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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer
Autoren: Silvia Kaffke
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Freundin, Barbara. Eine verdammt gute Freundin.«
    Barbara runzelte die Stirn. Seit sie mit Özay einen Serienmörder zur Strecke gebracht hatte, hatten sie sich angefreundet. Manchmal hatte Barbara dem Detektiv einen Auftrag verschafft. Sie waren einander sehr sympathisch, auch wenn er Barbara manchmal nervte. Sie hatte den Verdacht, dass er nicht viele andere Freunde hatte.
    »Unn weißt du, wenn Thomas nich wäre …«
    Oh, nein. Das hatte ihr noch gefehlt. Eine Liebeserklärung von Özay war nicht das, was sie sich unter einem erholsamen Abend nach einem sehr anstrengenden Tag vorstellte. »Ich bin zwölf Jahre älter als du«, warf sie ein.
    »Na und? Du bist attraktiv. Und klug. Und eine wirklich gute Freundin.«
    »Das sagtest du schon. Bist du hier, um mir Komplimente zu machen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das macht es nur so schwer. Ich … ich sollte es dir eigentlich nicht sagen, aber ich mag dich so gern und da …«
    »Özay! Sag es einfach.«
    »Es geht um Thomas.« Er machte eine Pause, und Barbara konnte ihm ansehen, wie er mit sich rang. »Er rief mich an, vor ein paar Wochen, als du weg warst, in … in …«
    »In Bayern?« Das war vor vier Wochen. »Oder in Frankfurt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nicht Frankfurt. Du warst für ’ne Woche in Bayern, und er rief an. Er hatte einen Auftrag für mich.« Er seufzte. »Er bot mir viel Geld, und ich war fast pleite.«
    Das war für Özay nichts Neues. Aber dass Thomas ihn ohne ihr Wissen engagierte … Barbara spürte eine leichte Unruhe.
    »Es ging um eine Studentin aus einem seiner Seminare. Sie war seit zwei Wochen verschwunden. Er wollte, dass ich sie suche. Und er wollte nicht, dass du das erfährst.«
    Barbaras Herz begann zu klopfen. Was versuchte Özay ihr da zu erzählen?
    »Ich bin ein guter Detektiv, das weißt du.«
    Barbara nickte. Özay war ein Schnüffler mit Instinkt und Verstand, ein Wunder eigentlich, dass ihm beides zu fehlen schien, wenn es um sein Alltagsleben ging.
    »Ich habe ein wenig herumgegraben in ihrem Leben. Schließlich brauchte ich einen Anhaltspunkt.« Er seufzte noch ein wenig tiefer. »Hätte ich bloß nicht dieses verdammte Geld gebraucht. Ich hätte diesen Auftrag nie annehmen dürfen.«
    Barbara war drauf und dran, ihn zu schütteln, aber sie sagte nur leise: »Was hast du herausgefunden?«
    »Er … er hat dich mit ihr betrogen. Und zwar schon länger. Ich fand eine enge Freundin, der sie alles erzählt hatte.«
    »Nein.« In ihrem Kopf arbeitete es. Thomas – eine Affäre? Das konnte nicht sein. »Vielleicht hat das Mädchen sich in ihn verliebt und ihrer Freundin ihre Fantasien …«
    Sie sah, wie Özay langsam den Kopf schüttelte. »Das dachte ich zuerst auch. Das Mädchen hatte viele Probleme, und du kennst ja Thomas.«
    Ja, ich kenne ihn, dachte Barbara. Wenn er sich um jemand kümmern kann, dann ist er nicht zu halten. Sie war fast schon erleichtert. Thomas hatte den Samariter gespielt.
    »Aber sie hat ihrer Freundin so viele Dinge über ihn erzählt. Von den Operationsnarben zum Beispiel.« Er hatte Schwierigkeiten, das Wort auszusprechen, aber seine Sprache wurde langsam wieder klarer. »Barbara, er hat mit ihr geschlafen, daran besteht wirklich kein Zweifel. Und nicht nur einmal. Sie … sie wohnte zeitweilig in Pempelfort.«
    Thomas’ alte Wohnung – ihre gemeinsame frühere Wohnung, bevor sie vor drei Jahren in die Villa gezogen waren. Barbaras Kehle schnürte sich zu. »Seit wann weißt du davon?«
    »Siehst du, deshalb wollte ich, dass wir uns setzen.« Özays Gesicht spiegelte die pure Verzweiflung wider. »Ich trag das jetzt schon ne Weile mit mir herum. Es ist gegen meine Prinzipien, den Auftraggeber zu verpfeifen. Aber … du bist doch meine Freundin. Und heute Abend …«
    »Du wusstest, dass Thomas nicht hier sein würde.«
    Er nickte bedächtig. »Er, ein paar Kollegen und ein paar Studenten bereiten etwas für das nächste Semester vor.« Özay hatte sich wirklich gründlich informiert. »Sie sitzen im
Op de Eck
, und die Stimmung ist ziemlich gut.«
    Barbara starrte schweigend vor sich hin. Özay war zu gut, um sich in diesem Punkt irren zu können. Aber vielleicht gab es eine Erklärung. Sie würde mit Thomas reden, und alles würde sich aufklären, da war sie sich sicher.
    In diesem Moment klingelte das Telefon.
    »Warte hier«, sagte sie zu Özay. »Ich bin gleich wieder da.«
    Sie ging hinüber ins Arbeitszimmer, wo Thomas das schnurlose Telefon wie gewohnt ordentlich in die
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