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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer
Autoren: Silvia Kaffke
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durch.
    »Wenn der Tod praktisch jeden Moment kommen kann, wirft man schon einiges an Überzeugungen über Bord«, sagte sie leise. »Aber jetzt lebt wieder jeder von uns sein eigenes Leben.« Sie wusste in diesem Moment nicht, ob ihr das wirklich gefiel. Und wenn Thomas’ neues Leben in der Affäre mit einer Studentin gipfelte …
    Sie beschloss, Sven direkt zu fragen. »Du hast mir die Sache damals nicht verziehen, oder?«
    »Nein, nicht wirklich.«
    Seine einfache Antwort überrumpelte Barbara.
    »Liebe hört nicht einfach auf, weißt du.« Er setzte sich hin, während die Kaffeemaschine unter lauten Geräuschen das gebrühte Wasser durchzog.
    »Eben.« Barbara sprach von Thomas, und sie wusste, dass Sven das klar war. »Bist du glücklich mit deiner neuen Frau?«
    Er zuckte die Schultern. »Wir verstehen uns gut. Sandra ist sicher ganz anders als Michaela und auch ganz anders als du. Sie ist erst zweiundzwanzig, und dann wurde sie schwanger.«
    »Heutzutage muss man nicht wegen eines Kindes heiraten.«
    Barbara sah ihn an. »Du hast sie dazu überredet, nicht wahr? Weil du unbedingt eine Familie haben willst. Ach, Sven.«
    »Es geht dich eigentlich nichts mehr an, oder?«
    »Da magst du Recht haben.«
    Die nächsten Minuten verbrachten sie in quälendem Schweigen. Barbara schlürfte ihren Kaffee und vermied es, Sven anzusehen.
    Das Telefon erlöste sie schließlich aus der peinlichen Situation. Barbara wartete, bis Sven das Gespräch beendet hatte.
    »Sie haben sie am angegebenen Ort gefunden. Eine stark verweste Leiche, Kleidungsreste lassen darauf schließen, dass es sich tatsächlich um eine ältere Frau handelt. Der Fundort wird jetzt gesichert, morgen Früh rücken die Kriminaltechniker an.«
    »Du solltest das LKA ebenfalls morgen so früh wie möglich einschalten«, sagte Barbara. »Vielleicht ist es besser, wenn Max Erhard das macht.« Erhard und sein Team waren die besten Kriminaltechniker des LKA, Barbara hatte oft mit ihm gearbeitet.
    »Ja, gleich morgen früh um acht.« Sven sah auf die Uhr. Es war fast Mitternacht. »Machen wir Schluss für heute.« Er sah Barbara an. »Danke, dass du das gemacht hast.«
    Sie nickte. »Ab morgen sind dann andere Leute an dem Fall. Das LKA hat eigene Fallanalytiker, die sich mit Hirschfeld befassen können.«
    Er lächelte. »Die Beste bist immer noch du.«
    Aber Barbara spürte deutlich Erleichterung, dass ihm solche peinlichen Momente wie eben wohl in Zukunft erspart bleiben würden. Sie verabschiedeten sich mit einem Handschlag.
    Auf der Rückfahrt nach Kaiserswerth ertappte sich Barbara dabei, langsamer als gewöhnlich zu fahren. Zwar hatte sie die Hoffnung, dass Thomas vielleicht doch schon zu Bett gegangen wäre, doch sie kannte ihn gut genug. Je sicherer sie sich wurde, dass er zu Hause auf sie wartete, desto mehr schlich sie über die B 8. Erst als ein anderer später Autofahrer sie ziemlich riskant überholte, riss sie sich zusammen.
    Während sie den Wagen vor der Villa parkte, sah sie den kleinen Lichtschimmer, der durch das Arbeitszimmerfenster fiel. Vermutlich wartete er im Wohnzimmer auf sie. Barbara seufzte und blieb noch einen Moment im Wagen sitzen.
    Nein, entschied sie. Keine Diskussionen heute Nacht. Entschlossen stieg sie aus.
    Thomas kam ihr im Flur entgegen. »Hallo, das hat ja wirklich gedauert.«
    »Sie haben möglicherweise einen Serienmörder.« Barbara warf ihre Tasche in den Flur, und die Tatsache, dass der ordentliche Thomas darüber nicht die Stirn runzelte und nicht einmal eine Braue hob, zeigte ihr, dass er mit seinen Gedanken woanders war.
    »Möglicherweise?« Er sah hinter ihr her, denn sie ging schnurstracks in Richtung Schlafzimmer.
    »Jemand, der behauptet, sechs Morde begangen zu haben. Und es sieht so aus, als hätte er es wirklich getan. Sie waren nicht als Serie zu erkennen. Heyer informiert morgen Früh das LKA.« Barbara hatte schon begonnen sich auszuziehen und warf ihren Leinenpulli auf den Sessel neben der Tür.
    »Barbara …«
    »Ich muss sofort ins Bett, ich schlafe gleich im Stehen ein.« Sie legte ihre Hose auf den Sessel, holte sich ihren Pyjama aus dem Bett und verschwand im Badezimmer.
    Fünf Minuten später kam sie abgeschminkt und im Pyjama wieder zurück. Thomas hatte ihre Sachen aufgehängt und saß noch vollständig bekleidet im Sessel. »Barbara, was hat Özay dir erzählt?«
    »Das hat auch noch bis morgen Zeit.« Sie ging zum Bett, und irgendwie freute sie sich auf einmal diebisch, ihn so auf die Folter
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