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Verrückt nach einer Vampirin

Verrückt nach einer Vampirin

Titel: Verrückt nach einer Vampirin
Autoren: Barbara Monajem
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graugetigerte Katze, die sich unter dem Trailer hervorschob. »Und Sie haben nicht vor, etwas dagegen zu unternehmen?«
    Verflucht,
dachte Gideon.
Ihr Frauen seid doch alle gleich.
Wieso vergeudete er bloß seine Zeit hier? In seinem Alter müsste er es eigentlich besser wissen. »Nicht mein Problem, bis sie Anzeige erstattet.« Er nahm einen Schluck und stellte die Dose neben dem Stuhl ab. Es war höchste Zeit, den Bericht abzufassen und zu seinem Bier, seinem Steak und seinen drei Hunden zu flüchten, die um Längen unkomplizierter als Frauen waren.
    Als Gideon nach seinem Klemmbrett greifen wollte, fauchte die Katze ihn hysterisch an.
    »Psyche ist kein sonderlich freundliches Geschöpf«, sagte Ophelia und hob das Tier hoch, das unter ihren Stuhl gekrochen war. »Genau wie ich hat sie so ihre Probleme mit Männern.« Psyche schnurrte, während sie Gideon mit glühenden gelben Augen anfunkelte. »Das ist vermutlich der Grund dafür, dass sie noch lebt.«
    Ophelia nahm in aller Seelenruhe einen weiteren Schluck und überließ es Gideon, sich den Rest zusammenzureimen. Plötzlich wurde ihm bewusst, was sie meinte, und ein unbehagliches Gefühl erfasste ihn. »Sie hatten früher eine verschmuste Katze, die Ihr Nachbar …«
    »So ähnlich. Vor ein paar Tagen fand ich eine tote Katze vor meiner Tür.«
    »Was zum Teufel!« Gideon umfasste die Lehnen des Plastikstuhls und drückte sich nach oben. Seine Handknöchel liefen weiß an.
    Die Katze fauchte abermals und grub die Krallen in Ophelias Oberschenkel, ehe sie wieder unter dem Trailer Zuflucht suchte. Schaudernd blickte Ophelia auf das Blut, das aus den Kratzern sickerte. »Arme Psyche. Sie haben sie erschreckt.« Sie benetzte ihren Zeigefinger und verrieb die winzigen roten Tropfen. Ohne aufzublicken sagte sie mit plötzlicher Ungeduld: »Kein Grund, sich aufzuregen. Das war gar nicht meine Katze. Nur ein alter Streuner, der schon vorher tot war, von einem Auto überfahren. Ich hatte das arme Tier bereits am Morgen auf dem Weg zu einem Kunden im Straßengraben liegen sehen und mir vorgenommen, es abends zu vergraben. Ich war spät dran, müssen Sie wissen.« Als Ophelia sich das Blut vom Finger leckte, hätte Gideon schwören können, dass sie einen wohligen Seufzer ausstieß. Wenige Augenblicke später hob Ophelia den Blick. »Nachdem ich sie bei mir gefunden hatte, habe ich Wyler die Katze auf die Veranda gelegt. Bei uns hier draußen sind überfahrene Tiere an der Tagesordnung, deshalb habe ich darauf gebaut, dass seinen Kindern die tiefgründigere Symbolik entgeht.«
    »Wieso haben Sie keine Anzeige erstattet?« Gideon beugte sich nach vorne und konnte sich gerade noch davon abbringen, sie bei den Schultern zu packen und kräftig durchzuschütteln. »Was, wenn er in der Nacht kommt und Sie alleine sind?«
    »Ich bitte Sie«, sagte Ophelia verächtlich. »Wyler? Dieser Feigling doch nicht.« Sie seufzte abermals. »Ich habe es noch im selben Moment bereut. Was ich getan habe, war vollkommen respektlos der armen Katze gegenüber, die ein anständiges Begräbnis verdient hätte. Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, kam mir der Verdacht, dass Wyler damit vermutlich gar nichts zu tun hatte. Er ist kindisch und rachsüchtig, aber nicht morbide.«
    Als sie sich erhob und wegdrehte, sah Gideon gerade noch, wie ein Schatten über ihr Gesicht huschte. »Er nicht, aber dafür jemand anderes, habe ich recht? Verdammt, Ms. Beliveau, Sie …«
    Ophelia schnitt ihm unsanft das Wort ab. »Im Gegensatz zu der armen Frau, die erpresst wird, kann ich sehr gut auf mich selbst aufpassen.«
    Verflucht noch mal.
»Ich nehme an, Sie spielen auf Ihr Gewehr an. Was, wenn er – oder wer auch immer – nachts in Ihr Haus eindringt, während Sie schlafen? Oder er im Vollrausch mit seinen Kumpels bei Ihnen einfällt? Sagen Sie mir endlich, wer dieses Arschloch ist, und ich kümmere mich um alles Weitere.« Gideon brannte förmlich darauf, ihr zu helfen.
    »Nicht der Rede wert«, antwortete Ophelia, hob einige der zertretenen Lilien auf und hielt schützend die Hand unter die spiralförmigen Wurzeln. »Es kommt eben manchmal vor, dass sich Männer auf mich fixieren. Keine große Sache.«
    »Das sehe ich anders. Vor allem, wenn die Gefahr besteht, dass die Typen nachts uneingeladen in Ihrem Schlafzimmer stehen oder eine Morddrohung in Form einer toten Katze auf ihrer Türschwelle hinterlassen. Sie sollten sich wenigstens einen Wachhund zulegen. Haben Sie ein Handy, für den Fall, dass
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