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Schwarzer Rauch

Schwarzer Rauch

Titel: Schwarzer Rauch
Autoren: Stefanie Hasse
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Prolog
     
    »Darian!« Mein Schrei reißt mich aus meinem Traum. Das Echo klingt so lange nach, bis ich die Phase zwischen Träumen und Wachen überwunden habe. Es war wieder derselbe Traum, wieder dieser Name. Ich drehe mich zu meinem Wecker um. Es ist kurz vor Mitternacht, der letzte Albtraum ist noch keine Stunde her.
    Ich versuche, mich zu beruhigen, und schmiege mich ganz eng an Alex, meinen Lebensgefährten. Schlaftrunken tätschelt er mir den Arm und murmelt dabei etwas Unverständliches von bösen Träumen.
    Anfangs hat er mich noch ständig nach diesem Darian gefragt. Trotz des großen Vertrauens, das er mir entgegen bringt, zweifelt er an meinen Erklärungen. Mir würde es nicht anders ergehen. Aber so sehr ich mich auch bemühe, herauszufinden, wieso dieser Darian durch meine Träume geistert - ich finde keine Antwort.
    Wie immer muss ich den Schreck des Traumes noch verarbeiten, ehe ich wieder in den Schlaf finden kann. Es dauert lang, bis ich in die Traumwelt gleite, und noch bevor sich das Bild in meinem Kopf klärt, weiß ich bereits, in welche Richtung ich zuerst blicken werde, was ich dort zu sehen bekomme.
    Wieder befinde ich mich auf einer großen Lichtung, die von hohen, dunklen Bäumen umrandet wird. Dicke Nebelschwaden hängen über der von Moos durchzogenen Wiese unter mir. Ich krieche auf allen Vieren und muss nicht einmal einen Blick auf mich werfen, um zu wissen, dass meine Kleidung völlig verschmutzt ist. Durchweicht von Matsch und Blut klebt sie in Fetzen an meinem Körper. Mir tut alles weh, jeder einzelne Knochen, jedes Stück Haut. Als ich mich vorsichtig aufrichte, kann ich einen Aufschrei kaum unterdrücken. Ein schmerzerfülltes Keuchen kommt über meine Lippen.
    Ich blicke auf, doch im nächsten Moment bereue ich es bereits. Denn das erste, was ich zu sehen bekomme, sind die Verletzten, die sich einen halben Meter von mir entfernt schmerzerfüllt krümmen. Ein hektischer Blick nach rechts und links zeigt mir, dass es dort ebenso aussieht. Wer sich nicht mehr bewegt, ist bereits tot.
    Ich spüre die Verzweiflung in mir aufsteigen, Panik droht mich zu überwältigen und lässt mich beinahe vergessen, dass ich nur träume. Suchend schaue ich mich um. Wieder und wieder lasse ich meinen Blick über die Lichtung gleiten, aber ich kann nicht finden, was ich suche.
    Oder besser, wen ich suche.
    Der Schmerz meiner geschundenen Beine lässt weiße Flecken vor meinen Augen aufblitzen. Ich beiße die Zähne zusammen und kann mich nur mühsam aufrecht halten. Nachdem sich das Schwindelgefühl aufgelöst hat, renne ich zwischen den Hilflosen am Boden umher. Sie kümmern mich nicht. Nicht jetzt. Bei einem dunkelhaarigen Mann, der bewegungslos in einer Mulde neben einer großen Baumwurzel liegt, zwingen mich meine Füße zum Stillstand.
    Nein! Mein Herzschlag setzt aus. Ich kann das Zittern meiner Hände kaum kontrollieren, als ich die Leiche panisch umdrehe. Doch er ist es nicht. Ich kann meine Erleichterung kaum fassen, schäme mich sogar für meine Gefühle, aber dafür ist jetzt keine Zeit.
    Ich suche weiter. Angestrengt denke ich darüber nach, welche Kleidung er trägt. Wie lächerlich, dass ich mich nicht einmal daran erinnern kann. Sicherlich würde ich ihn so viel schneller finden können.
    Die nächste Leiche, die ich umdrehe, ist die einer kurzhaarigen jungen Frau. Unachtsam und respektlos lasse ich den leblosen Körper wieder in seine ursprüngliche Position rollen. Meine Verzweiflung bahnt sich ihren Weg nach draußen, überrumpelt mich, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen kann. Ich schreie aus voller Kehle, mit aller Kraft, die ich aus meinem geschundenen Körper noch herauspressen kann.
    Es ist nur ein einziges Wort, das über meine Lippen kommt, sein Name, und doch liegt all mein Schmerz in ihm:
    »Darian!«
    Plötzlich gewinnt mein Bewusstsein die Oberhand und zieht mich wie ein Rettungsseil aus meinem Traum.
    Ich bin zu aufgewühlt, zu verwirrt und ängstlich, um mich noch ein weiteres Mal an diesen Ort zu begeben. Leise schlüpfe ich aus dem Bett, um Alex nicht noch einmal aufzuwecken. Während ich nach unten gehe, ziehe ich mir meinen Morgenmantel über.
    Durch das Panoramafenster im Wohnzimmer gleitet mein Blick über den Garten, der trotz der sternenklaren Nacht düster und unheimlich erscheint. Ich öffne die Terrassentür und atme tief die mir entgegen strömende Nachtluft ein, ehe ich nach draußen gehe.
    Der Mond ist nur zur Hälfte gefüllt. Je länger ich ihn
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