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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer
Autoren: Silvia Kaffke
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wir haben wirklich alle Konten gefunden«, sagte Barbara gerade, als Heyer ins Büro kam und wütend eine Akte auf den Tisch knallte.
    »Und?«, fragte Jakubian.
    »Dieses raffinierte Schwein.«
    »Wer?«, fragte Barbara verwirrt.
    »Onkel Hassan Ali. Er ist so etwas von aalglatt. Dieser verdammte Haftrichter …« Er setzte sich auf seinen Schreibtisch.
    »Ich denke, Sie sind hinter Dewus her. Warum jetzt plötzlich wieder der Waffenhändler?« Jakubian stand auf, um sich noch einen Kaffee zu holen.
    Sven war so wütend gewesen, dass er völlig vergessen hatte, ihnen von seinem großem Triumph zu erzählen: Nachdem der von Jakubian veranlasste DNA-Vergleich tatsächlich ergeben hatte, dass Dewus Julias leiblicher Vater war und er somit ein starkes Motiv hatte, Hirschfeld zu töten, hatte er gegen den Rat seines Anwalts gestanden, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Aber er bestand darauf, dass er den Killer über Hassan Ali Yilderim gefunden hatte.
    Dewus behauptete, Yilderim hätte ihn an eine Organisation in Osteuropa verwiesen und dann demonstrativ sein Adressbuch offen auf dem Schreibtisch liegen lassen, damit er es einsehen konnte, als Yilderim den Raum unter einem Vorwand verließ. Yilderim, der wieder vorgeladen worden war, hatte Bestürzung darüber geäußert, dass er verdächtigt werde, in seinem Adressbuch Telefonnummern von Killern stehen zu haben. Natürlich, manchmal gäbe es Geschäftspartner, die nach landläufiger Meinung nicht gerade sauber arbeiteten, aber Dewus hätte schließlich selbst genug Kontakte sowohl nach Osteuropa als auch in den Fernen Osten, um solche zwielichtigen Organisationen zu finden. Keine Chance, ihn auf irgendetwas festzunageln.
    Yilderim war also frei. Überraschend kam das nicht. Ihm, dem sogar die Spezialisten des BKA für Organisierte Kriminalität auf den Fersen waren, sollte ein kleiner Hauptkommissar das Handwerk legen? Die Leute von der OK hatten immer unverrichteter Dinge abziehen müssen, weil er ein raffiniertes Netz aus legalen Geschäften zur Tarnung des Waffenhandels aufgebaut hatte.
    »Auch einen Kaffee?«, fragte Jakubian Heyer.
    »Nein, danke. Mein Magen ist ohnehin in Aufruhr.« Er wühlte auf seinem Schreibtisch nach etwas. Als er es gefunden hatte – es war ein dicker, vollgeschriebener Notizblock – ging er hinaus. In der Tür drehte er sich nochmals um. »Dann versuche ich jetzt, den Rest der Geschichte aus Dewus herauszuholen. Alles über den Justizbeamten und den Helfershelfer, die ganze kleine Verschwörung.« Er wollte gehen und stieß in der Tür fast mit Jost Klasen zusammen. »Es wird dich nicht freuen, Heyer, aber schlag mich nicht, ich bin nur der Bote. Yilderim steuert gerade den Düsseldorfer Flughafen an, wo ein aufgetankter Privatjet bereits auf ihn wartet. Angegebenes Ziel ist Dubai.«
    Heyer schlug mit der Faust gegen den Türrahmen und verschwand.
    »Er sollte sich damit trösten, dass er immerhin Dewus hat«, meinte Barbara.
    Jakubian nahm einen Schluck Kaffee: »Daran, den eigentlichen Killer zu fassen, hat ohnehin nie jemand geglaubt.«
    Vom Flur draußen drangen Wortfetzen zu ihnen. Es waren Sven Heyer und eine Frauenstimme. Sven wirkte sehr kurz angebunden. Dann war es still. Einige Minuten später drang leises Weinen zu ihnen. Jakubian öffnete die Tür. »Frau Janicek!«, sagte er überrascht.
    Barbara stand auf. »Ich kümmere mich um sie, Ruben.« Alles war besser, als wieder weiterlesen zu müssen und dabei das Warten auf einen Anruf von Hannah Maldien oder eines der Fahndungsteams zu ertragen.
    Olga Janicek stand auf dem Flur, die Tränen liefen ihr über das Gesicht. Aber auch ohne das verheulte Aussehen hatte Barbara den Eindruck, dass sie seit ihrer letzten Begegnung gealtert schien. Barbara sprach sie an und erfuhr, dass sie darauf wartete, mit Harald Dewus sprechen zu können.
    »In dieser Phase der Untersuchung wird das kaum möglich sein«, erklärte ihr Barbara.
    »Das hat Herr Heyer auch gesagt.« Olga Janicek versuchte ein Lächeln. Dann wurde sie wieder ernst. »Stimmt es, dass der Mann gar nicht der Mörder war?«, fragte sie.
    »Ja. Er war nur jemand, der dem Mörder hinterherlief und sich an seinen Taten ergötzte.«
    Olga Janicek schwankte, und Barbara half ihr auf einen Stuhl. Sie weinte herzzerreißend. Unter vielen Schluchzern stieß sie hervor: »All das Leid für nichts. Alles umsonst.«
    Barbara saß neben ihr und hielt ihre Hand. Schließlich beruhigte sich Olga etwas. »Was soll nur aus mir werden?«,
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