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Mit 13 hat man täglich Ärger

Mit 13 hat man täglich Ärger

Titel: Mit 13 hat man täglich Ärger
Autoren: Tina Caspari
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Katja
hat einen Mordsbammel vor der neuen Schule
     
    „Wo ist ,Klemmentine’?“ fragte
Mami in jenem freundlich bestimmten Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    „Och Mami, heute am ersten
Tag!“ maulte Katja.
    „Warum nicht? Morgen oder
übermorgen mußt du sie sowieso tragen.“
    „Immer dieses Schei...“
    „Katja!“
    „Immer diese blöde Spange im
Mund! Ich seh sowieso schon so doof aus!“
    „Eben, da kommt’s ja gar nicht
mehr drauf an“, bemerkte ihre Schwester Celia trocken.
    „Glaub bloß nicht, daß du mit
deinen Zahnlücken hübscher bist!“ zischte Katja wütend.
    Fips und Markus, die
vierjährigen Zwillinge, kicherten schadenfroh, obgleich sie nicht begriffen
hatten, worum es ging.
    „Ruhe!“ donnerte Papi. „Ich
möchte in Frieden frühstücken, wenn ich bitten darf.“
    „Nun geh schon, Liebling“,
sagte Mami sanft. „Ich mach dir inzwischen ein Brötchen zurecht.“
    Katja erhob sich seufzend und
ging ins Bad hinüber. Mißmutig fummelte sie sich die verhaßte Zahnklemme in den
Mund und betrachtete sich im Spiegel.
    Sie fand sich einfach
scheußlich. Auch wenn Mami und Papi sie immer wieder mit der Schönheit ihres
honigfarbenen Haares und ihrer seegrünen Augen zu trösten versuchten und von
ihrer zarten Haut schwärmten. Für Katja waren die Haare senf- und die Augen
erbsensuppenfarben. Auf der zarten Haut tummelten sich Dutzende von
Sommersprossen, die Nase war zu klein und stupsig, der Hals zu lang. Na und
dann diese schlaksigen, überlangen Arme und Beine, zum Verzweifeln! Wie ein
Hampelmann!
    Nicht, daß Katja eitel gewesen
wäre, im Gegenteil: Sie verachtete Mädchen wie ihre achtjährige Schwester
Celia, die nichts als Kleider und Frisuren im Kopf hatten und sich dreimal am
Tag umzogen! Aber Katja fühlte sich einfach nicht wohl in ihrer Haut. Sie haßte
es, ein Mädchen zu sein, fühlte sich nicht wie ein Mädchen, und da sie kein
Junge sein konnte, war sie eben ein scheußliches Nichts, basta! Und das mit
fast dreizehn Jahren!
    Katja schnitt ihrem Spiegelbild
eine Fratze und ging in die Küche zurück.
    „Na, siehst du!“ sagten Mami
und Papi überflüssigerweise.
    Mami legte ihr ein dick mit
Butter und Honig bestrichenes Brötchen auf den Teller, als könne sie damit
etwas gutmachen, und schenkte ihr Tee und Milch ein.
    „Na, biste jetzt wieder muff?“
stichelte Celia.
    „Ach, hör du doch auf!“ giftete
Katja zurück.
    Mami warf ihr einen besorgten
Blick zu. „Ich bin sicher, es wird dir in der neuen Schule großartig gefallen.
Fips, schmatz nicht so! Denk doch, wie modern und schick die Gebäude sind! Ich
habe bei der Anmeldung zuerst geglaubt, wir hätten uns in ein Luxushotel
verirrt. Und der Direktor war reizend, er hat uns sogar Katjas Klasse gezeigt,
damit...“
    „Nur von außen!“
    „Nun ja, aber er war doch sehr
nett!“
    „Ich habe neulich gelesen“,
fiel Papi ein, „daß die bayerischen Schüler die besten der Welt sein sollen.“
    „Ja, da haben sie dann ja auch
gerade auf mich gewartet!“ muffelte Katja.
    „Ich bitte dich, Kind, du hast
doch nichts zu befürchten, mit deinen guten Noten!“
    „Wart’s ab.“
    „Ich weiß nicht, warum du immer
alles so negativ sehen mußt — Celia, sitz gerade! — , das ist eine schreckliche
Angewohnheit. Menschen, die alles so schwarzsehen — Markus, nimm sofort den
Finger aus der Nase! — , die vergiften sich ihr ganzes Leben — zum
Donnerwetter, paß doch auf, Fips, merkst du denn nicht, daß du kleckerst!“ So
war das mit Mami: Sie redete nach allen Seiten zugleich, und jeder konnte sich
dann heraussuchen, was für ihn bestimmt war. Katja kannte sich da aus, aber für
Außenstehende war es schwierig, und es hatte schon manche Panne gegeben. So war
der Teppichboden fürs Wohnzimmer im Hobbykeller verlegt worden, und die Waschmaschine
fand sich nach langem Suchen auf dem Boden wieder.
    „Ich bin gar nicht negativ!“
begehrte Katja auf. „Es ist nur zufällig so, daß ich eine ganze Menge
Erfahrungen habe, was neue Schulen betrifft. Wenn es wenigstens eine gemischte
Schule wäre, Jungens sind viel sachlicher, mit denen kann man auskommen. Aber
nur Mädchen — sechsunddreißig Weiber auf einem Haufen! Puh!“
    „Man sollte nie Vorurteile
haben“, sagte Papi mahnend, „und das ist ein ganz dummes Vorurteil.“
    „Was sind eigentlich
Vorurteile?“ fragte Celia.
    „Nun zum Beispiel, wenn du
jetzt denkst: In der neuen Klasse werden alle Kinder blöd sein und mir nicht
gefallen! Obgleich du
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