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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer
Autoren: Silvia Kaffke
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Aufladeschale gestellt hatte. »Hielmann-Pross.«
    »Guten Abend, Barbara.« Die Stimme erkannte Barbara sofort. Sven Heyer von der Kripo Duisburg. »Entschuldige bitte die späte Störung.«
    »Das macht nichts, ich bin eben erst nach Hause gekommen. Worum geht es?« Ist es beruflich oder privat?, fügte sie in Gedanken hinzu. Beruflich, beantwortete sie sich die Frage. Der letzte private Anruf von Sven lag fast vier Jahre zurück. Sie waren nicht im Streit auseinander gegangen, aber wie er damals ihre Entscheidung zu Thomas zurückzukehren verkraftet hatte, konnte sie nur ahnen.
    »Ich habe heute Bereitschaft. Und gerade wurde ich angerufen. Die Jungs von der Kriminalwache sind ziemlich aus dem Häuschen. Sie haben da jemanden sitzen, der behauptet, sechs Morde begangen zu haben.«
    Barbara setzte sich augenblicklich auf ihren Schreibtischstuhl. »Sagtest du sechs?«
    »Ja. Der Typ ist einfach in die Kriminalwache marschiert und hat sich der Morde bezichtigt.«
    »Und jetzt möchtest du, dass ich mir den Mann ansehe.«
    »Bevor ich das LKA benachrichtige und sich die Sache als Flop erweist.« Er stockte. »Weißt du, seit damals habe ich den Ruf weg, überall Serienmörder zu sehen.« Damals, das war, als er und Barbara eine Serie von Kindermorden aufgeklärt hatten, an die niemand glauben wollte. »Ich hab schon einmal falschen Alarm an das LKA gegeben, der Typ war ein Spinner.«
    »Was ja eigentlich zu wünschen wäre«, warf Barbara ein.
    »Und ich wäre endgültig als Idiot entlarvt.« Svens Antwort klang resigniert.
    »Wird denn zurzeit überhaupt nach einem Serientäter gesucht? Ich habe nichts gehört, aber meine Verbindungen zum LKA sind seit Heinz Werstens Pensionierung längst nicht mehr so gut. Ich erfahre eher etwas aus anderen Bundesländern als hier aus Nordrhein-Westfalen.«
    »Nein, eben nicht. Deshalb bin ich ja so vorsichtig damit. Gefährlich scheint der Mann immerhin zu sein, er hatte ein Messer bei sich. Es wäre mir wirklich lieb, wenn du ins Duisburger Präsidium kommen würdest.«
    Barbara seufzte. »Ich habe gerade sieben Stunden Fahrt hinter mir.« Und Özay hat mir gerade erzählt, dass mein Mann mich betrügt, fügte sie in Gedanken hinzu.
    »Bitte. Ich strapaziere unsere Freundschaft nur ungern.«
    Er wusste immer noch genau, welche Register er bei ihr ziehen musste. Sie hatte ein schlechtes Gewissen wegen ihrer kurzen Affäre und dem anschließenden Schluss, der ihm gegenüber nicht sehr fair gewesen war. Ich war fair, dachte sie. Und Thomas? Wenigstens hatte sie sich damals von ihm getrennt, bevor sie in ein anderes Bett … Verdammt. Das hier war beruflich. Ihre privaten Probleme mussten warten. Und das war gar nicht so schlecht.
    »Na gut, ich werde hinkommen Aber du bist sicher vor mir da.«
    »Ich werde mit der Vernehmung auf dich warten. Das ist besser.«
    »Bis nachher.«
    Barbara legte das Telefon auf ihren Schreibtisch und ertappte sich dabei, froh zu sein, dass es etwas gab, das sie von Thomas und seiner Affäre – seiner angeblichen Affäre – ablenkte.
    An der Tür des Arbeitszimmers kehrte sie um und nahm das Telefon mit. Während sie zurück ins Esszimmer ging, wählte sie die Nummer der Taxizentrale. »Ich habe dir ein Taxi gerufen, Özay.«
    Er schreckte auf. »Aber …«
    »In dem Zustand wirst du nicht selbst fahren. Du kannst den Wagen morgen hier abholen.«
    Er setzte ein charmantes Lächeln auf, das bei seinem Alkoholpegel leicht entgleiste. »Kannst du mich nicht fahren, Barbara?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss nach Duisburg. Sven Heyer hat angerufen.« Als sie Özays Blick bemerkte, lachte sie. »Dienstlich. Er hat dienstlich angerufen.«
    Urplötzlich wirkte Özay sehr viel nüchterner als noch vor ein paar Sekunden. Er arbeitete hin und wieder als freier Journalist, wenn es als Detektiv nicht lief. Oder war es umgekehrt? Und wenn Barbara zu einem Fall hinzugezogen wurde, dann bedeutete das immer eine große Story.
    »Was ist denn in Duisburg passiert?«, fragte er.
    »Ich weiß noch nichts Genaues. Sven möchte, dass ich mir etwas ansehe.«
    »Weißt du, ich fühle mich nach dem Kaffee schon sehr viel besser, ich denke, ich kann doch selbst fahren.«
    Barbara schüttelte grinsend den Kopf. »Du willst doch nur mit deinem Wagen den Duisburger Polizeifunk abhören. Das kommt nicht in Frage.« In diesem Moment klingelte es an der Tür. »Da ist dein Taxi. Und ich werde dich höchstpersönlich reinsetzen. Komm schon.«
    Sie schnappte sich im Flur
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