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Verrückt nach einer Vampirin

Verrückt nach einer Vampirin

Titel: Verrückt nach einer Vampirin
Autoren: Barbara Monajem
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    Vampir: Ein menschliches Wesen mit genetischer Mutation, das sich unter anderem durch die Herausbildung von Reißzähnen in der Pubertät, heftiges Verlangen nach menschlichem Blut und unwiderstehliche Anziehungskraft auf das andere Geschlecht auszeichnet. Der Legende nach existiert diese spezielle Form der Mutation seit Jahrtausenden, tritt jedoch so selten auf, dass die Mehrheit der Menschen nicht an die Existenz dieser Wesen glaubt.
    D. Tull, Gesellschaft zum Schutze
    nicht-mythischer Wesen
    O phelia Beliveau rammte sich die Reißzähne zurück in den Oberkiefer, wo sie hingehörten, woraufhin sie sich in den Daumen stach und die gottverdammten Dinger gleich wieder nach unten glitten. Sie saugte an der winzigen Wunde und blickte finster auf den verwüsteten Garten. Beleidigungen? Nichts als Worte. Eine tote Katze vor der Haustür? Widerlich und gruselig. Zugegeben, sie hätte das arme Tier begraben sollen, als sie die Gelegenheit dazu hatte. Doch niemand – verdammt noch mal,
niemand
 – verwüstete ungestraft ihren Garten.
    Während sie die Wunde versiegelte und die Fangzähne dieses Mal behutsamer an ihren Platz verbannte, ging sie im Kopf die Möglichkeiten durch, die sie hatte. Dem Scheißkerl aus Rache seinen eigenen Garten zu Kleinholz verarbeiten? Nein, das konnte sie den wehrlosen Pflanzen nicht antun, selbst wenn sie derart vernachlässigt waren, dass sie ohnehin bald eingehen würden. Den Bastard zum Krüppel schlagen? Damit machte sie die Last, die seine Frau und seine Kinder zu tragen hatten, nur noch schlimmer. Ihn töten? Die Vorstellung war verlockend, aber was würde aus ihren eigenen Pflanzen werden, wenn sie im Gefängnis vermoderte? Weggeschlossen, einsam, ungeliebt. Nein, das kam gar nicht in Frage. Ihr Garten hatte etwas Besseres verdient.
    Ophelia dachte angestrengt nach, ohne jedoch eine neue Idee zu haben. Dann tat sie etwas, von dem sie sich geschworen hatte, es niemals zu tun. Sie rief die Polizei.
     
    Gideon O’Toole riss sich das Handy vom Ohr. »Artemisia, ohne Anzeige kann ich unmöglich eine Untersuchung wegen Erpressung einleiten. Wo sollte ich denn da beginnen?«
    Die Stimme seiner Schwester war so dröhnend, dass es in der Leitung knisterte. »Sie hat viel zu viel Angst.«
    »Das ist der Grund dafür, warum die meisten Erpresser ungeschoren davonkommen«, antwortete Gideon, doch Artemisia redete ohne Pause weiter. Meine Geduld ist unerschöpflich, dachte er bei sich, während er die pfeilgerade Landstraße Louisianas entlangraste und in Gedanken bereits bei einem verspäteten Mittagessen in Form von Bier und Steak saß, das er in Gesellschaft seiner drei Hunde einnehmen würde. »Ich muss jetzt Schluss machen, Schwesterherz«, sagte er. Er fand, sie hatte sich lange genug bei ihm ausgeheult. »Ein Notruf wegen Vandalismus. Sprich mit deiner Nachbarin, bring sie dazu, mit der Wahrheit herauszurücken. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
    Wenigstens musste er nicht weit fahren, um sein Ziel zu erreichen: ein alter Trailer, eine Mischung aus mobilem Haus und überdimensioniertem Wohnwagen auf Betonpfeilern, umgeben von einem verwüsteten Blumengarten und einem ehemals gepflegten Rasen. Auch ein Gewächshaus, hinter dem sich eine Reihe von Komposthaufen bis zum Waldesrand erstreckte, befand sich auf dem Grundstück. In der Auffahrt stand ein auf Hochglanz polierter grüner Pick-up mit seitlichem Werbeaufdruck. In dem Wagen steckt bestimmt das gesamte Vermögen des Besitzers, mutmaßte Gideon. Vermutlich will der Kerl Eindruck bei seinen Kunden schinden. In dem einen oder anderen Garten in und um Bayou Gavotte waren Gideon bereits die kleinen Schilder der Landschaftsgärtnerei Beliveau aufgefallen. Allesamt Gärten wie aus dem Bilderbuch. Na ja, auf der anderen Seite würde nur ein Idiot seine misslungenen Projekte bewerben.
    Gideon lenkte seinen alten kastanienbraunen Mercedes in einer engen Kurve auf die Beliveau-Auffahrt und parkte hinter dem grünen Pick-up, wodurch er eine graugetigerte Katze erschreckte, die wie von der Tarantel gestochen über den Rasen schoss. Hinter dem Pick-up, in einer schlammigen Pfütze, umringt von unzähligen zerbrochenen Blumentöpfen und verstreut herumliegenden Pflanzen, stand eine Frau mit einem doppelläufigen Jagdgewehr im Anschlag. Obwohl sie nicht direkt auf ihn zielte, war unmissverständlich zu erkennen, dass sie keine Sekunde zögern würde, einen Schuss abzugeben, wenn sie es für angebracht hielt.
    Gideon musterte sie
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