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Blutige Verfuehrung 1

Blutige Verfuehrung 1

Titel: Blutige Verfuehrung 1
Autoren: Ina Cult
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1. Nachtleben
     
     
    Es war schon spät, als ich mich doch noch entschloss, auszugehen. Das erste Semester hatte ich glorreich hinter mich gebracht. Alle Scheine bestanden. Ich war stolz auf mich. Ich musste unbedingt noch feiern. Und ich brauchte einen Mann! Meine Großmutter, die mir zu meinem ersten Semester gratuliert hatte und bei der ich lebte, war bereits schlafen gegangen. Ich ging deshalb ins Bad, um mich etwas zu schminken und meine Haare hochzustecken. Ich hasste es, wenn mir die Haare beim Tanzen ins Gesicht flogen. Eigentlich hätte ich auch meine Eckzähne noch etwas abfeilen müssen, sie waren schon wieder viel zu lange, aber dazu nahm ich mir keine Zeit mehr.
    Seit ich 16 Jahre alt war, hatten meine Zähne angefangen zu wachsen. Zunächst ging ich zum Zahnarzt, der aber keine Erklärung dafür finden konnte. Ich begann mit einer Feile, die Zähne wöchentlich abzufeilen, bis sie so lange waren wie die anderen. Dann wuchsen aus meinen Fingerspitzen lange spitze Nägel, die sich jedoch nur dann hervor schoben, wenn ich besonders aufgeregt war. Als ich einer Freundin davon erzählte, sagte sie:
    "Das ist ja ekelhaft, das musst Du abschneiden." Doch die Nägel ließen sich nicht abschneiden, sie waren wie aus Stahl. Ich schämte mich dafür und versteckte sie von da an indem ich meine Hände in die Taschen steckte oder mir lange Stulpen überzog, die ich bei Bedarf bis zu den Fingerspitzen vorzog. Ich begann im Internet zu recherchieren, aber außer Berichte über das Aussehen von Vampiren fand ich nichts, was meine besonderen Merkmale erklärte. Ich versuchte deshalb, diese schrecklichen Anzeichen vor anderen zu verstecken.
    Täglich betrachtete ich mehrmals meine langen Zähne im Spiegel. Sie gruben sich in meine Unterlippe, die dann zu bluten begann. Wenn ich mit meinen Freundinnen sprach, öffnete ich den Mund kaum ein paar Millimeter. Immer wieder sagten sie zu mir: kannst du nicht deutlicher sprechen. Ich war der unglücklichste Teenager der Welt. Die spitzen Dornen an den Fingern waren kein so großes Problem. Manchmal waren sie sogar von Vorteil, nämlich dann, wenn es darum ging irgendetwas auszupacken. Da war ich unschlagbar. Kein Packband und kein Klebefilm, der mir widerstanden hätte.
    Noch mehr überrascht war ich von meinen Kräften, die ich selbst immer erst dann wahrnahm, wenn ich mich mit anderen verglich. Ich konnte mühelos mit ausgestrecktem Arm eine Person vom Boden hochheben, ohne mich anzustrengen oder jemanden so fest umarmen, dass dieser ohnmächtig wurde. Mein Fahrrad mit einer Hand über eine Treppe zu tragen, war ein Kinderspiel. Bierkisten zu Partys zu tragen ebenfalls. Natürlich gab es damit auch Probleme, denn die Jungs in meiner Umgebung bemerkten mit welcher Leichtigkeit ich solche Dinge erledigte. Sie kamen dann manchmal zu mir und befühlten meinen Bizeps, der wirklich nicht groß war. Ich erntete dann meistens ein ungläubiges Kopfschütteln. Alle glaubten, ich würde Tag und Nacht trainieren, um diese Fähigkeiten zu bekommen, doch das stimmte natürlich nicht. Ich war von Haus aus faul, Sport war nicht mein Ding. Allmählich begann ich selbst daran zu glauben, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte.
    Dass ich ein Vampir sein könnte, versuchte ich zu ignorieren. Doch ich kannte auch niemanden, der ähnliche Fähigkeiten und Probleme hatte. Wenn ich unterwegs war, schaute ich mir die Leute immer ganz genau an, besonders ihre Finger. Vielleicht lag es in der Vergangenheit. Ich fragte meine Großmutter nach meinen Eltern. Doch ich bekam immer die gleiche Antwort: Sie sind bei einem Verkehrsunfall kurz nach Deiner Geburt ums Leben gekommen. Sie hatte mir ja auch ihr Grab auf dem Friedhof gezeigt. Als ich ihr dann einmal meine langen Zähne zeigte, sagte sie:
    "Versuche einfach nicht daran zu denken. Wenn du den Mund zu hast, sieht man es auch nicht." Mehr Erklärungen habe ich von ihr nicht bekommen. Ich glaubte ihr nicht, denn auch meine Vorliebe für blutige Speisen wurde immer stärker, am liebsten aß ich Steaks roh. Wenn sie mich zum Metzger zum Einkaufen schickte, kaufte ich heimlich ein Stück rohe Leber oder blutiges Rindersteak, das ich dann auf dem Heimweg gierig hinunterschlang. Außerdem hatte ich immer Lust auf Sex. Ich war dabei auch nicht besonders wählerisch. In München war das Angebot an gutaussehenden Männern, vor allem Typen, die mir gefielen, eher dünn. Doch ich hatte endlich wieder einmal einen gefunden, der mir einigermaßen gefiel. Mit ihm
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