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Schwarzer Rauch

Schwarzer Rauch

Titel: Schwarzer Rauch
Autoren: Stefanie Hasse
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bleiben?
    »Du bist zu jung, in unseren Augen noch ein Kind. In deinem Alter ist man noch unverantwortlich, du könntest nicht mit der dir anvertrauten Macht umgehen. Nach Abschluss der Ausbildung werden die dort intensiv trainierten Fähigkeiten oft noch erweitert. Daher wäre es beinahe waghalsig, euch auf die Welt loszulassen. Erst müsst ihr in eurem normalen Leben genug Erfahrungen sammeln, Selbständigkeit erlernen und noch vieles Weitere. Dann werden die Weißen euch rufen.«

Die Wiedergeburt
     
    Drei Tage später fuhr mir die Eingebung wie ein Blitz durch den ganzen Körper. Wie an einem Band gezogen verließ ich das Café, in dem ich gerade mit ein paar Mitschülern saß. Ohne auf den Verkehr oder die Menschen um mich herum zu achten, lief ich direkt zur Kornhausgasse, deren Ende sich gabelte und das Portal zu einer anderen Welt zu sein schien.
    Heute war hier mehr los als beim letzten Mal. Schon im Garten waren viele kleine Grüppchen von Menschen versammelt. Der steinerne Mond war mit Spots fantastisch in Szene gesetzt und im ersten Kreis um ihn herum waren viele kleine Lichter angebracht. Es sah wunderschön aus.
    Ich wusste nicht so recht, was ich unternehmen sollte, kam mir total fehl am Platz vor. Noch während ich nervös von einem Bein aufs andere trat, kam auch schon Malte auf mich zu. Eine wunderschöne Frau ging an seiner Seite.
    Sie hatte dunkles Haar, das sie gekonnt hochgesteckt hatte. Es wirkte, als sei das eine Arbeit von Sekunden gewesen, kostete aber sicherlich einen Friseurbesuch oder eine Menge Arbeit, ein solches Kunstwerk zu vollbringen. Ihr schlanker Körper wurde von einem weißen Kleid verhüllt. Falls man es denn Kleid nennen konnte. Es war ein langes Stück Stoff, das sie um sich drapiert und mit einer silbernen Brosche befestigt hatte. Sie sah mich mit einem traumhaften Lächeln an und stellte sich vor:
    »Sei gegrüßt, junge Victoria. Mein Name ist Lorena, wie du sicher weißt.«
    Wie ein Blitz leuchtete es in meinem Kopf auf. Wieder eine Urzeit-Vertrauens-Erinnerung.
    »Ich begleite bis zur Wiedergeburt Sina Wagner.«
    Sina Wagner? Meine Sina? Meine beste Freundin Sina, die ich schon von frühester Kindheit an kannte?
    Ich wusste gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte, mein Gesichtsausdruck musste aber Bände gesprochen haben. Und in genau diesem Moment trat meine Sina hinter Lorena hervor und grinste mich an.
    Lorena erklärte mir: »Sina ist letzte Woche zu uns gestoßen. Soviel ich weiß, seid ihr sehr gut befreundet. Wir ändern zuweilen den Lauf der Dinge ein klein wenig, damit unsere Kinder nie ohne ihresgleichen aufwachsen. Ich habe Sina auf diesem ersten Teil des Weges begleitet, so wie Malte dir zur Seite gestanden hat. Erst nach der Wiedergeburt und der Vergabe eurer Talente kann euer Ausbilder entsprechend bestimmt werden. Ich selbst bin auch sehr gespannt darauf. Sina wurde das alles schon erklärt.«
    Die Fragezeichen standen mir riesengroß ins Gesicht geschrieben. Ich sah meine beste Freundin an und signalisierte ihr die Frage, warum sie mir nichts davon erzählt hatte.
    »Es ist niemandem erlaubt, Kontakt aufzunehmen, bevor es an der Zeit ist. Sina wusste, dass du die nächste sein würdest. Wir haben sie bereits darauf vorbereitet. Aber sie konnte es dir nicht sagen. Das entspräche nicht dem Kodex.«
    Hatte ich wieder laut gedacht?
    »Malte hat dir doch sicherlich erzählt, dass wir Gedanken lesen können, oder etwa nicht?« Sie sah mir so tief in die Augen, dass ich meinen Blick abwenden musste.
    »Ich fand es viel lustiger, es ihr nicht ganz so einfach zu machen«, beantwortete Malte ihre Frage. »Du hättest ihre Gedanken jedes Mal rauschen hören sollen, wenn ich darauf geantwortet habe. Immer dasselbe: »Hab ich das jetzt gerade laut gesagt?« «Während er die Gänsefüßchen in die Luft skizzierte, lachte er laut auf. Das anschließende spitzbübische Grinsen zauberte ihm kleine Lachfältchen um die Augen.
    Ich konnte es mir nicht verkneifen, stieß ihn mit dem Ellbogen in seine Seite und gab dabei ein Schnauben von mir.
    »Du weißt doch, dass du die Neulinge nicht so veralbern sollst. Wie sollen sie uns ernst nehmen, wenn du so unehrlich mit ihnen umgehst«, tadelte Lorena ihn gespielt entrüstet, musste sich dabei jedoch ein Lächeln verkneifen. »Nun lasst uns aber gehen, die Zeremonie wird gleich beginnen.«
    Sina und ich folgten Malte und Lorena.
    »Ich bin so froh, dass wir uns jetzt endlich hier treffen. Ich finde es zwischen den ganzen
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