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Verrückt nach einer Vampirin

Verrückt nach einer Vampirin

Titel: Verrückt nach einer Vampirin
Autoren: Barbara Monajem
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Ophelia ihn mit messerscharfen Blicken sezierte. »Was sollte das denn?«, zischte sie. »Wer hat Ihnen erlaubt, sich in meine Angelegenheiten zu mischen?«
    »Dann hätten Sie mich nicht rufen sollen. Regen Sie sich nicht auf. Was ist schon gegen ein wenig Schikane einzuwenden? Wenn tatsächlich ein Wagen zwischen hier und der Innenstadt sein sollte, machen wir ihn nur ein wenig nervös.«
    Als Ophelia lächelte und sich der Hauch von Röte auf ihre Wangen legte, wurde Gideon ganz warm ums Herz. »Vielen Dank«, sagte sie und wich zurück, als hätte sie sich verbrannt. »Gott, habe ich einen Durst. Wollen Sie auch eine Cola?«
    Und wie er wollte. »Ja danke.«
    Ophelia wirkte beinahe etwas durcheinander. Wunder oh Wunder, sie war nicht verheiratet. Und hatte auch keinen Freund. Und obwohl er nicht ernsthaft damit rechnete, von dieser Frau je etwas anderes als Feindseligkeit zu ernten, schoss ihm zum hundertsten Mal durch den Kopf, was für ein Prachtexemplar sie war, und dass er nichts unversucht lassen sollte. »Korruption hat eben auch ihre guten Seiten, finden Sie nicht auch?« Für den Bruchteil einer Sekunde fragte er sich, ob er damit die Cola verspielt hatte und ob es tatsächlich etwas brachte, wenn er auf ein Getränk blieb. Als Antwort stieß Ophelia einen kurzen zynischen Laut aus, der an ein genervtes Schnauben erinnerte, und setzte sich in Bewegung.
    Für eine Frau war sie ungewohnt durchtrainiert, was angesichts ihres Berufes nicht sonderlich überraschend war. Ihre Bewegungen waren geschmeidig und entschlossen. Im selben Moment, in dem sie im Trailer verschwunden war, klingelte Gideons Handy. Seufzend blickte er aufs Display. »Was gibt es denn jetzt schon wieder, Art?«, nahm er das Gespräch entgegen und hielt vorsichtshalber das Handy ein Stück von sich. »Ist deine Freundin endlich bereit, Anzeige zu erstatten?«
    Gideon hatte kaum ausgesprochen, da legte seine Schwester schon wieder los. Gideon regulierte die Lautstärke nach unten, klemmte sich das Handy zwischen Schulter und Ohr und machte sich daran, den Einsatzbericht zu verfassen, in dem er das Ausmaß der Verwüstung des Gartens festhielt. Ein Fledermauskasten, in dem sich offensichtlich Wespen eingenistet hatten, baumelte schief im Wind über den zertrümmerten Scheiben des Gewächshäuschens. Er hielt sämtliche Schäden fest, ließ das Marihuana jedoch absichtlich unerwähnt.
    »Wir – die Polizei – haben zwei Optionen«, sagte er, als seine Schwester endlich Luft holte. »Entweder erstattet deine Freundin oder ein anderes Opfer Anzeige oder wir warten, bis einem der Kragen platzt und der Kerl umgelegt wird. Letzteres wäre an und für sich nicht weiter schlimm, abgesehen davon, dass wir es in diesem Fall mit einem Mord zu tun hätten, den wir dann lösen müssten.« Als er aufblickte und sah, dass Ophelia ihm eine Dose Cola anbot, hielt er einen Finger in die Luft. »Deine Freundin hat genau zwei Möglichkeiten. Entweder sie bezahlt oder sie packt aus.« Er hielt inne. »Klar hat sie Angst. Deshalb funktioniert Erpressung eben auch. Ich muss jetzt Schluss machen. Ja, ich hab dich auch lieb, Baby.« Er klappte das Handy zusammen, nahm die Cola und folgte Ophelia zurück zum Tisch.
    »Ihre Frau?« Seine Gastgeberin öffnete die Getränkedose und nahm – den Kopf leicht in den Nacken gelegt, so dass sich ihr Hals anmutig nach hinten bog – einen kräftigen Schluck. Während ihrer Stippvisite im Innern des Trailers hatte sie sich Hände und Gesicht gewaschen. Schade nur, dass sie es wohl kaum seinetwegen getan hatte, sondern nur, um endlich wieder sauber zu sein. Doch die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.
    »Meine Schwester. Ich bin nicht verheiratet.« Gideon gab sich größte Mühe, nicht zu grinsen. »Ich bin Single, genau wie Sie.«
Was soll’s?
Er konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen.
    »Schlagen Sie sich das ganz schnell aus dem Kopf«, fuhr Ophelia ihn an. »Ich stehe nicht zur Verfügung.«
    Sie sich aus dem Kopf schlagen? Leichter gesagt als getan. Er spreizte die Hände. »Habe ich was gesagt?« Gideon lächelte verschlagen. »Aber jetzt, wo Sie das Thema schon mal angeschnitten haben: Warum denn nicht?«
    Ophelia warf ihm einen finsteren Blick zu und ignorierte seine letzte Bemerkung. »Wer wird denn erpresst?«
    »Eine Nachbarin meiner Schwester.« Er lächelte sie abermals an.
    »Die arme Frau. Sie steht bestimmt vollkommen neben sich.« Gideons Gastgeberin musterte ihn kritisch. Genau wie die
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