hatte sie das Gefühl, in dem fensterlosen Raum ersticken zu müssen. Sie rannte hinaus auf den Parkplatz und stieg in ihren Wagen. Als sie den Zündschlüssel drehte, wurde ihr plötzlich klar, dass sie kein Zuhause mehr hatte. Natürlich konnte sie zu Heinz fahren. Die Tränen kamen. Sie hing über dem Lenkrad und weinte, weinte, bis es nicht mehr ging. Ihr Kopf schmerzte, und sie wagte es nicht, in den Spiegel zu sehen.
    Plötzlich zuckte sie zusammen, denn die Beifahrertür wurde geöffnet. Und obwohl es Jakubian schwer fiel, zwängte er sich in das Jaguar-Cabrio. Er warf die Papiere, die Barbara auf dem Tisch vergessen hatte, auf den Rücksitz.
    »Ich würde dich gern trösten.« Er reichte ihr ein Taschentuch. »Aber gleich ist die Pressekonferenz, und du bist eine der Hauptpersonen.«
    »Ich will da nicht hin.«
    »Doch, das willst du«, sagte er sehr bestimmt. »Im Moment hast du schließlich nichts anderes als deinen Job.«
    Sie sah ihn halb erstaunt, halb gekränkt an.
    »Na ja, und beinah einen neuen Kerl.«
    Das brachte sie zum Lachen. »Aber einen sehr großen!«
    Er hielt er ihr seine Sonnenbrille hin, und sie setzte sie auf. Sie hoffte, die viel zu große Brille würde ihr nicht von den verheulten Augen rutschen.
    Dann stiegen sie aus und gingen zusammen zurück ins Präsidium.
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