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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer
Autoren: Silvia Kaffke
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meinte zwar auch, dass das im Dunkeln schwierig werden könne, aber sie fahren mit Kollegen aus Bochum raus und sehen sich die Sache an.«
    Er lehnte sich zurück und seufzte. »Nun, was hältst du von der Sache. Ist Hirschfeld echt?«
    Barbara runzelte die Stirn. »Ein Teenie, zwei junge Frauen, eine alte Frau, ein älterer Mann und ein Kind. Ein Hammer, Messer, Rasierklingen.«
    Heyer nickte. »Ich weiß, was du meinst. Da gibt es keine wirklichen Gemeinsamkeiten. Wie Julia Janicek zugerichtet war, weißt du. Gerhard Herborn trug einen Strick um den Hals, mit dem er vermutlich bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt wurde. Dann wurden ihm die Schlagadern an den Armen und den Beinen geöffnet, und er wurde regelrecht ausgeblutet. Und der kleinen Fatma in Dortmund wurde die Kehle durchgeschnitten – ein einziger Schnitt, wie Hirschfeld betont hat. Rebecca Langhorn war mit Rasierklingenschnitten übersät.«
    »Bei all diesen bekannten Fällen floss ungewöhnlich viel Blut, nicht war?« Barbara hielt einen Moment inne.
    »Ja, aber was ist, wenn in Bochum und bei dem anderen Duisburger Fall gar keines geflossen ist?«
    »Wenn in Bochum eine Leiche gefunden wird, sollten wir das LKA einschalten. Egal, ob Hirschfeld unser Mann ist oder nicht. Die Fälle sind über das ganze Ruhrgebiet verstreut. Das kann nicht mehr Sache einer Ortspolizei sein.« Sie lächelte Sven an. »Ich glaube nicht, dass du befürchten musst, dich lächerlich zu machen, Sven.«
    »Gut, aber warten wir die Nachricht aus Bochum ab.« Er blickte sie direkt an. »Du siehst wirklich müde aus, Barbara.«
    »Ich sagte doch, ich war sieben Stunden auf der Autobahn heute.« Und außerdem kann es sein, dass mein Mann mich betrügt, fügte sie in Gedanken hinzu.
    »Vielleicht solltest du nach Hause fahren. Ich habe deine Zeit wirklich genug in Anspruch genommen.«
    Nach Hause. Es war jetzt kurz nach elf. Das bedeutete, dass Thomas auf jeden Fall noch wach war. Und sie hatte nicht die geringste Lust, ihm heute Abend noch zu begegnen.
    »Nein, erst will ich wissen, ob wir es hier wirklich mit einem Serienmörder zu tun haben könnten. Hast du einen Kaffee?«
    »Ich könnte einen kochen oder wir ziehen einen am Automaten. Ist aber nur zu empfehlen, wenn du wirklich schnell Koffein brauchst.«
    Barbara schüttelte den Kopf. »Mach lieber hier einen.« Sie erinnerte sich noch gut an die Automatenbrühe.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie Sven, der an der Kaffeemaschine herumhantierte.
    »Gut. Sehr gut. Ich bin seit anderthalb Jahren geschieden und werde in einigen Wochen wieder heiraten.« Er drehte sich um und lächelte sie strahlend an. »Wir erwarten im November unser Baby, weißt du. Es wird wohl ein Junge.« Sven hatte aus erster Ehe zwei Töchter, die bei der Mutter lebten. Er hatte es also geschafft. Er hatte wieder eine Familie. Barbara wurde klar, warum er sich so lange nicht bei ihr gemeldet hatte. Eine Familie war alles, was er sich immer gewünscht hatte. Als er sich in sie verliebt hatte, hatte er vergeblich gehofft, dass er mit ihr eine gründen könnte. Schon allein das war für Barbara ein Grund gewesen, die Flucht zu ergreifen und die kurze Affäre zu beenden.
    »Schön für euch. Ich freu mich.«
    »Und du und Thomas? Er ist jetzt wieder gesund, habe ich gehört? Ich habe neulich mal Heinz Wersten getroffen.« Er fügte das fast entschuldigend hinzu. Heinz, der pensionierte LKA-Beamte, war einer von Thomas’ und Barbaras engsten Freunden.
    »Ja, er hat ein neues Herz. Und bis auf einige Medikamente, die er schlucken muss wegen der möglichen Abstoßung und der Infektionsrisiken, ist er so gesund wie noch nie in seinem Leben. Er fährt wieder selbst Auto, unterrichtet ein volles Pensum an der Uni und treibt Sport.«
    »Das ist ja schön für dich, dass du dich nicht mehr so um ihn sorgen musst.«
    Nicht um seine Gesundheit, dachte Barbara zynisch. Aber sie wollte nicht, dass Sven merkte, dass es ihr nicht gut ging, sie wusste, er war sensibel genug, um zu spüren, dass etwas nicht stimmte. »Unser Leben hat sich wieder sehr verändert«, sagte sie deshalb leichthin. »Als er noch so krank war, verbrachten wir praktisch jeden Tag miteinander, wir wollten keine einzige Minute verschwenden.«
    »So viel Nähe?« Sven klang ein wenig sarkastisch. Das war genau das, was Barbara ihm damals nicht zugestanden hatte.
    Barbara wunderte sich ein wenig. Gerade eben hatte er noch von einer glücklichen, neuen Familie erzählt, und jetzt klang deutlich Bitterkeit
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